„Kuss und Tschüss“-Schul-Bahnsteig: Zwei fehlende Pünktchen werden heiß diskutiert
(fwu – 2.7.22) In der Bürgermeister-Lingg-Straße befindet sich am rechten Straßenrand direkt am hinteren Schulhoftor der Turmschule ein Längs-Parkstreifen, in dem allerdings seit einiger Zeit das Parken verboten ist und der teilweise durch eine gelbe Absperrung mit sogenannten „Bischofsmützen“ gesondert von der Fahrbahn abgetrennt ist. Ein etwas kurioser Anblick, der bei vielen Verkehrsteilnehmern ein großes Fragezeichen vor dem geistigen Auge entstehen lässt.
Dieses Fragezeichen soll nun mittels Erläuterungsschild, das die Aufgabe dieses Kuriosums erklärt, bei den Verkehrsteilnehmern – besonders bei Eltern, die ihre Kinder zur Turmschule fahren, zu einem freudigen Ausrufezeichen werden! Es handelt sich nämlich um eine Art Bahnsteig, an dem die Elterntaxis kurz anhalten, das oder die Kinder aussteigen lassen und weiterfahren. Natürlich nicht ohne ihnen noch einen schnellen Abschiedskuss zu geben, denn es sind ja noch die kleinen knuddelfreundlichen Grundschulkinder, die hier aussteigen.
Man könnte als sagen: „Kuss und Tschüss“. Oder „Küss und Tschüss“, das reimt sich besser. Oder als imperative Aufforderung an die Helikoptereltern „Küss‘ und Tschüss!“. Wie es nun genau heißen soll, darüber ist eine hitzige Debatte (nicht nur) im Leimener Gemeinderat entstanden. Der Lions-Club hat als Sponsor ein entsprechendes Plakat anfertigen lassen, das allerdings momentan noch ein traurig-einsames Warteleben in der städtischen Tiefgarage führt und nur davon träumt, endlich aufgehängt zu werden.
Denn auf ihm steht die Version 1 „Kuss und Tschüss“. Allerdings wünschen sich etliche Bürger, darunter auch Oberbürgermeister Hans Reinwald, Bürgermeisterin Claudia Felden und etliche Gemeinderäte zwei zusätzliche Punkte auf dem „u“, die dann aus dem Substantiv „Kuss“ den Imperativ „Küss“ machen. Natürlich nur wegen des besseren Reimes, nicht wegen des Imperativs. Das Küssen will man ja nicht vorschreiben, sondern lediglich die Funktion des „Kinder-Bahnsteiges“ erläutern. Bis das diskutierte Schild aufgehängt wird, kann es also noch dauern …!
Zumal Sprachpuristen wohl auch noch zusätzlich zu den zwei Pünktchen für den Imperativ Singular des Verbs „küssen“, der da lautet „küsse“, wegen des fehlenden Endungs-„e“ in der verwendeten Form „küss“ ein Auslassungszeichen, also küss‚ fordern. Hier hilft also nur noch ein Germanisten Experten-Gutachten, um alle Implikationen und allfällige Kollisionen mit dialektischen (?) Varianten auszuloten. Also:
„Ruck-Zugck, übernehmen Sie!“
Die Redaktion freut sich auf eine ausführliche, humoristische Aufklärung durch Manfred Zugck, den Verfasser des Leimener Mundart-Standardwerkes „Loomarisch – Mei Looma Wäddabuuch“.
PS: Die Ein- und Ausfahrt an den Kinderbahnsteig ist ganz schön „tricky“, weil eng und durch den Mast zusätzlich erschwert. Hier dürfte es alsbald Reparaturbedarf an Bischofsmützen, Autos und Mast geben.
Ihre lokale Internetzeitung für Leimen, Nußloch, Sandhausen
Kurz-URL: https://leimenblog.de/?p=150767