Antrittsrede von Oberbürgermeister John Ehret in der Aegidius-Halle St. Ilgen

(19.7.24) Am gestrigen Donnerstag hielt Oberbürgermeister John Ehret nach seiner Vereidigung durch Ralf Frühwirt (Kurzbericht hier) die nachfolgende Rede, die im gesprochenen Wort nur in Nuancen vom vorformulierten Text abwich:


Meine sehr verehrten Damen und Herren, Liebe Gäste,

Bom dias für meine portugiesischen Freunde aus der Partnergemeinde Mafra bei Lissabon, ich möchte mich zunächst bei der Bürgerschaft Leimens für den überragenden Vertrauensvorschuss, den sie mir am 24. März anlässlich der Wahl gegeben haben, nochmals herzlich bedanken.

Ich freue mich auf die Große Kreisstadt Leimen, deren Bürgerschaft sowie der kommenden Aufgaben und Herausforderungen, die auf mich und insbesondere auch auf uns alle warten. Ich sage bewusst „uns“, denn ich möchte in Leimen wieder ein WIR-GEFÜHL erreichen. Gemeinsam müssen wir alle, die Bürgerschaft, der Gemeinderat und die Verwaltung daran arbeiten, dass wir dieses Ziel erreichen. Ich möchte für Leimen eine starke und zusammenhaltende Gemeinschaft aufbauen und nachhaltig fördern. Es muss eine enge Verbundenheit für gemeinsame Projekte und Ziele entstehen, um gemeinsam viel zu Erreichen. Aber natürlich müssen auch zunächst, die Interessen und Bedürfnisse der Bürgerschaft identifiziert werden. Ich glaube mit einem gewissen Stolz kann ich hier auch auf gewisse Erfolge in meiner alten Wirkungsstätte als Bürgermeister in der Gemeinde Mauer verweisen.

Übrigens, die erste Gemeinsamkeit zwischen Mauer und Leimen liegt ja schon über 600.000 Jahre zurück. Damals lebte hier in der Region der Homo Heidelbergensis, dessen Unterkiefer man 1907 in Mauer gefunden hat. Der Finder war damals Daniel Hartmann, und der wurde bekanntlich am 05.11.1854 in Leimen geboren.

Bei vielen Gesprächen im Wahlkampf habe ich erfahren, wo es der Bürgerschaft auf den Nägeln brennt. In den gerade mal – mittlerweile fünf Wochen im Amt – habe ich mich schon mit etlichen Fällen verwaltungsintern, aber auch mit einzelnen Bürgern befasst, einige Sachverhalte erklären lassen und mit den damit betrauten Personen gesprochen. Und, ich sage Ihnen, es macht richtig Freude, tägliche Entscheidungen zu treffen, Lösungen für Probleme anzubieten oder auch Alternativen zu suchen und letztendlich anzunehmen. Wenn sie mich fragen – analog meinem Wahlmotto – Die richtige Wahl für Leimen!

Wir werden die Probleme angehen, aber das ist meist nicht in wenigen Tagen/Wochen oder auch Monate zu erledigen. Daher bitte ich Sie alle auch um etwas Geduld. Es wird auch länger als die berühmten „100“ Tage im Amt brauchen. Vielleicht schaffen wir es in dreimal 100 Tagen…..

Wir werden Priorisierungen vornehmen müssen, um möglichst effizient die einzelnen Projekte abarbeiten zu können. An erster Stelle steht hier – natürlich – der „Treffpunkt Leimen“. Der Gemeinderat hat hier klare, eindeutige Beschlüsse gefasst, an die wir gebunden sind. Aber ich habe auch im Wahlkampf immer wieder Flexibilität gefordert, zumal die Kostensituationen neu zu betrachten sind. Dazu gehört die Fähigkeit, sich eine Situation unvoreingenommen anzusehen, sie eventuell neu zu bewerten oder zu gewichten und sich dann in Abstimmung mit allen Betroffenen möglicherweise auch neu zu entscheiden.

Das darf aber nicht dazu führen, dass immer nur diskutiert oder debattiert wird, wir sind von der Bürgerschaft dazu gewählt worden, Entscheidungen zu treffen. damit meine ich ihren neuen Oberbürgermeister als auch den aktuell als Gremium neu gewählte Gemeinderat.

Eine erste Personalentscheidung ist bereits getroffen worden – die seit dem Frühjahr verwaiste Stelle des Wirtschaftsförderers wurde mit meinem Amtsantritt ausgeschrieben und gestern die notwendigen Bewerbungsgespräche geführt. Ich bin zuversichtlich, die Stelle möglich besetzen zu können. Damit hat auch die heimische Wirtschaft wieder den dringend nötigen Ansprechpartner innerhalb der Verwaltung. Nichtsdestotrotz bleibt diese überaus wichtige Angelegenheit wie bisher auch immer „Chefsache“.

Zu Beginn meiner Amtszeit habe ich meiner Begrüßungs – E-Mail an die Kolleginnen und Kollegen der Verwaltung geschrieben. Ich habe darin unter anderem folgendes gesagt:

„Es wird Sie sicherlich auch interessieren, was ich vorhabe. Was können Sie von mir erwarten? Worauf dürfen Sie hoffen? Was müssen Sie befürchten?

Befürchten müssen Sie gar nichts. Ganz im Gegenteil. Ich möchte einen neuen Spirit in unsere Verwaltung bringen. Ich möchte eine Verwaltung mit Ihnen schaffen, die vor Ideen sprüht, die unbürokratisch und pragmatisch handelt, wo es nur geht und wo jede/jeder von uns versucht, die Anliegen unserer Bürgerschaft bestmöglich zu bearbeiten.“

Hier haben wir wieder das von mir angestrebte WIR-GEFÜHL. Wir als Verwaltung sind die zentrale Anlaufstelle für die Bürgerschaft und diese hat einen Anspruch darauf, dass ihre Anliegen ernst genommen, beachtet und möglichst schnell und unbürokratisch bearbeitet werden.

Dass das aufgrund vieler gesetzlicher Bestimmungen nicht immer so geht, wie es sich der Bürger letztendlich wünscht, weiß nicht nur ich, insbesondere aber auch meine Ehrengäste Fr. Regierungspräsidentin Felder und Herr Landrat Dallinger. Wenn dies aus gesetzlicher Sicht nicht möglich ist, muss dies aber auch klar, schnell und deutlich so kommuniziert werden. Dazu brauchen wir eine entsprechende Verwaltungsstruktur, die es uns ermöglicht, möglichst viele Abläufe digitalisiert zu bearbeiten. Wir brauchen klare Zuständigkeiten, um Doppelarbeit zu vermeiden. Das ist nicht einfach, aber gemeinsam werden wir diese Herausforderung meistern!

Dieses WIR-GEFÜHL wünsche ich mir auch für die Zusammenarbeit im Gemeinderat. Durch die Kommunalwahl hat dieses wichtige Hauptorgan eine neue Zusammensetzung erfahren. Nahezu die Hälfte der Kolleginnen und Kollegen ist neu im Gremium. Lassen Sie uns eng, gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Leimens Probleme sind zu vielfältig und zu wichtig, um sich in kleinlichen persönlichen Nickligkeiten und Streitereien zu verhaken. Das haben unsere Bürgerinnen und Bürger nicht verdient. Vor uns liegt eine anspruchsvolle und fordernde Arbeit – die Menschen, die hier wohnen, wollen stolz auf unsere Stadt sein, sie sollen sehen, dass hier etwas „geht“. Es gibt keine „blauen“ Bürgersteige, „grüne“ Straßenlaternen oder „gelbe“ Parkplätze oder gar „schwarz rote“ Straßen. Es gibt nur Infrastruktur in gutem oder schlechtem Zustand und letzteres wollen wir doch alle nicht haben.

Und das gilt für alle Menschen in Leimen. Daher setze ich mich für eine verbesserte Bildungs- und Betreuungssituation ein. Wir brauchen weiter qualitativ hochwertige, vor allem aber auch bezahlbare Einrichtungen.

Das vorhandene Angebot in Leimen ist gut, muss aber auch im Interesse der Bürgerschaft und der dort Beschäftigten ausgebaut werden. Wer in Leimen wohnt und hier seinen Lebensabend im gewohnten Umfeld genießen will, hat in meinen Augen einen Anspruch darauf, hier bleiben zu können.

Mit den Leimener Schulen habe ich bereits erste Gespräche geführt und mich vor Ort informiert. Auch hier spüre ich die positive Grundeinstellung und den Willen, das Erreichte zu sichern bzw. noch auszubauen. Wir werden hier die Digitalisierung durch Anschluss an Glasfasernetze herstellen, entsprechende Gespräche haben stattgefunden, Kooperationsvereinbarungen sind unterzeichnet.

Ehrenamts-, Vereins- und Jugendförderung sind wichtige Punkte. Ohne das ehrenamtliche Engagement von vielen Bürgerinnen und Bürgern, wäre unser Gemeinwesen arm. In Leimen gibt es eine Vielzahl von Ehrenamtlichen. Was sie zustande bringen, bewiesen sie u.a. wieder einmal eindrücklich Mitte Juni beim Kulturfestival in Leimens Mitte. Dies ist nur ein Beispiel von vielen. Ich bitte Sie darum, dieses Engagement fortzusetzen, wir brauchen es. Was ich tun kann, um sie zu unterstützen, werde ich tun – versprochen!

Wie Sie sicher alle wissen, war ich nicht immer Bürgermeister, sondern als Kriminalbeamter bei der Polizei gewesen. Dieser berufliche Hintergrund hat mich natürlich geprägt. Von daher liegt mir das Thema Sicherheit sehr am Herzen. Es kann und darf nicht sein, dass man sich in seiner Stadt unsicher fühlt. Auch wenn es oft nur ein Gefühl sein mag, dürfen wir es nicht zulassen. Ich kenne die Brennpunkte und werde mit dem örtlichen Polizeiposten engen und vertrauensvollen Kontakt suchen und halten. Hinzu kommen Maßnahmen, die wir in der Verwaltung mit dem Kommunalen Ordnungsdienst im Einzelnen besprechen werden.

Stillstand ist Rückschritt, habe ich immer gesagt. Helfen Sie mir dabei, Stillstand zu vermeiden. Sie werden in mir immer einen Gesprächspartner finden, der ein offenes Ohr hat, der aber leider auch manchmal „Nein“, aber mit der nötigen Transparenz wird sagen müssen.

Wir haben viel zu tun und nein, wir lassen es nicht liegen, sondern packen es an. Ich zähle dabei auch auf Sie.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und würde mich freuen, Sie alle im Anschluss noch auf ein kleines Gläschen persönlich begrüßen zu dürfen.

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