Sandhäuser beim Stadtradeln spitze – Gemeinde lehnte Teilnahme ab
(gal – 13.10.20) „Ich will kurz zusammenfassen, was wir geschafft haben“, sagte Alexander Gutwein, Vorsitzender der Grün-Alternativen Liste (GAL) am Samstagmittag und sprach damit für das offene Team ‚Sandhausen radelt fürs Klima‘, das inzwischen 90 Mitglieder zählte. „Stand heute morgen haben wir in den zurückliegenden drei Wochen 15 175 Kilometer zurückgelegt“, stellte er fest.
Was Gutwein nicht verriet: Mit diesem Wert lagen die Sandhäuser an der Spitze der 789 teilnehmenden Teams des Stadtradelns im Rhein-Neckar-Kreis. Wohl auch, weil sie nach der ablehnenden Haltung ihrer Gemeinde ihr Team direkt beim Rhein-Neckar-Kreis anmeldeten und seitdem als ‚Fahrradrebellen‘ gefeiert werden.
Und es kam an diesem Mittag noch einiges an Kilometern oben drauf, denn gut 40 Teilnehmende waren dem Aufruf der GAL zur Fahrraddemo gefolgt. Auf 17 Kilometern ging es vom Parkplatz beim Walter-Reinhard-Stadion aus kreuz und quer durch die Gemeinde, durch die enge Hauptstraße und sogar ein Stück über die Umgehungsstraße L 598.
Auch Grünen-Landtagskandidat und Fahrradpendler Norbert Knopf trat in Sandhausen in die Pedale. Bei der Abschlusskundgebung vor der Festhalle gab es für alle einen Radaufkleber und eine kleine Stärkung.
Um den Klimaeffekt anschaulich zu machen setzte Gutwein die Kilometerzahl in Relation mit 1000 Litern Benzin und 2240 Kilogramm CO2, die eingespart worden seien. Mit dem Team ‚FEG Sandhausen‘ gebe es in Sandhausen auch eine weitere Gruppe um die Umweltmentoren Philip und Lea, die für das Gymnasium beachtliche 1800 Kilometer geradelt sei. Die Aktion mache auf das Fahrrad, und speziell auf das Fahrradfahren im Alltag, aufmerksam und sei ein Anstoß, für eine bessere Infrastruktur im Ort zu sorgen. „Ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr vielleicht auch mit Unterstützung des Bürgermeisters – oder der Bürgermeisterin – hier in Sandhausen als ganze Kommune teilnehmen können“, so Gutwein.
Über die rege Beteiligung freute sich Mitorganisator Günter Herkert vom Radlerclub Badenia ganz besonders. „Das war weit mehr als wir erwartet hatten“, sagte er. Schon vor eineinhalb Jahren habe er wegen einer Beteiligung am Stadtradeln alle Gemeinderätinnen und Gemeinderäte angeschrieben und etliche angesprochen. Umso mehr freute er sich, als die GAL mit Gemeinderätin Beate Würzer und Gemeinderat Lukas Öfele im Frühjahr auf ihn zukam.
„Uns wurde gesagt, was das für eine Menge Geld kostet“, erzählte Herkert und schickte hinterher. „Offen und ehrlich“ gehe er davon aus, dass es nichts kostet, sofern sich die Gemeinde über den Rhein-Neckar-Kreis beteiligt. Auch der Aufwand wäre in dem Fall überschaubar gewesen. So aber hatten die Ehrenamtlichen doch zu tun. Herkert wollte die Flyer besorgen, die vom Landratsamt für die teilnehmenden Kommunen zur Verfügung gestellt wurden. Als er die nicht bekam, besorgte er sich einen in einer Nachbargemeinde – „die sind ja alle beteiligt“ – scannte ihn und schickte ihn an Gemeinderat Öfele, der ihn im Urlaub für das Team umgestaltete und die dafür nötige Erlaubnis vom Klimabündnis einholte.
Die Druckkosten habe freundlicherweise die GAL übernommen. Die sechs touristischen Touren in die Umgebung, die Herkert während der Aktion anbot, zählte er nicht als Arbeit, die hätten ihm Spaß gemacht. Hierzu stellte er fest: „Wir haben schöne Wege für die Rentner, die in der Gegend herumfahren, aber wir haben keine Wege für die Leute, die ins Geschäft müssen. Daher brauchen wir auch Radschnellwege.“
„Das ist die erste Sandhäuser Fahrraddemo, herzlichen Glückwunsch!“, bemerkte Michael Fröhlich vom ADFC Rhein-Neckar / Heidelberg, der mit seinem Lastenrad voll Infomaterial mitfuhr. Unverständnis äußerte er darüber, dass die Polizei die angemeldete Demo nicht abgesichert hatte. Er hätte dies, auch angesichts der angemeldeten Strecke, für notwendig gehalten. Ähnlich äußerten sich hinter vorgehaltener Hand die Organisatoren, die sich mit der Verantwortung allein gelassen fühlten. Doch die Ordner der GAL, darunter Vorstand Gutwein, sicherten gewissenhaft alle Kreuzungen und gaben acht, dass die Gruppe zusammenblieb.
Fröhlich warb für die Aktion ‚Klimatest‘, ein Online-Fragebogen mit dem Bewohner ihren Ort aus der Zweirad-Perspektive bewerten können. „Je mehr Gemeinden mitmachen, desto besser können wir argumentieren. Wenn dann die Gemeindeverwaltung sagt, Radfahren ist bei uns nicht das große Thema, dann kann man dem entgegenhalten: Wenn sich die Infrastruktur nicht ändert, kann es auch kein Thema werden.“ Und er schickte hinterher:
„Radfahrer sind ähnlich – jetzt kriege ich gleich eine Ohrfeige – wie Autofahrer. Die wollen es bequem, komfortabel und vor allem sicher und sie wollen möglichst kurze Strecken haben. Wenn das auch für die Radfahrer erreicht wird, dann werden viel mehr auf das Rad umsteigen.“
Text: Grün-Alternative-Liste Sandhausen
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