Tiergottesdienst und buntes Programm auf dem Gnadenhof Nussloch

1993 - Gnadenhof Adventsfeier 3

Christina Gonzalez (r.)

Ein Tiergottesdienst war der Höhepunkt bei der Adventsausstellung auf dem Gnadenhof. Dieser liegt zwischen Leimen und Nußloch an der B3  und bietet mehreren Dutzend Schafen, Ziegen und Ponys, die Opfer von Tierquälerei wurden, ein unbeschwertes Zuhause. Dieses “Tierasyl” von Christina Gonzalez wird hauptsächlich vom Verein “Das Glück im Schafspelz e.V.” unterstützt und führte am vergangenen Wochende eine Adventsausstellung mit Rahmenprogramm durch.

Eröffnet wurde die Veranstaltung vom Posaunenchor Bammental und der Reitverein Nussloch unter der Führung von Thomas Sohns kam gleich mit drei Nikoläusen hoch zu Pferde, die Süßigkeiten an die anwesenden Kinder verteilten. Diana’s Cha-Cha-Club aus Wiesloch brachte mit Musik und Tanz Schwung und Pepp unter die Leute.

Der Höhepunkt des Tages war jedoch der von Pfarrer Manfred Weida (Nußloch) gehaltene Tiergottesdienst, mit dem er im wahrsten Sinne des Wortes an dieser Stelle viele Schäfchen gewonnen und viele andere verzaubert hat. Die Predigt gefiel den Anwesenden so gut, daß wir sie hier ungekürzt wiedergeben.

Tiergottesdienst von Pfarrer Manfred Weida auf dem Gnadenhof Nußloch, Jes.11

1988 - Pfarrer Manfred Weida

Pfarrer Manfred Weida

Liebe Tierfreunde, dieser Text, den ich eben vorgelesen habe, ist eine uralte Prophezeiung aus den heiligen Schriften. Er geht auf Jesaja zurück, der vor ungefähr 2700 Jahren in Israel gelebt hat. Es geht um den Friedenskönig. Er wird Gerechtigkeit schaffen ganz besonders für den Armen und den Elenden. Gerechtigkeit. Das ist für uns ein wichtiges Wort. Gerechtigkeit, das heißt: da gibt es nicht einfach diesen Riesenunterschied:

  • Die die alles haben, die mächtig sind und alles bestimmen
  • Und die, die nichts haben, die ohnmächtig sind und nichts zu sagen haben

Gerechtigkeit meint: jeder kann leben – jeder hat Raum zum Leben. Jeder hat das, was er zum Leben braucht. Der Friedenskönig spricht dem Armen Leben zu und tritt dem Gewalttätigen entgegen. So entsteht eine neue Ordnung, eine Ordnung des Friedens, in der Gerechtigkeit und Recht gelten und in der es keinen Frevel mehr gibt. Ein Friedensreich. Und das Interessante an diesem alten Text ist, dass sich das Friedensreich auch auf die Tierwelt erstreckt.

1993 - Gnadenhof Adventsfeier 4

Tiergottesdienst am improvisierten Altar

Wer denkt an die Tiere? Wir wünschen uns Gerechtigkeit und Frieden besonders jetzt an Weihnachten, dass in Syrien der Bürgerkrieg zu Ende geht, dass in Afrika und Bangladesch die Arbeiter besonders die Kinder nicht so ausgebeutet werden, dass der internationale Terror aufhört, dass die Bootsflüchtlinge und mit ihnen viele andere, die zu Hause geblieben sind ein menschenwürdiges Leben finden. Aber wer denkt an die Tiere? Frieden und Gerechtigkeit für die Tiere?

  • Wolf und Lamm wohnen beieinander
  • Der Panther und der Ziegenbock
  • Kühe und Bären weiden zusammen, ihre Jungen liegen beieinander
  • Und auch der Löwe ist dabei und frisst Stroh
  • Ein Kind spielt am Loch einer Schlange

Das ist eine faszinierende Vision: auch die Tiere gehören mit dazu. Auch zwischen den Tieren und vor allem zwischen Mensch und Tier kann es so etwas wie einen Frieden geben, zwischen Mensch und Tier kann Gerechtigkeit stehen, dass jeder sein Recht und seinen Lebensraum bekommt.

1993 - Gnadenhof Adventsfeier 6Wir haben vorhin die Geschichte von Frau Gonzales gehört und es gibt ja unendlich viele solcher Tiergeschichten. Ein kleiner Vogel, den ein Kind auf der Straße findet. Den es liebevoll pflegt, bis der Vogel wieder selber leben kann. Und ich denke, dass jedes Tier hier auf dem Gnadenhof so seine eigene Geschichte erzählen könnte. Ein Schaf, das in Heidelberg drüben zu Forschungszwecken nötig schien, das jetzt seine Pflicht getan hat eigentlich entsorgt werden müsste. Oder ein Hund als Haustier gedacht aber dann doch nicht so erzogen, misshandelt, verwahrlost, davongejagt. Oder denken wir an die Geschichte von Millionen Schlachtvieh auch in unserem Land, kaum Raum sich zu bewegen, nur da um Fleisch anzusetzen. Denken wir an die Billigwürstchen in den Kühlregalen der Supermärkte. In jeder Wurst die Lebensgeschichte eines Tiers.

Zwei besondere Tiergeschichten

1993 - Gnadenhof Adventsfeier 5Es war der 18. Juli 387 v.Chr. Unbemerkt hatten mehrere Keltenstämme die Alpen überwunden, sich der Stadt Rom genähert und drohten, sie zu vernichten, erzählt uns der Geschichtsschreiber Livius. Lange Zeit hatten die Römer geglaubt, dass die Alpen ein unüberwindliches Hindernis für jeden Angriff von Norden darstellten, und sich absolut sicher gefühlt. Auch am Morgen des 18. Juli hatten die Stadtbewohner friedlich in ihren Betten geschlafen. Nur ein paar Gänse auf dem Kapitol waren wach. Diese Gänse haben als die einzigen die Gefahr für ihre Stadt gespürt. Mit ihrem lauten Geschnatter ist es ihnen gelungen, die Bewohner zu wecken. Gerade noch rechtzeitig haben die Römer erkannt, was passiert war, und konnten so die Stadt retten.

1993 - Gnadenhof Adventsfeier 2In der Bibel gibt es eine merkwürdige Geschichte von einem Esel. Ein heiliger Mann hatte die Gabe zu segnen und zu fluchen. Der König hatte ihm einen Sack voll Geld versprochen, wenn er über Israel, das Volk Gottes, einen Fluch legt. Zuerst hatte er sich geweigert. Er hatte so seine Vorahnung. Dann hat ihn doch das Geld gelockt. Mit seinem Esel reitet er los, um zu fluchen. Sie kommen durch eine hohle Gasse. Der Engel spürt, dass ihnen der Engel Gottes entgegentritt. Er versucht auszuweichen. Geht ganz am Rand. Dabei streift das Bein des Reiters am Wegrand. Der Heilige Mann ist wütend. Er schreit auf den Esel ein und beginnt ihn mit seinem Stock zu schlagen. In diesem Augenblick fängt der Esel an zu sprechen: habe ich dich nicht geduldig überall hingebracht? Dich immer getragen? Jetzt öffnet Gott auch dem Bileam die Augen und er sieht den Engel Gottes mit dem Schwert in der Hand. Warum hast du deine Eselin geschlagen? Noch ein Schritt weiter und es wäre um dich geschehen. Und er rutscht vom Esel, kniet sich auf den Boden: ich habe einen schweren Fehler gemacht.

1993 - Gnadenhof Adventsfeier 1Tiere sind nicht einfach unser Besitz, mit dem wir tun und alles können, was wir wollen. Tiere sind Partner von uns Menschen und sie haben auch ohne uns ihren Platz in unserer Welt. Sie wollen leben wie wir. Und sie dürfen leben. Sie stehen unter dem Schöpfungssegen Gottes.

Eine wunderschöne Vision, dieser Adventstext bei Jesaja. Es wird Gerechtigkeit sein und Frieden zwischen den Menschen, zwischen den Mächtigen und Ohnmächtigen, zwischen den Reichen und den Armen. Und dieser Friede wird auch bis zu den Tieren hin reichen: Wolf und Lamm wohnen beieinander. Der Panther und der Ziegenbock. Der Löwe frisst Stroh und ein Kind spielt am Loch der Schlange

Wann wird das sein? Wird das überhaupt einmal sein in unserer Welt? Die Schriften sagen: so will es Gott. So ist es seine Absicht. Nun wir können nicht hinter die Geschichte schauen. Aber wir können Gottes Sicht von der Welt aufnehmen und schon jetzt leben.  Das ist der Sinn vom Advent auch wenn es noch dunkel ist. Wir zünden eine Kerze an und haben mit der Kerze hier ein Licht. Und so freuen wir uns auf Weihnachten. Schon jetzt können wir die guten Gedanken Gottes leben.  Die Tiere sind gesegnet wie wir Menschen. Gottes geliebte Geschöpfe

Nicht unser Besitz, mit dem wir tun und lassen können, was wir wollen. Und darum Respekt gegenüber den Tieren, gegenüber dem Lebendigen. Da ist eine hässliche, tiefe Wunde in der Beziehung Mensch Tier. Da dürfen wir nicht einfach wegschauen, gedankenlos mitmachen, mit den Augen Gottes die Natur sehen, das Tier sehen, und davon unser Handeln bestimmen lassen. So soll heute in diesem Tiergottesdienst der Segen auch und ganz besonders den Tieren zugesagt werden.

Wenn Gott am Anfang die Tiere gesegnet hat dann machen wir da weiter: der Segen Gottes gilt auch euch. Und wir wollen unter dem Segen jetzt schon den Frieden leben, der einmal die ganze Schöpfung bedecken wird. Tragt in die Welt ein Licht, sagt allen fürchtet euch nicht. Gott hat euch lieb groß und klein, seht auf des Lichtes schien. Dieses Advents und Weihnachtslicht tragen wir zu den Menschen, zu den Kindern. Es mahnt die Reichen und es tröstet die Ohnmächtigen und es gilt auch für die Tiere.

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