„Erbsünde, was ist das?“ Das Geistliche Wort #324
An dieser Stelle finden Sie seit über sechs Jahren jede Woche das Geistliche Wort der katholischen Kirche von Pfarrer Arul Lourdu.
Heute zum Thema: „Erbsünde, was ist das?“
Alle Videos der Kolumne „Das Geistliche Wort“ finden Sie <hier>, die Webseite der katholischen Kirche befindet sich <hier>.
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Das Geistliche Wort des Herrn Pfarrers Lourdu höre und sehe ich mir (fast) nie an. Diesmal las ich die Überschrift und da fiel mir etwas aus meiner Schulzeit zum Thema ein und ich hörte mir das doch an.
Das hier folgende ist mir passiert.
Reli-Unterricht siebte Klasse, ca. 1956. niemand war begeistert, die Note jedoch versetzungsrelevant. Also Teilnahme ein Muss. Reli-Lehrer war immer ein Pfarrer – damals gab es keine Nachwuchssorgen. An dem Tag erklärte er uns die Erbsünde. Nicht direkt, er redete um das Thema herum, wir verstanden den Sinn seiner Ausführungen nicht. Vor allem verstanden wir nicht weshalb wir alle mit der Erbsünde behaftet sein sollen. So erklärte er den Standpunkt der katholischen Kirche in Form einer Geschichte, eines fiktiven Geschehens.
„Eine Mutter zweier noch nicht schulpflichtiger Kinder erwartete ein weiteres Kind. Bei der Geburt ergaben sich Komplikationen und die Mediziner erkannten, sie können nur ein Leben retten. Das der Mutter oder das des Kindes.“
Der Pfarrer fragte uns, wessen Leben gerettet werden solle. Ich sagte, die Mutter soll leben, denn ihre beiden kleinen Kinder brauchen die Mutter und sie könne ja noch mehr Kinder bekommen. Und in dem Fall wären sogar drei Kinder ohne Mutter.
Die Antwort gefiel dem Pfarrer gar nicht. Nein, sagte er, das Kind soll leben, denn es sei frei von Sünde. Und die Mutter habe gesündigt, eben die Erbsünde. Nur die Jungfrau Maria Mutter Gottes sei frei davon; sie habe unbefleckt empfangen. Leichtes Murren in der Klasse, ich war wütend. Mein Nachbar stupste mich an und meinte, lass sein, die Pfaffen sind alle nicht ganz sauber. Der merkte die Unruhe, packte seine Tasche und verschwand.
Damals waren ganz andere Zeiten. Wir waren 13 oder 14 Jahre und wussten wenig wie sich die Menschheit vermehrt. Aber dass ohne Sex nichts läuft, wussten wir schon; naja geht heute auch im Reagenzglas. Was der Pfarrer meinte und wohl auch die Position der Kirche ist, wer durch Sex ein Kind zeugt, hat gesündigt. Eben die Erbsünde.
Für den denkenden Menschen ergeben sich sogleich mehrere Fragen. Gilt das auch für andere Religionen? Sind die Alle automatisch Sünder, im Sinne der katholischen Kirche? Und was ist mit der In-Vitro-Zeugung im Reagenzglas? Also ohne Sex. Sind diese Mütter frei von Sünde im Sinne der Kirche? Oder gilt das nur für die Jungfrau Maria?
Erhalte ich eine fundierte Antwort?
Lieber Herr Weber,
Antworten aus der Sicht des katholischen Klerus kann ich Ihnen nicht geben, aber eine Antwort aus der Sicht der Bibel die ja das Fundament eines jeden Christen sein sollte, und eines kirchenfernen Skeptikers schon.
Die Erbsünde ist ein Bibel fremdes Wort. Sie ist ein unhaltbares Konstrukt aus Kreationismus und katholischem Lehramt. Ein Machwerk das in der zentralen Botschaft des Evangeliums Jesu Christi keinen Anhalt hat.
Die Erfindung der Erbsünde ist die Ausprägung eines religiös-schizophrenen Schuld-und Sünde Wahns, der Menschen bis hin zu psychischen Erkrankungen bringen kann.
Ich finde es exorbitant erniedrigend und menschenverachtend, ein neugeborenes Kind mit vererbter Sünde anderer zu Belasten. Ein weiterer Trick dessen sich die Kirche bedient um Macht über Menschen auszuüben, ist die Kleinkind-Zwangstaufe. Sie behauptet, die Bindung der Erbsünde bei Neugeborenen, könne nur durch das erste und grundlegende katholische Sakrament der Taufe aufgehoben werden. Ein kontra-biblischer Unsinn vom feinsten. Die biblische Reihenfolge ist eigentlich:- erst der Glaube, dann die Taufe!
Ein neugeborenes Kind wird zwar aus christlicher Sicht schon nach der Geburt in eine sündige Welt hineingeboren – aber dieses Kind ist m. E. noch völlig unschuldig und braucht Liebe, Schutz und Geborgenheit.
Dieses düstere unheilvolle beharren, grundsätzlich alle Sexualität auf befleckte sündhafte „Sexualdelikte“ zu verurteilen, hat mit Jesus selber wenig oder nichts zu tun, es ist ein unhaltbarer, die Würde des Menschen verachtender Skandal der RKK.
Folgende Bibelverse können gläubigen Eltern stets gegenwärtige Gewissheit schenken, dass ihre Kinder in Gottes Hand sind, auch ohne kirchliche Machwerke, Rituale und Glaubenslehren.
Jesus spricht in Mt 19,14 u. 18,3
Lasset die Kinder zu mir zu kommen; und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Himmelreich.
Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.
„Unter den vielen Lügenmächten, die in der Welt wirksam sind, ist die Theologie eine der ersten“
Indischer Freiheitskämpfer und Pazifist Mahatma Gandhi
E. Hennenberger
Sprecher der Humanistischen Interessengemeinschaft Leimen
wir-sind-leimen.de