„Gott?! Auf der Suche … “ – Vortragsreihe mit Podiumsdiskussion abgeschlossen
(25.6.15) Die Vortragsreihe „Gott?! auf der Suche“, veranstaltet von den Bildungswerken der Seelsorgeeinheit, fand nach vier höchst interessanten und anregenden Vorträgen, bei denen die Aspekte Theologie, Seelsorge angesichts von Leid und Tod, Politik und Psychologie angesprochen wurden, ihren Abschluss mit einer sehr gut besuchten Podiumsdiskussion. Dazu konnte Pfarrer Lourdu, der die Moderation übernahm, den Bundestagsabgeordneten Dr. Stephan Harbarth, den Onkologen Prof. Dr. Andreas Schneeweiß und den Herausgeber der Internetzeitung „Leimen Lokal“ Friedrich-Wilhelm Uthe begrüßen.
Suche nach den letzten Begründungen, das gehört zur Natur des Menschen. Manche finden bei dieser Suche Gott, andere hingegen nicht. So erläuterte Pfarrer Lourdu die Motive für die Wahl des Themas der Vortragsreihe, die am 23. Juni mit dieser Podiumsdiskussion endete. Auch in dieser Podiumsdiskussion sollte es um die Frage gehen, wie Menschen sich in ihrer Biografie Gott nähern.
Nach der Begrüßung und Vorstellung durch Pfarrer Lourdu hatten die Teilnehmer am Podium Gelegenheit zu kurzen Statements zu ihrer Person, zu ihrer Entwicklung und zur Bedeutung des Gottesglaubens in ihrem Leben und in ihrem Beruf. Während Prof. Schneeweiß und Dr. Harbarth aus katholischen Elternhäusern stammen, wurde Herr Uthe evangelisch erzogen. Bei den Berichten über die Jugend klang an, dass der Kirchenbesuch nicht immer das reine Vergnügen war. Dr. Harbarth und Prof. Schneeweiß gelangten aber nach der für die religiöse Entwicklung eines Menschen typischen Phase des Zweifels wieder zu einem Glauben an Gott, der ihnen besonders in ihrem beruflichen Leben einen Rückhalt gibt. Wenn man in seinem Beruf immer wieder mit dem Tod konfrontiert wird, braucht man einen Glauben an etwas, das nach dem Tod kommt, um damit umgehen zu können, betonte Prof. Schneeweiß. Für ihn ist der Glaube sinnvoll, weil das Wissen an Grenzen stößt. Neue Erkenntnis in der Forschung schafft nie endgültige Antworten, sondern öffnet den Horizont für neue Fragen.
Dr. Harbarth legte die Bedeutung des Christentums für die Geistesgeschichte und die politische Entwicklung Europas dar. Damit Gesellschaften zusammen leben können, müssen in ihnen Werte zu vermitteln sein. In Europa ist das Christentum die historische Basis für diese Werte. Zwar spielt der Glaube für die Mehrzahl der konkreten Entscheidungen in der Politik kaum eine Rolle. In Einzelfällen wie der aktuellen Diskussion zur Sterbehilfe ist aber das Gewissen gefragt.
Für Herrn Uthe war nach der Konfirmation der Sinn von Religion nicht mehr erkennbar. Wenn er es in manchen Situationen auch bedauert, nicht glauben zu können, ist Agnostizismus seine Position. Für das Zusammenleben der Menschen braucht man eher Ethik als Religion. Da immer mehr Phänomene, die früher durch göttliches Wirken erklärt wurden, offensichtlich Naturgesetzen gehorchen, gibt es keinen Grund, einen Gott anzunehmen. Und wenn man es wollte, welchen denn eigentlich? Es gibt keine Kriterien für die Wahrheit der verschiedenen Religionen.
Nach diesen Statements nutzte das zahlreiche Publikum die Gelegenheit zu Fragen sehr intensiv. Entsprechend den Berufen der Teilnehmer am Podium bezogen sich die Fragen auf Politik, Ethik, Medizin, Naturwissenschaften und die Medien. Auch Pfarrer Lourdu, obwohl Moderator, wurde zur Institution Kirche befragt.
Ein neuer Gottesbeweis wurde natürlich nicht gefunden. Aber es wurde klar, dass die Rätsel in der Natur weiterhin so groß sind, dass da Platz für den Glauben an Gott ist. In Politik und Gesellschaft ist der Glaube mit seinen ethischen Grundsätzen und seiner Vorstellung von der Freiheit und Gleichheit der Menschen ein Maßstab für die Werte, die akzeptiert und gelebt werden. An der Institution Kirche gibt es zwar berechtigte Kritik, es ist aber eine kaum zu überschätzende Leistung, die christliche Lehre nun schon 2000 Jahre bewahrt zu haben. Und auch die Ängste bezüglich der aktuellen Weltsituation wurden angesprochen: „Habt keine Angst“ ist ein wesentlicher Teil der christlichen Botschaft.
So fiel der Dank an die auf dem Podium Diskutierenden sehr herzlich aus. Und auch das Publikum hatte sich nach dem Schluss der Veranstaltung noch viel zu sagen.
Text & Fotos: Dr. Stefan Mennicke
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