Heidelberger Brauerei empfängt Leimen aktiv: Ein Traditionsbetrieb erfindet sich neu

Geschäftsführer Max Spielmann – ehrlich und überzeugend

(fwu – 8.8.25) Mit dem vertrauten Duft von Malz in der Luft und einem Glas frisch gezapften Pils in der Hand ließen sich die Mitglieder des Gewerbeverbands Leimen aktiv im BDS am vergangenen Montagabend durch die Heidelberger Brauerei führen. Der geschäftsführende Gesellschafter und Juniorchef Max Spielmann, 36, begrüßte die Gruppe persönlich und nahm sie mit auf einen Rundgang, der eindrucksvoll zeigte, wie viel sich hinter den roten Brauereimauern seit der Übernahme durch die Welde Braumanufaktur getan hat.

Vom Sorgenkind zur Investitions-Offensive

Innerhalb des letzten Jahrzehntes verlor das Traditionshaus rund 80 Prozent seines Umsatzes – und sein Ruf war, freundlich gesagt, angekratzt. Doch Spielmann scheute weder Kosten noch Mühen: Rund zwei Millionen Euro flossen in neue Reinigungs- und Abfüllanlagen, Labortechnik und einen modernen Fuhrpark. Dazu kamen 600 000 neue Bierflaschen und 30 000 signalrote Kästen, die jetzt in Handel und Gastronomie für Wiedererkennbarkeit sorgen.

Qualität aus der Region

Im Sudhaus schilderte Spielmann den Gästen, warum künftig ausschließlich Malz aus der Pfalz, dem Kraichgau und dem nahegelegenen Elsass sowie Aromahopfen aus Tettnang und der Hallertau verarbeitet werden. Selbst das Wasser stammt aus dem Heidelberger Leitungsnetz – aufbereitet, um den Chloranteil zu entfernen. Bereits 2024 hatte der junge Braumeister eine „Aromahopfen-Offensive“ als erste Sofortmaßnahme ausgerufen.

Das Ringen um das richtige Symbol

Überraschend emotional wurde es, als Spielmann den Marken-Relaunch erläuterte. Wochenlang habe das Team abgewogen, ob das berühmte Heidelberger Schloss oder die Alte Brücke künftig das Etikett zieren solle. „Das Schloss thront hoch oben – aber das Leben findet unten an der Brücke in der Altstadt statt“, erklärte er. Am Ende fiel die Entscheidung zugunsten der Alten Brücke, deren Tor zugleich ein stilisiertes „H“ bildet.

Eine Lösung, die nicht nur touristisch zieht, sondern vor allem bei den Einheimischen verankert ist – den Menschen also, „die unser Bier tatsächlich trinken“. Ein politischer Balanceakt, wie Spielmann unumwunden zugibt, denn jeder Heidelberger hat zu beiden Wahrzeichen eine Meinung.

Neue Rezepturen – alter Name

Die Biere selbst seien „komplett neu gedacht“ und reiften jetzt bis zu acht Wochen, doppelt so lang wie früher. Trotz der Modernisierung blieb der Name „Heidelberger“ bestehen – ein bewusster Schachzug, der die weltweite Strahlkraft der Universitätsstadt nutzt.

Bier wegschütten, um besser zu werden

Wie radikal der Qualitätskurs ist, belegt eine Zahl, die manchen gestandenen Kaufmann schlucken lässt: Mehr als 300 000 Liter Bier landeten während der Rezeptentwicklung im Gully, weil Geschmack und Aroma noch nicht stimmten. „Bierbrauen ist Handwerk, kein Schnellschuss“, betont Spielmann und verweist auf die fortlaufende Slow-Brewing-Zertifizierung des Hauses.

Verkostung überzeugt die Besucher

In der historischen Braustube probierten die Gäste Pils, Helles und Weizen. Das Urteil fiel einhellig positiv aus – die Hopfennoten wirken frischer, die neue Reinzuchthefe sorgt für klarere Profile. Ein Leimen aktiv-Sprecher zeigte sich „überrascht, wie konsequent hier Qualität vor schnelle Rendite gestellt wird“.

Ausblick: Mehr Heidelberg im Glas

Bis 2030 peilt Spielmann einen Ausstoß von 25 000 bis 30 000 Hektolitern an – fast eine Verdopplung. Das Potenzial sieht er vor allem vor der Haustür: In der Rhein-Neckar-Region fließen jährlich rund 2,5 Millionen Hektoliter durch durstige Kehlen. „Wenn wir hier nur anderthalb Prozent Marktanteil schaffen, ist die Zukunft der Brauerei gesichert“, rechnet der Geschäftsführer vor.

Den Besuchern von Leimen aktiv wurde eindrucksvoll gezeigt, dass die Heidelberger Brauerei kein Traditionsmuseum ist, sondern eine Werkstatt des Neubeginns – verwurzelt in der Region, ausgerichtet auf höchste Qualität.

Wenn der Geschmack beim Konsumenten so wirkt, wie es der erste Schluck verspricht, dürfte der Spottname „Schlossquell – Schlossqual“ bald endgültig Geschichte sein und durch „I love HD“ ersetzt werden, natürlich mit der Bildmarkte der Heidelberger Brauerei, dem Brückentor, im Zentrum. 

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