Die SPD erneuert sich auch im Kreis – 5 Diskussions-Veranstaltungen geplant
(khk – 13.7.18) Dass etwas geschehen muss, war den Genossinnen und Genossen im Rhein-Neckar Kreis schon länger klar. Seit der Wahl im vergangenen Jahr hatten sie einiges durchzustehen. Viele an der Basis haderten mit den Entscheidungen, die in Berlin getroffen wurden. Viele bekamen angesichts des Schauspiels auch eher das Gefühl, dass einmal über das Grundsätzliche gesprochen werden muss. Wofür steht die SPD? Wohin soll sie sich im kommenden Jahrzehnt entwickeln? So kam die Idee auf, auch auf regionaler Ebene ein Forum zu schaffen, in dem man sich austauschen und über neue Wege für die Sozialdemokratie sprechen kann.
Am Samstag, dem 30. Juni war es nun soweit. 50 Genossinnen und Genossen jeden Alters trafen sich im Foyer des Wieslocher Rathauses um sich über die Lage der SPD zu unterhalten. Hierzu hatte der Kreisverband den Rahmen gesetzt. „Wir hatten das Gefühl, dass wir den Leuten etwas anbieten müssen und dass wir auch selbst Teil des Erneuerungsprozesses sein müssen“ erklärte die stellvertretende Kreisvorsitzende Andrea Schröder-Ritzrau in ihrem Eingangsstatement. Die Veranstaltung gliederte sich in zwei Teile. Zunächst trug Oliver Zeisberger von der SPD nahen Werbeagentur Squirrel & Nuts die Erkenntnisse aus Sicht der Marktforschung vor. Danach wurden die wichtigsten Themen der anwesenden Genossinnen und Genossen gesammelt, um diese hernach in den Kleingruppen Sprache, Programm, Organisation und Personal zu vertiefen.
An vielen Tischen war dementsprechend auch Grundsätzliches zu hören. Es ging um Themen wie Hartz IV, die Rente mit 67, aber auch um das erschreckend niedrige Lohnniveau, steigende Lebenshaltungskosten und besonders die hohen Mieten, die gerade für junge Leute und Menschen mit geringem Einkommen eine große Belastung darstellen: „Wer kann sich denn heute noch leisten in der Stadt zu wohnen?“ brach es aus einem Genossen hervor. Keine Frage – es wurde mit Leidenschaft über die Themen diskutiert.
Es herrschte Einigkeit unter den Anwesenden, dass die SPD wieder zurückfinden müsse zu ihrer eigenen Erzählung von sozialer Gerechtigkeit, mit der die Menschen etwas anfangen können. Und so kam man zur Kommunikation der Parteispitze: „Wir haben bereits Einiges umgesetzt in den letzten hundert Tagen. Aber keiner spricht darüber. Es geht wieder nur um Flüchtlinge. Kein Wunder, wenn es dann heißt, wir kümmerten uns nur um die.“ bemerkte eine Genossin resigniert. Bei der Resignation wollte man es aber nicht belassen. So wurden viele Ideen zusammengetragen, wie man aus der Unkenntlichkeit wieder herauskommen könne. Dabei wurden auch kompromisslosere Fragen gestellt – wie beispielsweise der konsequenten Besteuerung von amerikanischen Dienstleistungsunternehmen, die in Deutschland ihr Geld verdienen – für viele eigentlich eine Selbstverständlichkeit.
Nun war aber auch allen klar, dass man von Wiesloch aus nicht die SPD als Ganzes erneuern kann. Deshalb ging es auch darum, wie man vor Ort sich besser aufstellen kann. Als ein wichtiger Baustein wurde die Sprache erkannt. Man muss eben auch klare Worte finden, um von den Menschen verstanden zu werden. Schlagworte wie „Parität bei der Erhebung des Krankenkassenbeitrags“ mögen zwar technisch korrekt sein, werden allerdings von vielen nicht verstanden oder stoßen auf taube Ohren. Die Forderung nach gleichem Beitrag von Arbeitgeber und Arbeitnehmer versteht dagegen jeder, oder die Forderung nach 25 Euro Mindestlohn. Denn auch das war eine der springenden Punkte: Die SPD sollte in ihren Forderungen nicht gleich den Kompromiss mitdenken, sondern stattdessen das fordern, was sie für sinnvoll und nötig erachtet.
Je länger die Veranstaltung dauerte, desto mehr war zu bemerken, wieviel Feuer und Leidenschaft in den Mitgliedern dieser ältesten Partei noch steckt. Allein viele warten lediglich auf einen Startschuss. „Wir hoffen hier einen Anfang machen zu können“ sagte Marissa Dietrich, selbst stellvertretende Kreisvorsitzende. In diesem Sinne wurden gegen Ende schließlich auch Multiplikatoren bestimmt, die bei kommenden Veranstaltungen mithelfen und die Ergebnisse in die Ortsvereine tragen sollen.
„Das war nur der Auftakt. Wir werden nun den Sommer über in jedem Landtagswahlkreis eine solche Veranstaltung durchziehen.“ erklärte der Kreisvorsitzende Thomas Funk. „Die Themen liegen ja auf der Gass. Wir müssen sie jetzt aufgreifen und neuen Schwung holen.“
Darum finden im ganzen Rhein-Neckar Kreis weitere Veranstaltungen in diesem Format statt. Bereits am Dienstag, dem 17. Juli geht es weiter im Bürgerhaus in Wiesenbach. Am darauffolgenden Freitag, dem 20. Juli ist Nussloch an der Reihe. Auch hier findet die Veranstaltung im Bürgerhaus statt. Am 24. Juli wird dann Station im Rondeau in Hockenheim gemacht und schließlich geht es am 31. Juli nach Schriesheim.
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