Scheidender Feuerwehr-Kommandant Hans-Jürgen Moser mit Bürgermedaille geehrt

(fwu – 14.4.16) Auf Beschluss des Gemeinderates wurde der aus Altersgründen scheidende Sandhäuser Feuerwehrkommandant Hans-Jürgen Moser in einer feierlichen Zeremonie von Bürgermeister Georg Kletti mit der Bürgermedaille in Gold geehrt.

6932 - Moser Sandhausen - 2Die in der Festhalle durchgeführte Veranstaltung wurde musikalisch vom Musikverein Sandhausen untermalt und neben der von Bürgermeister Georg Kletti gehaltenen Laudatio (siehe unten) ergriffen auch der stellvertretende Kreisbrandmeister Udo Denz und Mosers Nachfolger im Amt Markus Zielbauer das Wort und würdigten die Leistungen des scheidenden Feuerwehrkommandanten.

Als letzter Redner des Tages bedankte sich Hans-Jürgen Moser für die vielen lobenden Worte, bevor die gesamte Festkorona vor die Festhalle ausmarschierte, um das neueste Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Sandhausen feierlich zu übernehmen. Im Anschluss daran gab es ein vorzügliches kaltwarmes Buffet und die Möglichkeit zu persönlichen Gesprächen.


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Laudatio von Bürgermeister Georg Kletti (red. gekürzt):


Sehr geehrter Herr Moser!

Sie blicken heute auf lange Jahre eines unermüdlichen und unerschrockenen Einsatzes für Ihre Mitmenschen zurück. Sie haben viel erlebt in diesen Zeiten, Sie haben viel geleistet, Sie haben manche schwierige und gefährliche Situation durchgestanden. Es war Ihnen immer selbstverständlich, Tag und Nacht bereitzustehen, um im Notfall Rettungseinsätze zu leiten. Rettungseinsätze, die Sie nicht nur oftmals um Ihre Freizeit oder Ihre Nachtruhe brachten, sondern bei denen Sie manchmal auch Gefahr liefen, Ihre Gesundheit oder gar Ihr Leben zu riskieren. Sie haben das auf sich genommen, weil es Ihre Lebensphilosophie war – und ist –, etwas für andere Menschen, etwas für das Gemeinwesen, in dem Sie leben, zu tun.

6932 - Moser Sandhausen - 5Wenn sich jemand 29 Jahre der Gemeinschaft als Feuerwehrkommandant bzw. stellvertretender Kommandant zur Verfügung stellt, Familie und Arbeitsplatz verlässt, wann immer er gerufen wird, wie selbstverständlich Mühen, Ärger und nicht selten auch Gefahren auf sich nimmt, dann ist es nicht nur recht, sondern auch billig, dass sich die Gemeinde dankbar zeigt. Der Gemeinderat hat deshalb beschlossen, Sie mit der Bürgermedaille in Gold auszuzeichnen.

Ich gratuliere Ihnen zu dieser vorbildlichen Leistung, die heute keineswegs selbstverständlich ist. Umso berechtigter erscheint es mir, Menschen, die mit ihrem Gemeinsinn, mit ihrem bürgerschaftlichen Engagement und mit ihrer Hilfsbereitschaft ein Beispiel für andere geben, auch durch eine entsprechende Anerkennung hervorzuheben.

Die meisten Menschen nehmen es als ganz selbstverständlich hin, dass die Feuerwehr immer und überall unverzüglich erscheint, wenn sie gerufen wird, und dass sie dann tatkräftig und umsichtig zur Hilfe schreitet. Sie nehmen es als selbstverständlich hin, weil die Einrichtung der Feuerwehr altvertraut ist und weil sie immer wieder erleben, wie prompt und zuverlässig die Feuerwehrleute sind. Und deshalb sagen die Betroffenen vielleicht noch „Dankeschön“. Aber sie verschwenden kaum einen Gedanken daran, was diese unermüdliche Einsatzbereitschaft für die Feuerwehrleute bedeutet oder wie viel Organisation und Logistik hinter jeder Rettungsaktion steckt.

6932 - Moser Sandhausen - 3Dank Ihrer umsichtigen Leitung, sehr geehrter Herr Moser, war die Freiwillige Feuerwehr Sandhausen allen Aufgaben, die sich ihr in den letzten Jahren stellten, mehr als gewachsen. Sie haben sich – in, wie ich selber erlebt habe, manchmal zähen Verhandlungen mit mir – dafür eingesetzt, die Ausrüstung Ihrer Mannschaft auf den neuesten Stand zu bringen. Sie haben die Leute motiviert, bei der Feuerwehr mitzumachen; und Sie haben sie motiviert, dabeizubleiben, auch wenn es manchmal im wahrsten Sinne des Wortes heiß herging. Als Kommandant waren Sie immer ein Ansprechpartner für Ihre Leute, doch Sie haben sich und Ihre Truppe stets als Team verstanden. Denn schnelle und zuverlässige Hilfe ist nur möglich, wenn jeder sich auf den anderen verlassen kann und jeder weiß, was zu tun ist.

6932 - Moser Sandhausen - 4Das gilt umso mehr, als das Einsatzspektrum, das die Feuerwehr zu bewältigen hat, in den letzten Jahrzehnten immer breiter geworden ist. Das, was wir traditionsgemäß mit der Feuerwehr verbinden, die Bekämpfung von Bränden, ist längst nicht mehr ihre ausschließliche Aufgabe. Seit Sie, sehr geehrter Herr Moser, vor 40 Jahren zur Freiwilligen Feuerwehr kamen, sind die Anforderungen stetig angewachsen.

Neben das Feuerlöschen und die vorbeugende Brandbekämpfung sind Rettungs- und Bergungsdienste bei schweren Unfällen und Naturkatastrophen getreten. Verletzte bergen, Ölspuren beseitigen, Gefahrgüter umpumpen, das gehört heute genauso zum Alltag der Freiwilligen Feuerwehr wie das Löschen von Bränden. Jeder Feuerwehrmann – und jede Feuerwehrfrau – muss deshalb nicht nur mit der Spritze umgehen können, sondern auch mit Schneidbrenner oder Sauerstoffgerät. Er beziehungsweise sie muss nicht nur etwas von Brandbekämpfung verstehen, sondern auch etwas über Gefahrgüter wissen.

6932 - Moser Sandhausen - 7Alle Feuerwehrleute sagen es: Es gibt einem viel, anderen Menschen geholfen oder einen größeren Schaden abgewendet zu haben. Doch zweifellos sind viele Einsätze auch belastend. Schlimme Unfälle und leidende Menschen zu sehen, das kostet viel Kraft. Hier so lange im Einsatz zu bleiben, wie Sie es getan haben, das kann nur derjenige, der voll und ganz hinter seiner Aufgabe steht.

Glücklicherweise gibt es auch Einsätze, die etwas aus dem Rahmen täglicher Schwerstarbeit fallen oder gar Heiterkeit hervorrufen. Auch ist es schon vorgekommen, einen entflogenen Vogel wieder einzufangen oder Tiere, die sich verirrt haben, wieder in sicheres Gefilde zu bringen.

6932 - Moser Sandhausen - 8Ganz gleich, worum es geht – die Freiwillige Feuerwehr ist da, wenn Not am Mann ist. Sie ist unverzichtbarer Bestandteil des Lebens von Sandhausen. Ohne ihre vielfältigen Leistungen würde das Rettungswesen bei uns nicht so reibungslos funktionieren. Ohne die Leute von der Freiwilligen Feuerwehr, die Aufgaben für ihr Gemeinwesen übernehmen und sich für das Wohl ihrer Mitmenschen engagieren, stünde unsere Gemeinde nicht so gut da. Sie beweisen mit ihrer Einsatzbereitschaft sowohl Mitmenschlichkeit als auch Bürgersinn. Den Bürgersinn, auf den jedes Gemeinwesen angewiesen ist.

Ich bin mir deshalb absolut sicher, meine sehr verehrten Damen und Herren, dass Herr Moser seinen Eintritt in die Freiwillige Feuerwehr noch nie bereut hat. Im Gegenteil: Er verkörpert die klassische Grundeinstellung des Feuerwehrmanns, der die kompromisslose Bereitschaft mitbringt, Leib und Leben zum Schutz seiner Mitbürger einzusetzen.

Denn zur Feuerbekämpfung braucht man keine Großsprecher, Besserwisser, Hasenfüße oder Papiertiger. Vielmehr kommt es darauf an, Menschen wie Hans-Jürgen Moser, einsetzen zu können, Menschen, die das Herz am rechten Fleck haben, unnötige Risiken scheuen, aber auch genügend Kraft und Mut besitzen, um zum Schutz anderer Anstrengungen und auch Wagnisse auf sich zu nehmen.

Als Mann der Praxis hat Herr Moser seine Erfahrungen im Handwerk der Brandbekämpfung viele Jahre lang selbst vollzogen. Er hat sich als ein Feuerwehrführer erwiesen, der seinen Leuten immer durch das eigene Beispiel an Arbeitseifer, fachlichem Können und Entschlossenheit im Einsatz vorangegangen ist. Bei der Einsatzleitung kennzeichneten ihn Zuversicht und zupackender Elan. Schwierigkeiten begegnete er mit Zielstrebigkeit, Unerschrockenheit und dem Glauben an den Erfolg.

In seiner 15-jährigen Kommandantentätigkeit ist in Sandhausen viel Arbeit angefallen. Es waren insgesamt 1337 Einsätze, die die Feuerwehr zu leisten hatte. Stellvertretend seien hier die spektakulärsten erwähnt:

2001: Brand der Hütte auf dem Waldfestplatz
2002: Kellerbrand in einem Mehrfamilienhaus in der Jahnstraße sowie der Brand des denkmalgeschützten ehemaligen Jagdhauses in Bruchhausen
2003: Schwerer Verkehrsunfall eines Notarztwagens auf der L598, wo es mehrere Schwerverletzte zu beklagen gab, und die Feuerwehr im Rahmen der technischen Hilfeleistungen ihren Einsatz leisten musste
2005: Brand des ehemaligen Gasthauses Schraubstöckel
2007: Kellerbrand in einem Fitnessstudio im Gewerbegebiet. Ebenso spektakulär der Brand der 200 Strohballen hinter dem Bauhof, der durch einen Pyromanen verursacht wurde
2008: Neben dem 125-jährigem Jubiläum, das die freiwillige Feuerwehr Sandhausen im Jahre 2008 feiern durften, gab es im damaligen Jahr leider auch einen Brand eines Einfamilienhauses in der Hegelstraße sowie ein Kellerbrand eines Mehrfamilienhaus am Leimbachring
In den frühen Morgenstunden am 09. Mai 2009 wurde die Feuerwehr zu einem Einsatz der unangenehmen Art alarmiert. Eine Person drohte damit, sich aus dem sechsten Stockwerk eines Wohnhauses im Heckengarten zu stürzen. Die Polizei konnte die Lage jedoch unter Kontrolle bringen, sodass für die Feuerwehr keine Tätigkeiten mehr notwendig waren.

2010: Schwerer Verkehrsunfall auf der L600 bei Bruchhausen, wo eine schwerverletzte Person aus einem Wagen befreit werden musste und eine weitere Person nur noch tot geborgen werden konnte
2011: Zwei Wohnungsbrände in der Bahnhof- und Bunsenstraße
2013: Der Brand am Silvesterabend im Schulzentrum . Durch das schnelle Eintreffen der Kammeradinnen und Kammeraden konnte ein Übergriff der Flammen vom Vordach auf das eigentliche Schulgebäude verhindert werden
2014: Brand im Altenpflegeheim in der Jahnstraße, bei dem trotz sehr schnellem Eintreffen der Feuerwehr eine Heimbewohnerin verstarb
Und: Im Januar 2016 der schweren Verkehrsunfall im verlängerten Lattweg, wo ein PKW von der Straße abkam und frontal gegen einen Baum prallte. Hierbei wurden fünf Insassen zum Teil schwer verletzt. Eine Person musste mit hydraulischem Rettungsgerät aus dem zerstörten PKW befreit werden.

Gerade die Einsätze mit Schwerverletzten und Toten gingen oftmals an die physische und psychische Kraft der eingesetzten Feuerwehrkameradinnen und Kammeraden. Auch hier war dann der Kommandant – weil bis vor kurzem noch nicht vorhanden– als Ersatzpsychologe gefragt.

Er wusste und war sich bewusst, welche schwierige Aufgabe seine Mannschaft beim Einsatz zu erfüllen hatte. Da es dabei auf jeden Handgriff ankommt, konnte er unerbittlich sein, wenn der eine oder andere Mängel offenbarte. Wenn Fähigkeiten und Fertigkeiten über Menschenleben entscheiden, ist Nachsicht aber sicher fehl am Platz. Dementsprechend legte er auch größten Wert auf kontinuierliches Bemühen um Perfektionierung und Verbesserung. Fortbildung war deshalb großgeschrieben.

Dass Sandhausen heute keine Nachwuchsprobleme hat, was den Feuerwehrdienst betrifft, verdanken wir auch Hans-Jürgen Moser, da er die Jugendfeuerwehr immer unterstützte. Seit seiner Zeit als Kommandant sind es jährlich circa 20 junge Menschen, die ihren Jugendfeuerwehrdienst leisten. Und gerade in der jüngeren Zeit konnten von der Jugendfeuerwehr viele in den aktiven Feuerwehrdienst übernommen werden. Dies ist auch Garant dafür, dass wir in Sandhausen mit aktuell 62 aktiven Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmännern keine Nachwuchssorgen haben.

Hans-Jürgen Moser hat auch immer auf bestmögliche Ausstattung im Interesse der Sicherheit seiner Mannschaft großen Wert gelegt. Neuerungen gegenüber war er deshalb sehr aufgeschlossen.

Neue Fahrzeuge, Alarmierungsgeräte oder andere Entwicklungen besaßen dementsprechend alle Chancen, von ihm für seine Feuerwehr angefordert zu werden. Er war aber auch Realist, der nie überzogene Forderungen an die Verwaltung und somit an den Haushalt der Gemeinde stellte. In seiner Tätigkeit als Kommandant wurden insgesamt 875.000 Euro investiert. Die wichtigsten seien hier erwähnt: 1 neues Löschfahrzeug LF 20/16, 2 Mannschaftstransportwagen – einen davon dürfen wir heute ja noch feierlich übergeben – sowie ein Kastenanhänger. Für Ausrüstung, Bekleidung sowie technisches Kleingerät wurde in diesem Zeitraum nochmals zusätzlich ein Betrag von 350.000 Euro aufgewendet. Hans-Jürgen Moser war stets ein Garant dafür, dass die ihm übertragenen Vermögenswerte der Gemeinde immer sachgerecht verwaltet wurden.

Wenn die Feuerwehr von Sandhausen seit Jahren einen ausgezeichneten Ruf genießt und die Bürger sich wirklich geschützt fühlen, so ist das maßgeblich der Verdienst von Hans-Jürgen. Er hat all die Jahre seine Aufgabe mit ganz außergewöhnlichem Engagement angepackt. Und er kann jetzt zufrieden auf das zurückblicken, was er geleistet hat.

Lieber Herr Moser!
Nach vielen Jahren rastlosen Einsatzes gehen Sie nun in den wohlverdienten Ruhestand als Kommandant. So wie ich Sie kenne, wird es Ihnen nicht leicht fallen, sich jetzt von Ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit zu verabschieden. Andererseits – wahrscheinlich sind Sie auch froh, endlich mehr Zeit für Ihre Familie und Ihre Hobbys zu haben, die in all den Jahren manchmal doch etwas zu kurz gekommen sind. Und deshalb möchte ich heute auch Ihrer Frau danken, die Ihre Tätigkeit stets unterstützt und Ihnen Rückhalt geboten hat. Ihr darf ich als Dankeschön einen Blumengruß überreichen.

Für all das, für Ihre Tatkraft, Ihre Einsatzfreude, Ihre Führungsleistung, Ihre Durchsetzungsfähigkeit und auch Ihre Hartnäckigkeit schulden wir Ihnen, lieber Herr Moser, unseren herzlichen Dank. Sie haben sich um das Gemeinwohl in ganz besonderem Maße verdient gemacht. Aus Ihrem Wirken hat die Freiwillige Feuerwehr von Sandhausen außerordentlichen Nutzen gezogen. Sie war in der Lage, Gefahr von Leib und Leben abzuwenden, Sachwerte zu erhalten und Schadensfälle zu begrenzen. Sie dürfen stolz sein auf das, was Sie geleistet haben; wir, sehr geehrter Herr Moser, sind stolz auf Sie!

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