Spitzen-Benefizkonzert – Von Kammermusik über Wiener Schmäh bis „Clochard“

Gemeinderat Richard Bader und Robert Kumler

(fwu – 5.10.22) Das Kulturnetzwerk Leimen, der Zusammenschluss fast aller kulturschaffenden Vereine der Stadt, den es seit 2014 gibt, hatte nach zwei Jahren Corona-Pause am letzten Sonntag zu seinem Herbst- und Benefizkonzert zugunsten des Sozialfonds eingeladen. Erst bei einem genaueren Blick konnte man dem Plakat entnehmen, welche hochkarätige Besetzung dieses Konzert bieten würde. 

Wer bei ausgesprochen miesem Wetter den Weg in die St. Ilgener Aegidiushalle fand, wurde mit einem wahrem Feuerwerk begeisternder Auftritte belohnt, die eine musikalische Bandbreite aufwiesen, die wirklich außerordentlich war und für nahezu jeden Geschmack ein klangliches Juwel bot.

Begrüßt und humorvoll durch den Abend geführt wurde bei dem Konzert von Hans-Jürgen Metzner und Robert Kumler, die alternierend jede auftretende Formation dem Publikum vorstellten und Erläuterungen zu den gespielten Melodien gaben. Zu Beginn sprach Gemeinderat Richard Bader in Vertretung der kurzfristig verhinderten Bürgermeisterin Claudia Felden für die Stadt Leimen ein Grußwort.

Kammerorchester der Musikschule Leimen unter der Leitung von Vladimir Rivkin


Los ging es musikalisch eher ruhig und klassisch mit dem Kammerorchester der Musikschule Leimen unter der Leitung von Vladimir Rivkin. Höhepunkt dabei war die Kleine Nachtmusik von Mozart, deren bezaubernde Melodie von den jungen Musikern, von denen etliche bereits Preise bei „Jugend musiziert“ gewonnen haben, virtuos gespielt wurde. Ein sehr schöner Auftakt, auf den Sasa Radovanovic vom Christlichen Zentrum Heidelberg-Leimen folgte, der christliche Lieder darbot, bei einem Stück begleitet von seinem jungen Sohn auf der Kachon.

Klassisch ging es weiter mit dem erst seit kurzem zusammen auftretenden vierhändigen Klavierduo Natalia Jakob-Apars und Thomas Wagner, die bekannte Melodien auf neue komponierte Art miteinander verschmelzen ließen und so mal auf der einen Hand, mal auf der anderen für feine musikalische Wiedererkennungspunkte führte.

Ein echter Musikstar sorgte dann vor der Pause für Begeisterungsstürme. Der in Heidelberg zum „Hof“-Kammersänger avancierte Baß Winfried Staber bot österreichisch-mundartliche Stücke auf. Höhepunkt war das perfekt im Hans Moser Stil  dargebrachte und wohl sein bekanntestes Stück:  „Die Reblaus“.

„I muass im frühern Lebn eine Reblaus gwesen sein,
ja, sonst wär die Sehnsucht nicht so gross nach einem Wein.
Drum tu den Wein ich auch nicht trinken sondern beissen,
I hob den Rotn grod so gern als wie den Weissn.“

Solcherart eingestimmt verabschiedete man sich sodann in eine kurze Pause, in der auch ein Glas Sekt, Bier oder Wein die kleine Reblaus bei den Gästen ruhig stellen konnte.

Mit der Sopranistin Petra Klemme und erneut Thomas Wagner am Klavier ging es nach der Pause von den  staberschen Basstiefen in die höchsten stimmlichen Höhen. Das Besondere an den ausgewählten und dargebrachten Stücken: Sie waren in der Vergangenheit mehrheitlich von Männerstimmen gesungen worden und sie in kristallklaren Damenstimmhöhe zu vernehmen, war ein außerordentlicher Genuß, den das Publikum mit reichlich Beifall belohnte.

Den abschließenden Höhepunkt des Abends bildete Lokalmatador Uwe Janssen, der mit seiner Gitarre „bewaffnet“ das Publikum zunächst mit „Yesterday“ warmspielte, um dann sein bekanntestes Lied, welches ihn auch in seine Musikerkarriere führte, zu singen. „Clochard“, das natürlich jeder im Publikum kannte und das von vielen im Refrain mitgesungen und gepfiffen wurde. Es folgt ein kleiner Streifzug von den Beatles (All My Loving) bis Reinhard May (Über den Wolken).

Eine faustdicke Überraschung für Thomas Wagner folgte! Uwe Janssen rief ihn, mit dem er vor Jahrzehnten gemeinsam in einer Schülerband gespielt hatte (und seitdem nicht mehr!) auf die Bühne ans Klavier. Nach kurzer Diskussion folgte Wagner der freundlichen Aufforderung und gemeinsam beschloss das nunmehrige Doppel den Abend mit „Sweet Carolin“ von Neil Diamond. Das begeisterte Publikum hätte gern noch mehr gehört und forderte klatschend „Zugabe“. Doch auch der schönste Abend endet (leider) irgendwann.

Dem Kulturnetzwerk Leimen kann man nur zu diesem Konzert und seiner phantastischen Besetzung gratulieren und hoffen, dass sich ein ähnlicher vergnüglicher Abend im nächsten Jahr wiederholen wird.

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