„Glaube, Du bist ein Schatz“ – Diözesanen Begegnungstag in Leimen
(23.10.13 – Von Thomas Macherauch). Das Hauptportal der Herz-Jesu-Kirche in Leimen ist weit geöffnet. Die Abendsonne steht tief. Die letzten kräftigen Strahlen des Tages leuchten bis in den Chorraum hinein und tauchen ihn in ein warmes Licht. Vorne steht ein Mann. Seine Hand ist verkrampft. Langsam und mit etwas Mühe geht er die Stufen hinauf. Oben angekommen schaut er in einen Spiegel. „Joachim, Du bist ein Schatz.“ Pfarrer Arul Lourdu spricht ihm zu, was Jesus den Menschen verkündet hat: Jeder Mensch ist in den Augen Gottes wertvoll, egal ob er behindert ist oder nicht.
Dieser Augenblick bündelt alles, was die rund 120 Gäste mit und ohne Behinderung bei der diözesanen Begegnung in Leimen den Tag über entdeckt und erfahren haben. Auf Einladung der Behindertenseelsorge des Erzbistums Freiburg und der Seelsorgeeinheit Leimen-Nußloch-Sandhausen waren sie aus vielen Ecken der Erzdiözese ins Dekanat Wiesloch gekommen, um sich auf Schatzsuche zu begeben. Einen ganzen Tag lang haben sie miteinander gespielt, gesungen, getanzt und gebastelt. Und dabei entdeckt: der größte Schatz – das sind sie selbst.
Solche Begegnungstage finden einmal im Jahr in einer Seelsorgeeinheit der Erzdiözese statt und wollen Mut machen. „Die Menschen mit einer Behinderung sollen erfahren können, dass sie angenommen und geliebt sind. Gleichzeitig dienen diese Tage dem Austausch“, erläutert der Referatsleiter der Behindertenseelsorge im Bistum, Bernhard Stoffel-Braun, den Sinn der Begegnungen. „Sie vernetzen die vielen Gruppen für Menschen mit Behinderung, die es in den Gemeinden gibt und die in der Regel wenig Kontakt untereinander haben.“
Und dieses Konzept geht auf. Viele Besucher und Mitwirkende sind seit Jahren dabei; andere das erste Mal. Der Liedermacher Marcel Lehmann aus der Ortenau zum Beispiel gehört zu den alten Hasen. Seine mitreißenden Mitmach-Lieder haben auch in diesem Jahr für Stimmung gesorgt. Für die 20 Helfer aus der Seelsorgeeinheit Leimen war es das erste Mal, dass sie mit organisiert und sich in das bunte Workshop-Programm eingebracht haben. Und der Einsatz habe sich gelohnt, meint Ulla Lüdemann, eine der Helferinnen: „Die Freude der Gäste war so unglaublich groß, als wir gemeinsam mit ihnen Fußball gespielt, kreativ gewirkt und den Gottesdienst zum Thema ´Glaube, Du bist ein Schatz´ vorbereitet haben. Das hat mich tief bewegt!“
Joachim sitzt mittlerweile wieder auf seinem Platz in der Kirchenbank. Eine junge Frau hat jetzt den Altarraum betreten. Sie hat sichtlich Freude an der Musik des Chores, der sich aus behinderten und nicht-behinderten Sängern zusammensetzt. Ihre Augen funkeln, als sie in den Spiegel schaut. Er ragt aus einer großen Schatztruhe heraus und war Kern des Predigtspiels, das kurz zuvor von einigen Menschen mit Behinderung aufgeführt wurde. Sie alle sitzen im Chorraum unter einem goldenen Tuch. Es glitzert in der Abendsonne und macht anschaulich, was die junge Frau zugesagt bekommt: „Linda, glaube, Du bist ein Schatz.“
Mit dem Schlusslied ist auch der Begegnungstag zu Ende. Strahlende Gesichter lassen vermuten, dass die Frohe Botschaft angekommen und der Schatz des Glaubens gehoben ist: Jeder Mensch – mit all seinen Fähigkeiten und all seinem Unvermögen – darf darauf vertrauen, dass er für Gott wertvoll ist. Dieser Glaube ermutigt und ist Grund zur Freude! Daran werden sich die Besucher des Begegnungstages auch noch lange erinnern. Denn immer, wenn sie zuhause ihre persönliche Schatzkiste öffnen, die sie an diesem Tag eigenhändig verziert haben, werden sie in einen Spiegel blicken und damit den Schatz ihres Lebens neu entdecken: sich selbst.
Ihre lokale Internetzeitung für Leimen, Nußloch, SandhausenKurz-URL: https://leimenblog.de/?p=40866
Ich verstehe mich übrigens sehr gut mit dem wirklichen Jesus und Gott, aber nicht mit dem Bibel-Jesus und Bibel-Gott.
Ein Treffen mit Gott
Vor einigen Tagen traf ich Gott. Er ging auf der anderen Straßenseite. Er trug eine mittelbraune Cordhose und sein rosafarbenes Hemd und weiße Bootsschuhe dazu. Er winkte mich zu sich herüber.
Guten sagte er. Guten Tag Gott, sagte ich.
Er lächelte. Aber ich kenne ihn schon länger. Er kann sich vor mir nicht verstellen.
Was macht du so?, fragte er. Ich sagte, so gut es geht, meine Genesung geht nur schleppend voran, ich werde nie wieder so sein, wie ich vor meiner Krankheit war, leider. Wir redeten über Gott und die Welt (natürlich auch über auch über den aktuellen Medienrenner Franz-Peter Tebartz-van Elst).
Und dann: Ob ich ihm eine Zigarette anzünden könne. Ich nahm eine aus der Schachtel in seiner Hemdtasche und steckte sie ihm zwischen die Lippen. Dann zog ich das Feuerzeug aus seiner Gesäßtasche und zündete sie ihm an. Es war eine Phillip Morris.
Ich sah zu, wie er rauchte. Er tat tiefe Züge, Lungenzüge. Zum Abschied hab ich ihn dann wie immer umarmt. Sieh dich vor, hat er noch gesagt. Und dabei gelächelt. Aber ich wusste, es war kein richtiges Lächeln. Er kann sich vor mir nicht verstellen. Dazu kennen wir uns schon zu lange.
Er ging in einer anderen Richtung weiter.
(Erklärung: Gott hat keine Hände. Nur wir können ihm eine Zigarette anzünden.)