Nachhaltige Gartenpflege: Von heimischen Stauden und tierfreundlichen Methoden
(lla – 9.9.23) Ein Naturgarten macht glücklich. So zeigt eine Studie der Uni Kiel, dass eine Zunahme der Biodiversität im persönlichen Umfeld die Zufriedenheit eines Menschen um zehn Prozent steigern kann. Umgekehrt führt ein Verlust an Tierarten zu mehr Unzufriedenheit. Ein Naturgarten zeichnet sich dadurch aus, dass er heimischen Tieren eine Lebensgrundlage in Form von heimischen Pflanzen und Lebensräumen bietet. Zu Beginn erfordert er etwas Pflege, später benötigt er kaum noch Pflegemaßnahmen.
Bei einem neu angelegten Naturgarten ist es wichtig, zunächst regelmäßig unerwünschte Beikräuter wie Gräser oder Löwenzahn zu entfernen. Sobald die gepflanzten oder gesäten Pflanzen sich ausgebreitet haben, haben Unkräuter kaum noch eine Chance. Vor allem das Entfernen von invasiven Neophyten wie kanadischer Goldrute, kanadischem Berufekraut, Springkraut oder japanischem Staudenknöterich ist wichtig, da sie sich rasant ausbreiten und heimischen Arten unterdrücken.
In unserer Reihe „Gartentipps von Linda Langer: Biodiversität im eigenen Garten“ erhalten sie wertvolle Informationen und Anregungen, wie sie in ihrem eigene Garten das ökologische Gleichgewicht stärken können.
Ein eingewachsener Naturgarten hat den großen Vorteil, dass nur noch in sehr langen Trockenperioden gewässert werden muss. In den ersten drei bis vier Jahren sollten Gehölze wie Weißdorn, Kreuzdorn, Berberitze und Wildrosen noch gewässert werden. Heimische Stauden wie Natternkopf, Witwenblume, Skabiose und Kathäusernelke benötigen dagegen schon im ersten Jahr kaum Wasser. Die Bewässerung sollte grundsätzlich morgens erfolgen und es sollte selten gegossen werden, dafür aber eine größere Menge. So erzieht man die Wurzeln dazu, nach unten zu wachsen.
Ein Naturgarten wird nicht gedüngt. Die meisten unserer Böden sind überdüngt. Viele Pflanzen nehmen zusätzlich Stickstoff aus der Luft auf, dadurch reichert sich der Boden weiter an. Heimische Pflanzen sind aber größtenteils auf magere, trockene Böden ausgelegt. Hier wachsen sie am kräftigsten. Auf gedüngten Böden wären zum Beispiel Gräser durchsetzungsstärker und würden heimische Pflanzen überwachsen.
Im Herbst verfärben sich heimische Stauden gelb und es bilden sich Samen. Dies ist für manche ein ungewohnter Anblick. Dennoch werden die Pflanzenstängel bis April oder Mail des nächsten Frühjahres stehen gelassen. Denn in den Stängeln überwintern zahlreiche Insekten und die Samen werden von vielen Vögeln wie dem Stieglitz verköstigt. Nach der ersten Blüte und Versamung von Stauden wie Margerite oder Skabiose ca. im Juni ist ein weiterer Schnitt möglich, diese Stauden blühen dann oft ein zweites Mal. Das Schneiden sollte vorsichtig mit Gartenschere oder Sense vorgenommen werden. Ein Rasenmäher würde die zahlreichen Insekten zerstören. Es versteht sich von selbst, dass ein Rasenroboter in einem Naturgarten nichts zu suchen hat. Zu groß ist die Gefahr für Igel und Frösche. Ebenso ist ein Fadenmäher oft eine Todesfalle für Igel, die sich unter Gebüschen aufhalten.
Auch in einem Naturgarten zeigen sich Läuse. Durch zahlreiche Fressfeinde nehmen diese aber keine Überhand. Es wird auf keinen Fall gespritzt. Auch „bienenfreundliche“ Läusemittel schaden Insekten. So trinken Schmetterlinge gerne den Morgentau von Blättern und sterben von den Spritzmitteln, die auf den Blättern haften.
Herabfallende Blätter bleiben liegen, denn darin können sich Insekten oder Igel verstecken, außerdem werden bei der Verrottung Bodenorganismen aktiviert.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass in einem Naturgarten „weniger mehr ist“ – und so ganz viel Zeit bleibt, um kleine Insekten oder Vögel zu beobachten und um den Garten zu genießen.
Erfahren Sie im nächsten Artikel mehr zu weiteren Elementen des Naturgartens.
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