Dillje feierte gleich doppelt: Ein Jahr Markt, zwanzig Jahre Stadtteilverein

Proppenvoller Wochenmarkt zum Jubiläum

(fwu – 15.10.25) Donnerstag, kurz nach fünf. Auf dem Platz vor der Alten Fabrik ist die enge Gasse zwischen Obstkisten und Dampfnudelwagen kaum mehr passierbar. Uwe Janssen stimmt die Gitarre, ein paar Takte reichen, schon bilden sich kleine Halbkreise. Der „Diljemer Nachmittagswochenmarkt“ hat Geburtstag – ein Jahr alt, groß geworden in kurzer Zeit. Gleich danach geht’s drinnen weiter: 20 Jahre Stadtteilverein St. Ilgen. Zwei Anlässe, ein Feierabend, ein Ort.

Gute Stimmung auch dank alter Rocksongs und Uwe Janssen

Der Markt ist nicht nur Gemüseschau. Er ist Handschlag, Klönrunde, ein Stück Alltag auf offenem Platz. Das Sortiment liest sich handfest: ein großer Obst- und Gemüsestand, Backwaren von „Meister Hans“, Feinkost, Blumen, iberisches Wildschwein und Allgäuer Rind, Schwarzwälder Spezialitäten von Anton Mai, ein Gewürzstand, dazu Weine und Whisky. Auch ein Dampfnudelwagen dampft, wie er soll.

Dass der Markt läuft, hat einen Grund: Idee aus dem Stadtteilverein und von ihm auch laufend promotet und erfolgreich in die Praxis gebracht.

Als die Stände schließen, zieht die Menge in die Alte Fabrik. Uwe Janssen hat draußen den Ton gesetzt; drinnen übernehmen Grußworte, Bilder, Erinnerungsstücke – und eine Torte, die so groß ist, dass sie ein eigenes Gestell braucht. Wie immer bei Jubiläen herangeschafft von Rudi Sailer.

Die Stadt- und Feuerwehrkapelle sorgte für den passenden musikalischen Rahmen beim Jubiläum

Der Stadtteilverein wird zwanzig. Entstanden ist er 2005 aus Unmut über Missstände: ein heruntergekommener Bahnhof, Ärger mit Verkehr und Vandalismus, dazu die JVA-Pläne in den Nußlocher Wiesen. Im „Deutschen Kaiser“ fiel damals der Startschuss. Erster Vorsitzender: Peter Stadtherr. Ziel: St. Ilgen eine hörbare Stimme geben und Dinge anstoßen, die im Stadtteil liegen geblieben waren.

Die Bilanz klingt nach Beharrlichkeit. Die JVA wurde abgewehrt. Beim Umbau von Bahnhofsvorplatz, Bahnhof- und Theodor-Heuss-Straße saß man mit am Tisch. Es gibt die Nachtwächterführung, das Weihnachtsdorf, regelmäßige Säuberungsaktionen. 1034 Bäume kamen per Spenden zusammen, gepflanzt im Stadtteil. Und eben dieser Nachmittagsmarkt, der inzwischen auch landesweit Gespräche zum Thema Alkoholausschank angestoßen hat.

Sie gründeten den Stadtteilverein vor 20 Jahren

Heute führt ein Frauenteam den Verein: Helga Bender an der Spitze, Birgit Stumpf, Gabriele Zinke, Annette Ebinger im Vorstand. Gut vernetzt, schnell im Organisieren. Hakt’s irgendwo, wird im Ort die richtige Person gesucht – und meist gefunden. So funktioniert’s seit Jahren.

Oberbürgermeister John Ehret fasst den Effekt in einem Satz: Der Verein habe mit „Tatkraft, Ideenreichtum und Beharrlichkeit“ die Lebensqualität im Stadtteil spürbar nach vorn gebracht.

Robert Kumler vom Kulturnetzwerk nennt das Ganze ein Beispiel bürgerschaftlicher Standhaftigkeit. Und Stefan Riemensperger vom Karneval-Club Frösche schmunzelt: Das Vorstandsteam könne einen schon mal in den Wahnsinn treiben – aber für die gute Sache.

Was kommt? Auf der Liste stehen ein öffentliches Bücherregal für den Platz an der Alten Fabrik und Informationstafeln zur Stadtteilgeschichte. Am langen Ziel wird nicht gerüttelt: St. Ilgen soll seinen dörflichen Kern behalten, mit Orten, die die Leute anziehen – donnerstags der Markt, übers Jahr die Aktionen.

Der Jubiläumsabend endete mit einem letzte Funken an der Torte, Applaus und einem Gruppenfoto. Draußen riecht es noch nach Gewürzen, in der Alten Fabrik geht man zum gemütlichen Teil über, mit Sekt und guten Gesprächen.

Und: Nächsten Donnerstag, also MORGEN ist wieder Markt und Dilje hofft, dass er erfolgreich in sein zweites Jahr geht.