Smart Home: von der technologischen Utopie zum Massenphänomen

„Fortschritt ist die Verwirklichung von Utopien“, definierte einst Oscar Wilde jenes seit der Entdeckung des Feuers anhaltende Streben der Menschheit. Beim Fortschritt geht es stets darum, den Alltag von Menschen einfacher zu gestalten und Prozesse durch Technik zu optimieren. Kurz: Utopien Realität werden zu lassen. Ein vollständig vernetztes Eigenheim, das selbst denkt und lenkt, kann durchaus als verwirklichte Utopie bezeichnet werden. Wie diese wahrgewordene Vision aussieht und warum sie trotz aller Vorzüge noch nicht auf dem Massenmarkt angelangt ist, erklärt der folgende Überblick.

Vor Jahrzehnten erdacht, heute realisierbar

Das Smart Home existiert als Utopie spätestens seit der Stummfilmzeit: In diesem Artikel von CosmosDirekt erfährt der Leser, dass der Film „Electric House“ von 1922 eine sich auf Knopfdruck bewegende Treppe sowie sich selbst verschiebende Stühle und Tische zeigte. Sogar eine automatische Haus-Eisenbahn, die Speisen an den Tisch liefert, war zu sehen. Zugegeben: Die Eisenbahn hat sich trotz technischer Machbarkeit nicht durchgesetzt und Stühle verschieben wir auch noch immer selbst. Dafür gibt es heute Heizungen, die sich selbst regulieren, Lampen, die bei Betreten des Raumes automatisch für Beleuchtung sorgen, und Rollläden, die sich bei Sonneneinstrahlung selbsttätig oder per Steuerung über eine Smartphone-App herunterfahren. All das wird längst angewandt – bisher allerdings nur von einem kleinen Teil der Bevölkerung. Bis 2019 sollen immerhin 19 Prozent aller Haushalte weltweit vernetzt sein, wie aus einer Prognose auf Statista hervorgeht.

Großes Interesse in Deutschland

In Deutschland werden Begriffe wie „Smart Home“ immer bekannter: Einer Bitkom-Umfrage zufolge können sich 65 Prozent der Deutschen etwas darunter vorstellen. Die meisten sind vor allem an modernen Sicherheitssystemen interessiert: 80 Prozent können sich vorstellen, ein „System zur Erkennung unverschlossener Wohnungstüren“ zu installieren. Entsprechende Warnsysteme für Herd und Wasserhahn (63 Prozent), Sensoren zur Erkennung von Stürzen (72 Prozent) sowie Uhren, die Vitalfunktionen messen (78 Prozent), sind ebenfalls sehr beliebt. Das Interesse ist also vorhanden, die Vorteile liegen auf der Hand und doch hat die Branche noch längst nicht den Massenmarkt erobert. Der Grund ist ein zu stark fragmentierter Markt. Das heißt im Klartext, dass viele Produkte nicht mit den Geräten anderer Hersteller kompatibel sind. Zudem werden oft für mehrere Lösungen unterschiedliche Apps benötigt. Das schreckt potenzielle Nutzer ab. Die Industrie beginnt jedoch allmählich umzudenken, sodass die spezifischen Geräte-Schnittstellen möglicherweise schon bald mit Universal-Apps oder den Geräten anderer Hersteller kommunizieren können. Ob die Utopie eines intelligenten Zuhauses tatsächlich auf dem Massenmarkt ankommt, wird sich in den kommenden Jahren herausstellen.


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1 Kommentar für “Smart Home: von der technologischen Utopie zum Massenphänomen”

  1. Roland Schmiermund

    Zu leichtfertig vertrauen Menschen darauf, dass die technische Hybris ihre wagen Versprechen erfüllt.

    Heute geben Menschen, ob beruflich oder privat, unzählige Daten an „Clouds“, Datenwolken, im Internet weiter, und haben jegliche Kontrolle über diese Daten bereits verloren.
    Sie geben intimste Spielereien von sich in „sozialen Netzwerken“ preis.
    Dann werden die Menschen gezwungen eine Zwangsfernsteuerung in Neuwagen zu ertragen, dass nahezu komplett protokolliert.
    Selbst Vitalinformationen werden nun per Mobiltelefon direkt gestreamt. Die Vollortung über das Mobiltelefon (2-4m genau) scheint niemand mehr zu stören.
    Gläsern. Der nächste Schritt zu Selbstaufgabe hin zur Fernbedienung einer Wohnung oder Gebäudes ist keine Fiktion. Bald schafft die selbsternannte Elite das Bargeld ab. Später tragen wir wie Vieh RFID-Chips unter der Haut, statt auf einen Kartenausweis.

    Edwald Snowden hat uns einen kleinen gruseligen Einblick in die technische Überwachungsmöglichkeit und in Befähigung zur Manipulation gegeben. Die NSA hat quasi alle Informationen heruntergeladen. Sie scheitert stumpf an der Menge, noch.

    Der Staat als Allmächtigkeit. Die Stufe bis zur vollen Kontrolle des Bürgers ist nicht mehr weit und was dann?
    Ich vermute Unterhaltung. Unterhaltung lenkt die Menschen ab vom wesentlichen. Hören auf Dinge zu Ende zu denken. Die Informationsflut ist für sie so groß, dass sie sich nicht mehr einer Aufgabe gewissenshaft widmen können.

    Ich kann nur jeden jungen Menschen raten sich technisch zu schulen und die Technik von grundauf zu verstehen. Man kann nicht alles abdecken, aber die Grundpfeiler. In naher Zukunft wird genau das der entscheidene Vorteil sein. Freiheit ist ein zu hohes Gut, als das man sie einer technischen Hybris überlässt.

    Die Bundesstrategie „Industrie 4.0“ birgt Schattenseiten. Vollautomatisierte Produktionsanlagen brauchen keine Arbeiter. In den nächsten 2 Jahrzehnten werden viele Arbeitnehmerstellen wegfallen. Wieviele es deutschlandweit sein werden, ist schwer zu sagen. Ich habe schon Spekulationen von Branchenkennern vernommen, die einen Wegfall von 800.000 bis 2 millionen Arbeitsstellen prognostizieren.

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