Leserbrief Werner Lindner: Nahwärmenetz Leimen
Auf der Gemeinderatssitzung habe ich hinterfragt, ob eine zentrale Wärmeversorgung von Gebäuden unterschiedlicher Bausubstanz über ein Nahwärmenetz überhaupt sinnvoll ist. Jeder Heizungsfachmann wird bestätigen, dass eine für jedes Gebäude maßgeschneiderte Heizungsanlage am wirtschaftlichsten arbeitet. So benötigen Rathaus und Schule eine Vorlauftemperatur von mindestens 60°C, das neue Verwaltungsgebäude mit bester Isolierung und Fußbodenheizung lediglich 40°C, was erheblich geringere Heizkosten bedeutet. Allein schon deshalb macht hier eine eigene Heizanlage Sinn.
Wie in der RNZ richtig beschrieben, kommt das Nahwärmenetz auf deutlich über 1 Mio Euro, denn eine Wärmezentrale mit Block-Heizkraftwerk („BHKW“) und Gaskessel und den zusätzlich erforderlichen Installationseinrichtungen (Speicher, Pumpen, Ventile, Rohrleitungen usw.) ist ausgesprochen teuer, zumal aus Platzgründen das BHKW in einem zusätzlichen Container im Schulhof untergebracht werden müsste.
BHKW sind keine „Öko-Wundermaschinen“, die gleichzeitig Wärme und Strom produzieren. Sie sind allerdings erste Wahl, wenn durchgehend Strom und Prozesswärme benötigt werden, z.B. in Kläranlagen oder zur Wärmeversorgung von Schulgebäude im Winter und Schwimmbad im Sommer). BHKW mit dem primären Ziel der Wärmebereitstellung von Wohngebäuden mit bestenfalls 5000 Betriebsstunden im Jahr wirtschaftlich zu betreiben – da haben ich meine Zweifel.
Dieser bivalente Betrieb BHKW mit Gasheizung arbeitet mit einem thermischen Wirkungsgrad von etwa 80%, eine reine Gastherme erreicht locker über 90% und ist daher wirtschaftlicher (und CO2-ärmer). Dabei sind die Erlöse durch die Stromeinspeisung des BHKW schon eingerechnet. Regenerative Energieanlagen und BHKW werden erst durch vielfältige Förderungen und Zulagen rentabel gemacht, ein Kardinalfehler der Energiewende.
Wir als CDU-Fraktion möchten uns der Basisvariante des Nahwärmenetzes nicht für immer verschließen, sollten uns aber gut überlegen, ob wir uns auf dessen Bau und dann auch Verwaltung einlassen.
Werner Lindner, Leimen, CDU-Stadtrat
Redaktioneller Hinweis: Leserbrief zu „Stadt hat schlichtweg kein Geld für ein Nahwärmenetz“ (RNZ vom 05.05.2014 / Der Link funktioniert nur zeitlich befristet).
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Herr Lindner hat mit seinen Argumenten vollkommen recht.
Dazu kommt, dass wenn beim Nahwärmenetz eine Betriebsstörung eintreten sollte und es dauert, bis ein Ersatzteil aufgetrieben wird, dass dann mehrere für die Stadt wichtige Gebäude kalt sind.
Es ist nicht sicher, dass man immer eine mobile Heizanlage innerhalb von 24 Stunden aufstellen kann und es ist auch nicht garantiert, dass man in Zukunft immer, und dazu kurzfristig, an Ersatzteile kommen wird, vor allem wenn Teile eines älteren Modells ausgewechselt werden müssen.
Die getroffene Entscheidung ist die bessere gewesen.