Ära endete mit Kerwe: Alfred und Connie Stather im „Ruhestand“
(fwu – 26.9.25) Mit dem traditionellen Kerwemontag ging in Leimen eine Epoche zu Ende: Nach 95 Jahren stellte der Familienbetrieb Stather seine regelmäßige Bewirtung ein. Was einst als Schlachterei begann und sich über Jahrzehnte zu einem beliebten Gasthaus mit angeschlossenem Biergarten wandelte, firmierte zuletzt unter dem Namen Stather’s – ein Ort, der für viele, insbesondere bei alteingesessenen Leimenern ein Inbegriff robust-herzlicher Gastlichkeit und klassischer deutscher Küche war.
Geführt wurde das Haus in den letzten Jahrzehnten von Alfred und Connie Stather, die nun in den wohlverdienten Ruhestand treten – oder, wie es offiziell heißt, sich „bis April 2026 in die Winterpause“ begeben. Doch der Euphemismus vermag kaum zu verschleiern, was vielerorts bereits als definitives Ende des regulären Gaststättenbetriebs gilt. Mangels Nachfolge ist mit einer Rückkehr zum Wochengeschäft kaum zu rechnen; eher stehen punktuelle Öffnungen am Wochenende oder kleinere Feiern im Raum. Auch der Cateringbetrieb soll auf reduzierter Flamme erhalten bleiben – ein leises Nachglühen einst so lebendiger Herdfeuer.
Mit dem Rückzug der Familie Stather endet nicht nur eine gastronomische Institution, sondern auch ein bedeutsames Kapitel kulinarischer Stadtgeschichte. Nach dem Wandel der „Krone“ und des einst traditionsreichen Brauereiausschanks war Stather’s die letzte Bastion klassisch deutscher Küche in Leimen. Wo früher Braten, Brägele und Pfeffergerichte auftrumpften, prägen heute Sushi, Pho und mediterrane Spezialitäten die Speisekarten – Sinnbild eines tiefgreifenden kulinarischen Strukturwandels.
Gerichte wie Rehbraten, Rinderroulade, Schweinepfeffer, Tafelspitz oder Saure Nieren – einst feste Größen der lokalen Tafelkultur – drohen nun vollends zu verschwinden, allenfalls noch sporadisch bei besonderen Aktionen anderer Gastronomen auftauchend. Was bleibt, ist die Erinnerung an eine Ära, in der Handwerk, Heimat und Herzlichkeit noch auf dem Teller vereint waren.
Ein Verlust, den man kaum hoch genug bewerten kann – für Leimen, das sich stolz die „Stadt der kulinarischen Genüsse“ nennt, für seine Gäste und für das kulturelle Gedächtnis einer Region.
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