Biografie über den Bauernführer Joß Fritz aus Untergrombach

Zum Freiburger Bundschuhjubiläum 2013 –  Bauernführer Joß Fritz entzündete das „verborgene Feuer“ –  Einzige Biografie in überarbeiteter und aktualisierter Auflage erschienen / Verständnis der Bundschuhunruhen durch neue Forschungen stark verändert

Referent und Museumsleiter Thomas Adam

Biographie-Verfasser Thomas Adam

(ta – 2.3.13) Bauernrebell, Geheimbündler, revolutionärer Mythos des frühen 16. Jahrhunderts: Joß Fritz, Organisator und Kopf der Bundschuhbewegung zwischen 1502 und 1525, in Untergrombach bei Bruchsal geboren, zählt ohne Frage mit zu den geheimnisumwittertsten Gestalten der deutschen Geschichte. Das „verborgene Feuer“, so verwünschten ihn die Behörden, habe er im Volk entzündet – und meinten damit das Feuer der Revolution. Begriffe wie „Freiheit“ und „Gerechtigkeit“ sind es, die unter seinen politischen Forderungen als Leitmotive nachwirken bis in die heutige Zeit. Gefasst worden ist der umtriebige Aufrührer nie. Pünktlich zum 500. Jahrestag der von Joß Fritz im Freiburger Raum angestifteten Breisgauer Bundschuhverschwörung von 1513 wird jetzt die einzige Biografie des Rebellen aus der Feder des Bruchsaler Historikers Thomas Adam in neuer, stark überarbeiteter und aktualisierter Fassung noch einmal aufgelegt.

190 - Joss Fritz_Neuauflage„Es musste notwendiger Weise ein deutlich anderes Buch daraus werden, als es die ursprüngliche Version von 2002 gewesen ist“, sagt der Autor mit Blick auf die vor elf Jahren erschienenen beiden ersten Auflagen. Damals veröffentlicht in Erinnerung an den fünf Jahrhunderte zurückliegenden Bundschuhaufstand von Untergrombach 1502, hat sich seither die Deutung und das Verständnis der Unruhen unter dem Zeichen des Bundschuh im 16. Jahrhundert stark verändert. Gerade das Bruchsaler Gedenkjahr, in dessen Rahmen Adams Buch ursprünglich auf den Markt kam, inspirierte eine regelrechte Welle neuer Forschungen zu Joß Fritz und den Bauernverschwörungen, die seither den Blick auf die Geschehnisse vor 500 Jahren in ein teilweise anderes Licht gerückt haben. Das betrifft vor allem auch die kritische Frage, was die historischen Akten, Briefe und Chroniken eigentlich über den Bundschuh wirklich aussagen. Ausnahmslos sind es Dokumente der Obrigkeit, durch den Filter von Strafjustiz, Aufstandsfurcht und Kerkertorturen gelaufen, und daher alles andere als „objektiv“. Viel Panik und gerüchteweises Hörensagen ist im Spiel – was so weit reicht, dass neuerdings ein weiterer angeblicher Umsturzversuch des Joß Fritz von 1517 sogar komplett in den Bereich der Legende verwiesen wird. Womöglich nicht eine tatsächliche vorhandene Verschwörung, sondern lediglich die hausgemachte Hysterie der oberrheinischen Behörden füllten hunderte Briefseiten voll von gegenseitigen Warnungen, Hilferufen und Fahndungsappellen. Was aber vor allem auch eines zeigt: Schon bei bloßer Erwähnung des Namens Joß Fritz standen den Obrigkeiten sprichwörtlich die Haare zu Berge. Noch zu Lebzeiten war der Bauernrebell zu jenem teils gefürchteten, teils populären Mythos geworden, als der er bis in die Gegenwart nachwirkt. Immerhin: Der letzte von zwischenzeitlich Dutzenden historischen Romanen, in dem Joß Fritz eine Hauptrolle zukommt, stammt aus dem Jahre 2011.

Überhaupt hat es den Autor immer wieder gereizt, danach zu fragen, was eigentlich von einer vor 500 Jahren, am Ende des Mittelalters, niedergeschlagenen Bauernbewegung für die Gegenwart noch relevant erscheint. Einerseits, meint Adam, trennen uns gedanklich ganze Welten von den Vorstellungen und Lebensanschauungen der Rebellen. Andererseits seien – mögen solche Vergleiche auch immer hinken – einige ihrer Probleme und Forderung auf die heutige Zeit zu projizieren: Klagen über die Höhe der Steuersätze, Überschuldung, Misstrauen gegen neue übergeordnete Behörden, Verlustängste eines gesellschaftlichen „Mittelstandes“ – das klänge doch, so der Autor, auch heutigen Ohren durchaus vertraut. Und so hat denn ein Besucher, wie Adam sich erinnert, in das Gästebuch der Bruchsaler Bundschuhausstellung von 2002 auch den markanten Satz geschrieben: „Man könnte meinen, den Problemen des 21. Jahrhunderts begegnet zu sein.“

Information: Thomas Adam: Joß Fritz – das verborgene Feuer der Revolution. 3., aktualisierte, umfassend überarbeitete und ergänzte Auflage. 320 Seiten mit 173 z.T. farbigen Abbildungen, fester Einband, ISBN 978-3-89735-777-8, Preis: 24,80 Euro.

 

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