Leserbrief: Wieviel Geld braucht der liebe Gott in Leimen?
(dw – 31.3.13) Wieviel Geld braucht der liebe Gott in Leimen? Viel! Denn in diesem Jahr bezuschusst die Stadt Leimen die Außenrenovierung der katholischen Herz-Jesu Kirche mit 100.000.- Euro. Dazu bittet die Kirche um weitere Spenden.
Nicht schlecht, denn die beiden christlichen Großkirchen
– verfügen zusammen über ein Gesamtvermögen von rund 500 Milliarden Euro,
– besitzen in Deutschland Grund und Boden von mehr als 4500 Quadratkilometern (!) mit Immobilien in bester Stadtlage im Wert von 200 Milliarden Euro, nur zum kleinsten Teil mit Kultgebäuden bebaut,
– sind von Grundsteuer und Grunderwerbssteuer befreit,
– erhalten staatliche Subventionen von ca. 20 Milliarden Euro im Jahr,
– und 8,5 Milliarden Kirchensteuer im Jahr.
Die Kirche könnte alles von ihren ungeheuren Einnahmen bezahlen, aber warum sollte Sie; es gibt Menschen und Gemeinden, die Ihnen freiwillig noch mehr geben. Bezahlen müssen dabei alle, Kirchenmitglied oder nicht, Moslem oder Atheist, keiner entkommt.
Für eine Gemeinde mit hohen Schulden wie Leimen gibt es andere Möglichkeiten die 100.000.-Euro auszugeben.
Aber wie heißt es so treffend? „Geld kommt zu Geld“.
Dieter Weber, Leimen
Hinweis der Redaktion: Leserbrief sind jederzeit willkommen, geben jedoch naturgemäß nicht die Meinung der Redaktion wieder.
Ihre lokale Internetzeitung für Leimen, Nußloch, Sandhausen
Kurz-URL: https://leimenblog.de/?p=31934
Warum trägt nur dieser Leserbrief einen Hinweis der Redaktion. Alle anderen Leserbriefe, die ich mir angesehen habe, tun dies nicht. Es liegt doch in der Natur eines Leserbriefes, dass er die Meinung des Verfassers wiedergibt, nicht zwingend die der Redaktion.
Und wie soll es am Anfang des Hinweises dann richtig heißen?
„Leserbriefe…..“ oder „Dieser Leserbrief ist………..“
Dieser Leserbrief trägt den ausdrücklichen Vermerk, da
a) der Schreiber auch als Redakteur tätig ist, aber dies eine rein persönliche Meinungsäußerung ist und
b) nach Meinung der Redaktion wesentliche Entscheidungsgründe des Gemeinderates nicht berücksichtigt und im Leserbrief wiedergegeben wurden.
Klassischer Fall von Zwickmühle, der u.E.n. dieser Klarstellung bedurfte.
Der Leserbrief gibt sicher dem einen oder anderen zu denken. Wenn einerseits die Kirche als solche über ein so gutes Finanzpolster verfügt, warum wird dann ein Zuschuss gewährt und warum wird um Spenden gebeten. Ja, Fragen die durchaus gestellt werden dürfen.
Aber der Reihe nach.
Der Spendenaufruf ist durchaus legitim. Beruht er doch auf Freiwilligkeit. Wer sich seiner örtlichen Kirche verbunden fühlt, darf spenden. Es ist kein muss. Es liegt auch im Ermessen des einzelnen, wie hoch seine Abgabe ist, so er geben möchte.
Sicher, in Sachen Zuschuss gäbe es einiges an Pro und Contra. Da mag jeder Bürger seine eigene Meinung haben, wie bei so vielen Themen in der Lokalpolitik.
Viel wichtiger und eklatanter wiegt es doch, was wir in Zukunft für Abgaben haben werden. Da wären wir dann froh „nur“ 100.000 Euro für die Kirche geben zu dürfen/müssen. Und an das Spenden werden dann auch nur noch sehr wenige denken. Viel diskussionswürdiger wäre die permanente „Eurorettung“ und die angesprochenen Schulden von Leimen in Verbindung zu bringen. Dieser Rettungsunsinn wird auch in Leimen nicht Halt machen und so manchem die Sprache verschlagen wenn deutlich wird, was unsere Politiker uns aufgebrummt haben. Leider denken noch zu viele Menschen, dass Griechenland und Zypern weit weg sind. Der Glaube, dass diese Szenarien hier so nicht durchgehen ist noch weit verbreitet. Ein fataler Fehler. Wie wir heute wissen, dachten die Menschen in Zypern noch bis kurz vor Bankenschließung ebenfalls, dass alles gut sei. Dort wird nun nicht mehr nach Spenden gefragt. Da wird einbehalten und einkassiert.
So gesehen geht es uns hier in Leimen richtig gut, dass wir uns noch mit solch einem Kleinkram befassen dürfen. Noch…
Mensch Herr Schmidt,
das nenne ich eine echt gelungene Volte. Von der Finanzierung der Kirche zur Eurorettung und dann von Zypern zur einer allgemeinen Angstmache und noch eine generalisierte Politiker-Schelte oben drauf. Sehr gut! Ihnen steht der Weg, Berufspolitiker zu werden, offen.
Hier ging es aber um die Finanzierung der Kirchen. Und man sollte schon im Interesse der Leserinnen und Leser irgendwie beim Thema bleiben.
Zu Ihrer Bemerkung, dass Spenden freiwillig sind, ist festzustellen: Nur zum Teil. Denn Spenden sind ja steuerlich absetzbar. D.h. an jeder Spende wird jeder Steuerzahler unfreiwillig beteiligt. Ebenso natürlich direkt an den von den 20 Mrd. € , die Herr Weber genannt hat und wieder indirekt an der Kirchensteuer, denn die ist ja auch steuerlich absetzbar.
Jeder Euro, der über Spenden und Steuern, die steuermindernd abgesetzt werden können, im Beutel klingelt, kostet den Steuerzahler noch mal geschätzt rd. 30 Cent. Jeden Steuerzahler.
Zweckgebundene Spenden, mit denen der Spender ein bestimmtes Ziel verfolgt, sind also generell für die Gesamtheit der Steuerzahler eine Belastung. Jedenfalls immer dann, so lange die Spende an sich nicht die Gemeinschaft der Steuerzahler entlastet.
Zurück zu den 100.000 €:
Die Bürger werden am städtischen Zuschuss zur Renovierung der kath. Kirche in Höhe von 100.000 € beteiligt, z.B. über die Grundsteuer. Das hätte nicht sein müssen. Und es war auch nicht der „Gemeinderat“, der hier zugestimmte, sondern „nur“ die Mehrheit des Gemeinderates. https://leimenblog.de/?p=25260
Um auf den Text von Herrn Weber zurückzukommen: Seit rd. 1 Jahr befasse ich mich mit der Finanzierung der Kirchen. Je länger ich dies tue, umso überraschter bin ich. Ich danke Herrn Weber ausdrücklich für seinen klaren Text.
…………und dass es uns in Leimen richtig gut geht, lieber Herr Schmidt, bestreite ich! Leimen m.E. nicht mehr handlungsfähig und wird sich nie mehr von der Schuldenlast erholen können. Nie mehr!
Vielen Dank für Ihre Rückmeldung, Herr Scheurich,
Danke auch für die Ausführungen zur Steuerpolitik in Spendenangelegenheiten.
Das war aber nicht Thema meines Kommentars. Es ging um die Freiwilligkeit von Spenden. Das liegt in der Natur der Spende, dass man diese geben kann aber nicht muss. Ferner ging es nicht darum den Beschluss des Gemeinderates zu verteidigen, sondern darum dass diese bewilligten 100.000 Euro im Hinblick auf weit größere Vermögensvernichtung die uns umgibt noch gering sind. Da sind Sie und ich nicht so weit voneinander entfernt, wenn Sie gegen die Bezuschussung und somit den Griff in des Steuerzahlers Tasche sind. Schade, dass Sie dann einerseits von Angstmache meinerseits schreiben und andererseits aber sehr wohl um die Zusammenhänge von freiwilligen Spenden, Schuldenlast und kommenden Belastungen für die Bürger wissen. Sie verschließen die Augen vor dem schweren Weg, wider besseren Wissens. Sie schreiben doch ganz klar, dass Leimen seine Schulden nicht zurückzahlen kann. Jeder Leser weiß, was passiert, wenn Schulden nicht zurückgezahlt werden. Gerade jetzt sollte jeder nochmal darüber nachdenken, ob die Anführung von Zypern und Griechenland wirklich Angstmache ist oder wenigstens dem einen oder anderen den Blick für die Dinge die um uns herum geschehen schärft. Ironische Kommentare und Verharmlosung unserer Situation sind wir von Europa- und Bundespolitikern gewohnt. Dass sich auf Gemeindeebene das jetzt auch zeigt ist kein gutes Zeichen.
Ich verschließe nicht die Augen. Ich kann nur Dinge angehen, die durchsetzbar sind. Wie die Realitäten in der Kommunalpolitik sind, können Sie ja an den inzwischen berühmten 100.000 € sehen.
Die 100.000€ für die Kirchenrenovierung würden bei uns in Leimen das Kraut auch nicht mehr fett machen. Die katholische Kirche hat, trotz aller Kritik, über die Jahrhunderte hinweg doch auch viel Gutes geleistet, was vielleicht erst dann bemerkt würde, wenn die katholische Kirche verschwunden wäre.
Unser Problem sind tatsächlich die Schulden. Die Leimener Schulden und die Schulden der Regierung.
Die Bürger mit Grundeigentum haften mit ihrem Grundeigentum für die Bedienung dieser Schulden. Wir sind Bürge dafür, dass die Zinsen bezahlt werden. Von Tilgung redet ja schon keiner mehr.
Wir sollten wirklich alle nebensächlichen Themen zur Seite legen und uns mit den Schulden beschäftigen, da es hier im Grunde um unsere Existenz geht.
Ich denke was die Eingangsfrage dieses Leserbriefs betrifft, wird es wohl erst nach der kompletten Durchführung der Renovierungsarbeiten eine Antwort finden. Der aktuell geplante Betrag sind anscheinend immer noch diese 820.000.- €. Man muss abwarten.
Was aber nun die weitere Frage, –die Kirche könnte aus eigenen Mitteln finanzieren aber warum sollte sie–, betrifft, liegt doch in der Tat einiges im Argen.
Die jährlichen 20. 000.000.000.- € die die beiden Amtskirchen aus Steuereinnahmen erhalten sind nur die Spitze des Eisbergs. Der Reichtum der Kirchen scheint unermesslich.
Dieser Link Kirchenfinanzen ist ein Muss für jeden, denn jeder Bundesbürger, Theist, Atheist, Muslime, Christ, etc. finanziert die beiden Großkirchen ob er nun will oder nicht.
https://www.youtube.com/watch?v=MnGCdluXWmk
Ich persönlich versuche diese astronomische Subventionen für die beiden großen Amtskirchen im 2 stelligen Milliardenbereich mit dem Christlichen Glauben zu vereinbaren den diese Kirchen verkünden. Das funktioniert aber nicht, das geht überhaupt nicht!
Die christlichen Evangelien (die Bibel) auf die die Amtskirchen RKK und EKD aufbauen sollten, sprechen eine andere Sprache.
Jesus hatte keine Stätte wo er sein Haupt niederlegen konnte, noch erlaubte er jedem seiner Jünger einen Wanderstab.
Lk 9,3 „Und er sprach zu ihnen: Ihr sollt nichts mit auf den Weg nehmen, weder Stab noch Tasche noch Brot noch Geld; es soll auch einer nicht zwei Hemden haben“.
Jeder gläubige Christ sollte auch bezüglich der Verkündung wissen, „Gott wohnt nicht in prachtvollen Kirchen u. Häusern, in Tempeln, noch in irgend etwas von Menschenhand erbauten, sondern nur in den Herzen derer, die an IHN glauben“.
Es reicht aber m. E. völlig aus um nachdenklich zu stimmen.
Danke für den Link. Die Einnahmen der Kirche sind da umfassend dargestellt. Eine Angabe fehlt dennoch; wie viel die Gemeinden, wie jetzt die 100.000.-€ von der Stadt Leimen, dazugeben. Das werden Jahr für Jahr, auf Deutschland hochgerechnet, viele Millionen sein. Zusätzlich zu den genannten Summen!