Besuch flog über die Sahara: Seltene Raupe des Oleanderschwärmers entdeckt
(eme – 29.8.24) Seltener Fund in Nußloch: Oleanderschwärmer-Raupe überrascht Erzieherpaar
Jessica Niesporek staunte nicht schlecht, als sie bei der Gartenarbeit in ihrem Zuhause in Nußloch eine außergewöhnliche Entdeckung machte. Die Erzieherin fand eine beeindruckend große Raupe, die sich als die des Oleanderschwärmers (Daphnis nerii) herausstellte.
Als Erzieher erkannten Jessica Niesporek und ihr Partner Marius Gschwender sofort das pädagogische Potenzial dieses Fundes. Sie planten, die Raupe den Kindern in ihren jeweiligen Kindergärten in Nußloch und Sankt Leon zu zeigen. Mit dem nötigen Zubehör wie Terrarien aus ihren Einrichtungen wollten sie den Kindern die Möglichkeit geben, diese seltene Art aus nächster Nähe zu beobachten.
Doch nach einiger Recherche im Internet entdeckten sie die Seltenheit und Besonderheit ihres tropischen Gastes. Der Fund dieser Oleanderschwärmer-Raupe in Nußloch ist nicht nur für Naturbegeisterte interessant, sondern auch für die Wissenschaft von Bedeutung. Solche Beobachtungen außerhalb des üblichen Verbreitungsgebiets helfen Forschern, Veränderungen in Insektenpopulationen und mögliche Auswirkungen des Klimawandels zu untersuchen
Der Oleanderschwärmer: Ein tropischer Gast
Der Oleanderschwärmer gehört mit einer Flügelspannweite von bis zu 12 Zentimetern zu den größten in Europa vorkommenden Schwärmern. Sein Erscheinungsbild ist beeindruckend und exotisch:
- Komplexes Flügelmuster in verschiedenen Grüntönen, das an tropische Landschaften erinnert
- Grün behaarter Thorax, der perfekt zur Tarnung beiträgt
- Nachtaktiv und dadurch selten zu beobachten
Der Oleanderschwärmer stammt ursprünglich aus den Tropen und Subtropen der Alten Welt. In Europa ist er vor allem im Mittelmeerraum heimisch. Als Wanderfalter unternimmt er gelegentlich weite Flüge nach Norden, was zu seltenen Sichtungen in Mitteleuropa führt:
- In manchen Jahren fliegen einzelne Exemplare aus Nordafrika oder dem Mittelmeerraum bis nach Deutschland.
- In Westfalen wird durchschnittlich nur etwa alle zehn Jahre eine Beobachtung gemacht.
- In Baden-Württemberg tauchte der Wanderfalter in der Vergangenheit nur sehr selten auf. Dies ist der 8. dokumentierte Fund.
Der Lebenszyklus des Oleanderschwärmers ist eng mit seiner Futterpflanze, dem Oleander, verbunden: Die Raupen ernähren sich hauptsächlich von Oleander, was ihnen auch ihren Namen eingebracht hat. Sie können beträchtliche Fraßspuren an den Blättern und Blüten hinterlassen, manchmal sogar bis hin zum Kahlfraß.
Die ausgewachsene Raupe ist beeindruckend groß und misst zwischen 9 und 13 Zentimeter.
Vor der Verpuppung durchläuft die Raupe eine faszinierende Farbveränderung: Sie färbt sich bräunlich-violett und kriecht zur Verpuppung in die Erde. Der prächtige Falter schlüpft noch im selben Spätsommer und beginnt seinen nächtlichen Lebenswandel.
Besonderheiten und Anpassungen
Der Oleanderschwärmer weist einige bemerkenswerte Eigenschaften auf, die sein Überleben in der Natur sichern:
- Die Raupen besitzen auffällige blaue „Scheinaugen“ und einen gelborangen Stachel am Hinterende, was potenzielle Fressfeinde abschrecken soll.
- Bei Bedrohung können die Raupen ihren giftigen Mageninhalt erbrechen – ein effektiver Abwehrmechanismus gegen Angreifer.
- Die erwachsenen Falter sind meisterhafte Flieger und können wie Kolibris vor Blüten schweben, während sie Nektar saugen
Aufruf zur Beobachtung und Meldung
Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) ruft dazu auf, Oleanderbüsche besonders im Zeitraum von Juli bis September aufmerksam auf Raupen zu kontrollieren. Jede Sichtung ist von großem wissenschaftlichem Interesse: Funde sollten mit einem Foto und genauen Angaben zum Fundort gemeldet werden. Diese Daten helfen Forschern, mehr über das Wanderverhalten und die Verbreitung dieser faszinierenden Schmetterlingsart zu erfahren.
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