Streifzug durch den Sandhäuser Grosstauschtag: Von Flüchtlingen und Fußballern
(fwu – 30.9.15) Wenn man die gesamte Sandhäuser Festhalle und das dazugehörige Restaurant mit Tischen bestückt, dann auf und daunter und neben den Tischen Kartons mit Briefmarken und Münzalben platziert, dann hochrechnet, wie viele Briefe, Briefmarken, Münzen und Postkarten sich hier an einem Platz wiederfinden, wird einem ganz schwindelig.
Hier liegt genügend Material wochenlang zu stöbern. Umso erstaunlicher, dass nahezu alle Aussteller einen recht genauen Überblick darüber haben, was sich in ihren Kisten und Alben alles befindet. Und noch erstaunlicher ist die Tatsache, dass Joachim Claus, Vorsitzender des Sandhäuser Briefmarken und Münzentauschvereins seinerseits wiederum alle Aussteller kennt und einen genauen Plan im Kopf hat, wer welche Art von Briefmarken und Münzen ein Jeder sammelt und auf welche besonderen Nischen er sich spezialisiert hat.
Die große Vielfalt des hier ausgestellten konnten wir bereits bei vorherigen Tauschtagen überprüfen und auch für den vergangenen Samstag stattgefundenen Tauschtag hatten wir uns wieder eine besondere Herausforderung für Joachim Claus und die anwesenden Aussteller ausgedacht.
Es sollte das Thema Flüchtlinge, Flucht und Vertreibung sein, zu dem wir Sammlerstücke suchten. Ein kurzes Nachdenken und schon führte uns Claus zielstrebig zu einem Sammler, der kurz – aber wirklich nur kurz – überlegte, in eine bereitstehende Kiste griff und passendem Briefe und Postkarten aus Flüchtlings- und Kriegsgefangenenlager aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg vorzeigte.
Das Aussagekräftige an diesen Dokumenten ist jedoch ist ihre geringe Aussagekraft, die darin begründet liegt, dass seinerzeit eine strenge Zensur für den Briefverkehr mit Kriegsgefangenen galt. Nicht nur der Inhalt sondern auch die Anzahl der erlaubten Worte in einem Brief waren streng reguliert. Welch ein Unterschied zur heutigen Kommunikation in Echtzeit per Smartphone. Wo seinerzeit Briefe Tage oder Wochen lang unterwegs waren und erst ihren Adressaten in dem richtigen Lager finden mussten, ist dies in der heutigen Zeit längst kein Problem mehr.
Auch jenseits der Flüchtlingsthematik gibt es jedoch auf jedem Tauschtag auch für den ambitionierten Sammler Claus immer wieder Highlights und besondere Funde. Am letzten Samstag war dies für Claus ein Foto von einer Sandhäuser Fußballmannschaft, wahrscheinlich aus den fünfziger oder sechziger Jahren. Gemeinsam mit einigen Sandhäuser „Ureinwohnern“ konnte auch hier schnell geklärt werden, um wen es sich bei den Fotografierten handelt und wo das Foto seinerzeit aufgenommen wurde.
Der Großtauschtag ist halt immer wieder ein echtes Erlebnis und auch für Nichtsammler eine wahre Fundgrube für den Blick in die Geschichte.
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