Baufinanz: „Spiele gegen Lagerkoller“ und Schlösser für Spinde
(he – 4.2.16) Was machen 470 Männer, die in der Flüchtlingsunterkunft in der Travemünder Str. in Leimen Monate lang auf engstem Raum zusammen leben und auf behördliche Entscheidungen warten müssen? Wie können wir als Baufinanz so vielen Menschen zeigen, dass sie nicht nur von behördlicher Seite, sondern auch von den Leimener Bürgern freundlich und unterstützend angenommen werden? Was kann sie zumindest für ein paar Stunden täglich von ihrem Schicksal ablenken?
Diese Fragen haben wir uns gestellt und haben Kontakt mit den Sozialarbeitern vor Ort aufgenommen, welche mit den Nöten und Bedürfnissen der Flüchtlinge täglich konfrontiert sind. Ergebnis: wir wollten jedem ein Spiel schenken, das sie als Eigentum erhalten und bei ihrer Weiterreise mitnehmen können. So haben wir 500 Spiele gekauft; Spiele, welche die meisten von ihnen aus ihrer Heimat kennen: Schach, Backgammon, Dame, diverse Kartenspiele wie Skat usw., dazu 500 Mappen, in denen sie ihre Ausweise, behördlichen Unterlagen und Anträge usw. aufbewahren können. Denn schließlich konnten diese Menschen auf ihrer Flucht nur das mitnehmen, was sie auf dem Leib trugen.
Und so machten wir uns vor Weihnachten auf den Weg, um unsere Geschenke zu verteilen; doch da gab es auch schon das erste Problem: die Flüchtlinge hatten noch keine Möglichkeit, ihre Schätze gesichert aufzubewahren. Die vom Landkreis bestellten Schränke lagerten in Containern im Hafen von Rotterdam und der auf dem Rhein geplante Weitertransport scheiterte, da der Wasserstand des Rheins zu niedrig war. So kehrten wir unverrichteter Dinge wieder um, und während den bevorstehenden Feiertagen konnten wir nichts weiter bewegen. Überlegungen, Anfang Januar eine Spedition einzuschalten, die mittels LKW den Weitertransport der Schränke übernehmen könnte, erübrigten sich, denn der Wasserstand des Rheins war wieder angestiegen.
Als die Schränke dann endlich geliefert und aufgestellt waren, stellte sich heraus, dass sie ohne Schlösser geliefert worden waren. So kauften wir noch die erforderlichen Hängeschlösser und konnten dann am 22.01. 2016 endlich unsere verspäteten Weihnachtsgeschenke an den Mann bringen. Tags zuvor hatten wir unsere Aktion mit Plakaten angekündigt, so dass die Verteilung von statten gehen konnte. Mit Unterstützung von zwei Sozialarbeiterinnen und einem hilfsbereiten Hausmeister gingen wir durch alle 46 „Rooms“ und übergaben nach Ausweiskontrolle unsere Geschenke; die mit einer Liste erfassten nicht Anwesenden konnten sich ihre Sachen dann später bei den Sozialarbeitern abholen; so war sichergestellt, dass niemand leer ausging.
Und auch wir wurden zum Dank vielfach beschenkt: Hunderte lachende Gesichter und strahlende Augen!
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