Japan nach Fukushima

(fwu – 29.6.11) Auf Einladung der SPD-Fraktion und des Willy-Brandt-Freundeskreises sprach am Mittwoch Abend der deutsche Botschafter in JapanDr. Volker Stanzel, der dort seit  21.12.2009  die Interessen der Bundesrepublik Deutschland vertritt und vor Ort die Katastrophen Erdbeben, Tsunamie und Fukushima-Desaster miterlebte. Nach einer Kurzvorstellung seiner Person und seines Werdegangs durch Prof. Dr. Weisskirchen (SPD), erläuterte Dr. Stanzel zuerst die Entwicklung Japans in den letzten 20 Jahren vor Fukushima.

Während in dieser Zeit Deutschland die friedliche Wiedervereinigung erlebt und der Aufbau Ost geleistet werden musste und nachfolgend in Europa die Osterweiterung erreicht wurde, erlebte Japan zwei verlorene Jahrzehnte, erläuterte er. Seit dem Platzen der gigantischen Immobilienblase in Japan 1990, vor der alleine der Grundstücks- und Gebäudewert Tokios höher bewertet war, als alle Immobilien der gesamten USA, verhärteten sich dort die gesellschaftlichen Strukturen und nur die Top-Konzerne konnten Wachstum aufweisen. Erst nach dem Wahlsieg der Opposition 2009, die nach 55 Jahren ununterbrochener Herrschaft der Regierungspartei erstmalig gewinnen konnte, bestand Hoffnung auf gesellschaftliche Weiterentwicklung, führte Stanzel aus.

Während dieser schwierigen Reformbemühungen in Japan ereigneten sich dann im März 2011 das schwere Erdbeben und die nachfolgend stärkste Tsunami seit 1.200 Jahren mit der weitgehenden Zerstörung der AKWs in Fukushima. Seinem Bericht zufolge waren die Erdbebenschäden dank der erdbebengerechten Bauweise gering, aber das nachfolgende Tsunami verwüstete ca. 560 Quadratkilometer völlig und tötete bis zu 23.000 Menschen. Die folgenschwere Entwicklung in Fukushima sei in den ersten Tagen nach der Katastrophe noch nicht absehbar gewesen. Durch die japanische Bevölkerung sei ein entschlossener Ruck gegangen, die Katastrophe zu bewältigen, der in der Parole „Wir schaffen das – Japan“ seinen Ausdruck fand.

Dr. Volker Stanzel, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in JapanWährend die Tsunami-Aufräumarbeiten bereits begannen, nahm die Kernschmelze in Fukushima ihren Lauf. Noch vier Wochen nach dem Beben waren nur 23% der Bevölkerung gegen Atomkraft und man war davon überzeugt die Probleme technisch lösen zu können. Nach dem dies aber in Folge und bis heute nicht gelang hatte sich in Japan drei Monate nach dem Beben die Zahl der Atomkraftgegner bereits auf über 80% erhöht.

Stanzel erläuterte, daß die Tsunami-Überlebenden, die ihr gesamten Hab und Gut und auch Angehörige verloren haben, die Naturkatastrophe mit japanischer Haltung ertragen, während die aus der Region Fukushima Evakuierten sich mit ihrer Situation nicht abfinden wollten und sich deutlich und laut beklagten.

Befragt, ob der Fukushima-GAU in Japan zu einem Ausstieg aus der Kernenergie führend würde, antworte er, daß Japan nicht an ein größeres, kontinentales Stromnetz angeschlossen sei und ca. 40 % seiner Energie aus Kernkraft gewinne, auf die es derzeit nicht verzichten könne. Ein Ausstieg dort sei daher kurzfristig nicht möglich. Es würden aber große Anstrengungen unternommen, den Energieverbrauch zu reduzieren. Er könne sich vorstellen, daß die gigantischen Katastrophen in Japan zu einem schockartigen, gesellschaftlichen Umdenken und strukturellen Reformen führen, die ohne eine solche Zäsur nicht möglich gewesen wären.

Abschließend betonte er, daß die Japaner sehr genau zur Kenntnis nähmen, wer in der Welt mit ihnen mitfühle und Empathie zeige. Den Vorschlag Prof. Weisskirchens an die Leimener SPD, über eine Städtpartnerschaft mit einer japanischen Stadt nachzudenken, unterstütze er als Botschafter.

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