Befürchtungen bei Rathaus-Segnung: Löst der Weihrauch Brandalarm aus?

Leichter Weihrauchnebel lag über der Segnung

Leichter Weihrauchnebel lag über der Segnung

(fwu – 15.5.17) Über ein Jahr nach Inbetriebnahme wurde Leimens neues Rathaus – richtiger, das neue Verwaltungsgebäude – am Samstag von den Pfarrern Arul Lourdu (kath. Kirche) und Holger Jeske-Heß (ev. Kirche) in einer ökumenischen Zeremonie und im Beisein von Oberbürgermeister Hans Reinwald und vielen Gästen gesegnet. 

Weihrauch schwenken gehört zur Segnung nach kath. Ritus dazu

Weihrauch schwenken gehört zur Segnung nach kath. Ritus dazu

Im katholischen Segnungsritus gehört dabei brennender Weihrauch und Weihwasser zwingend mit dazu. Wobei der Weihrauch nicht nur „Rauch“ im Namen führt, sondern natürlich auch kräftig raucht. Dieses wiederum vertrieb kurzzeitig einige rauchempfindliche Gäste und ließ die Befürchtung aufkommen, ob die Brandmeldeanlage damit gutmütig umgehen würde, oder ob die Zeremonie durch eine alarmierte und angerückte Feuerwehr unter- oder abgebrochen werden müsste.

Vorsichtshalber wurde das Rauchen etwas zurückgefahren und die Segnung konnte störungsfrei durchgeführt werden. Das Verspritzen von Weihwasser durch Pfarrer Lourde ließ dann allerdings nochmal die Frage aufkommen, ob die neu aufgehängten Bilder (Bericht folgt) mit Ölfarbe gemalt wurden, denn Wasserfarben hätten unweigerlich zu einem Haftpflichtfall geführt.

Das 40 kg schwere metallene Stadtwappen mit Kreuz

Das 40 kg schwere metallene Stadtwappen mit Kreuz

Nach der feierlichen Zeremonie überreichten die Vertreter der beiden großen Kirchen dem Stadtoberhaupt als Weihgeschenk ein aus Metall gefertigtes Stadtwappen, das vom christlichen Kreuz gekrönt wird. OB Reinwald bedankte sich im Namen der Stadt und erläuterte, dass es bereis einen Platz für das 40 kg wiegende Kunstwerk gäbe und es in Kürze dort aufgehängt würde.

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2 Kommentare für “Befürchtungen bei Rathaus-Segnung: Löst der Weihrauch Brandalarm aus?”

  1. E_Hennenberger

    Ich war verblüfft, als ich diesen Artikel in Leimen Lokal gelesen habe.

    Es ist wichtig, dass in Verwaltungs- und Regierungsgebäuden die freiheitlich demokratische Grundordnung eingehalten wird.

    Der Staat und dessen Verwaltungen müssen sich in den Worten des Bundesverfassungsgerichts als „Heimstatt aller Bürger“ verstehen, unabhängig von ihrem religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnis.

    Verwaltungen sollten sich daher nicht mit einem bestimmten religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnis identifizieren, sondern müssen allen Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften neutral und tolerant gegenüberstehen.

    Das Segnen von öffentlichen Gebäuden und Verwaltungen durch Geistliche einer bestimmten Religion scheint mir auf Grund dieses Neutralitätsgebotes äußerst fraglich.

    Klar, das Segnen hat wieder Hochkonjunktur. Ich nehme aber nicht an, dass sich die Stadtverwaltung davon ernsthaft eine „Verbesserung der Verwaltungs- und Gestaltungsvorhaben“ verspricht. Das würde dann doch klar in den Bereich der Magie fallen.

    Ich frage mich: Weihwasser, Weihrauch, Kreuzzeichen, Gebete, Segenswünsche für tote Dinge: Ist das ernst gemeint? Oder nur frommes Brimborium und vielleicht sogar schon fauler Zauber?

    Die Segnung eines Verwaltungsgebäudes ist meiner Meinung nach ein Faustschlag mitten in das Gesicht der demokratischen Werte, die gegen Religion und Kirche über Jahrhunderte mühsam erkämpft werden mussten. Religion muss in einer Demokratie Privatsache sein oder zur Privatsache werden.

    Der Bibel-Gott ordnet ganz klar in Römer 13,1,.2 die Untertänigkeit und Unterwürfigkeit der Bürgerinnen und Bürger gegenüber der Obrigkeit, in diesem Fall der Stadtverwaltung an.

    Römer 13,1,2:
    1 Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott angeordnet.
    2 Wer sich nun der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt der Anordnung Gottes; die ihr aber widerstreben, ziehen sich selbst das Urteil zu.

    Aus der Sicht der Bibel und damit auch der Kirche ist die Stadtverwaltung dann quasi der verlängerte Arm Gottes!? Man darf dann fragen, ist unser OB von Gott angeordnet? Am Ende gar unfehlbar?

    Ich hoffe nicht, dass unser Oberbürgermeister davon ausgeht, dass ihm der Gott, der Weltkriege nicht verhindert hat, beim Regieren hilft.

    Eckhard Hennenberger
    Ein ehemaliger Christ
    Sprecher der Humanistischen IG Leimen
    Wir-sind-leimen.de

  2. Roland Schmiermund

    Grundsätzlich halte ich Ihre Bedenken, Herr Hennenberger, für korrekt.

    Nun füge ich hinzu, dass in Deutschland der Säkuralismus nie wirklich vollzogen wurde. Ich würde auch eher behaupten, dass Deutschland glasklar ein christlicher Staat ist, denn unser Tagesablauf ist davon bestimmt. Man denke da an die Feiertagsregelungen oder einfach nur an die Sonntagsregelungen. Außerdem auch an die Sonderstellungen der Religionsgemeinschaften, die zu einer Körperschaft des öffentlichen Rechts werden können.

    Letztendlich werden die Kirchenobersten nicht privatwirtschaftlich intern finanziert, sondern über jeden deutschen Steuerzahler. Dementsprechend vertreten die gutdotierten Posten innerhalb der Kirchen auch den politischen Zeitgeist zur Anbiederung, um sich ihre Privilegien zu sichern.
    Selbst wenn Bürger aus der Kirche austreten, werden letztendlich dessen Steuern zur Finanzierung der Kirche aufgebracht.

    Ich halte diesen Zustand für unerträglich. Dass dann noch so getan wird, Deutschland sei säkular ist meinen Auge mutwillige Täuschung.

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