25 Gruppen – 1000 Ideen, super gute Laune: So bunt war der Sandhäuser Kerweumzug

(atz – 12.10.25) Besser hätte man es kaum inszenieren können: Am vergangenen Samstag verwandelte sich ganz Sandhausen ab 14 Uhr in eine farbenfrohe Festmeile – einmal quer durch den Ort zog der große Kerweumzug, bejubelt von tausenden Menschen, die am Straßenrand dicht gedrängt Spalier standen. 25 Gruppen, Vereine, Kindergärten und kreative Einzelkämpfer hatten sich in Schale geworfen, um der Kerwe eine ausgelassene Bühne zu bieten – und was für eine!

Die Stimmung: bestens. Die Laune: ausgelassen. Die Kostüme: zwischen galaktisch und grotesk. Von spacigen Astronauten über wilde Trommler bis hin zu einer quietschroten Formel-1-Parodie – alles war dabei, was Spaß macht und den grauen Oktober ordentlich durchrüttelte.

Vollgas und Konfetti hieß es beim Auftritt der „Scuderia Bernstein“. In rotem Overall, Champagnerflasche in der Hand und mit einem selbstgebauten Boliden im Ferrari-Look, zog das Team alle Blicke auf sich. Ein Konfettiregen sondergleichen krönte den Boxenstopp vor dem Rathaus – da wäre selbst Monte Carlo neidisch geworden.

Für ordentlich Rhythmus auf dem Asphalt sorgte die schwarz gekleidete Tanzgruppe des türkischen Elternvereins, die sich mit tänzerischer Präzision in Formation bewegte. Das Publikum war hin und weg – spätestens als auch die Kleinsten mit vollem Einsatz mittanzten, waren alle Herzen gewonnen.

Gesamte Bilderstrecke unten!

Besonders außerirdisch wurde es mit der Gruppe des FCS in futuristischen Raumanzügen, angeführt von der FcSpaceX-Rakete. Zwischen glänzendem Silber, riesigen Gummi-Aliens und Sonnenbrillen mit Glitzerperücken schwebte der gute Geschmack irgendwo zwischen NASA und Kindergeburtstag – aber das war genau richtig so.

Natürlich ließ sich auch der SC Sandhausen 1938 e.V. nicht lumpen. Mit tragbarem Handballtor, Ballons und jeder Menge Nachwuchsakteure demonstrierten die Sportler: Auch auf Rädern lässt sich gut trainieren. Eine sportliche Parade mit Vereinsflagge und Teamgeist.

Traditionell auf die Pauke gehauen hat der Kurpfälzer Fanfarenzug Wiesloch – ganz in Blau-Weiß und stilecht im Landsknecht-Outfit. Die Trommeln dröhnten, die Fanfaren klangen, und der Takt war so präzise, dass sogar die Bordsteinkanten mitwippten.

Ein zentrales Element des Sandhäuser Brauchtums durfte natürlich nicht fehlen: die Kerweschlumpel, thronend auf einem eigens gestalteten Wagen, kehrte – wie es das Motto versprach – „wieder aus Lége-Cap-Ferret“ zurück. Immerhin war schon ihre „Mutter“ vor 20 Jahre in gleicher Profession vor Ort! Später am Tag wurde sie feierlich mit dem gleichen Kerweschlackel wie ihre Mutter seinerzeit, Jochen Köhler, vermählt – ein symbolischer Akt, der den eigentlichen Kern der Kerwe bildet. Auch trotz des umgekehrten Ödipus-Komplexes.

Begleitet wurde das Paar von den Kerweborscht, den traditionellen Gehilfen des Kerweschlackels, allesamt im Frack und Zylinder. Ob beim feierlichen Umzug, beim Verteilen der Kerwezeitung oder beim Verkünden des närrischen Kommentars zum Ortsgeschehen – die Truppe war in allen Gassen präsent und sorgte für Heiterkeit.

Ein Euro kostete die Kerwezeitung – reichlich Lokalkolorit und spitzzüngige Rückblicke inklusive (siehe hier). Verkauft wurde sie direkt aus der Menge heraus – alte Schule, neue Pointen.