Angellocher Kerwe läuft – Fassbieranstich lief schief – Freibier schäumte kräftig
(fwu – 28.8.22) Zwar herrschte auch schon am Freitag bei rockiger Musik auf dem Festplatz von Gauangelloch vor dem alten Rathaus bereits beste Stimmung und die Band „Art Donuts“ heizte dem reichlich vorhandenen Publikum kräftig ein, aber so richtig offiziell begann die Kerwe erst am gestrigen Samstag. Pünktlich um 18 Uhr begann der Musikverein Gauangelloch sein erstes Lied zu spielen und Bürgermeisterin Claudia Felden begrüßte im Namen der Stadt und des in Urlaub befindlichen Oberbürgermeisters Hans Reinwald die Anwesenden. Sie freute sich, dass nach 2 Jahren Corona-Auszeit endlich wieder eine Kerwe stattfinden kann und dankte den ehrenamtlichen Helfern der Vereine für ihr Engagement, ohne welches das Volksfest gar nicht durchführbar sei.
Den offiziellen Stadtschlüssel übergebe sie gerne an Kerwebürgermeister Dennis Arnold, da dieser sein Amt mit Sicherheit gut und fröhlich ausüben werde und sie sicher sei, den Schlüssel dann am Montag unbeschadet zurückzuerhalten. Arnold stimmte dem zu und forderte die Angellocher auf, tüchtig Kerwe zu feiern, es seien ja zwei Jahre nachzuholen.
Um damit auch gleich richtig zu beginnen, schritten Felden und Arnold zum Fass Freibier, das die Bürgermeisterin die Ehre hatte, anzustechen. Wie üblich mit wenigen Schlägen – und nun wird es humorvoll: Mit ein paar mehr Schlägen. Das wollte nicht so richtig. Also mit sehr viel mehr kräftigen Schlägen. Fast bis zur Erschöpfung, doch ohne Erfolg. Hahn oder Faß oder beide wehrten sich nach Kräften und erfolgreich. Das kühle Bier wollte und wollte einfach nicht fließen.
Ein kühner Freiwilliger aus den Reihen der Kerweborscht eilte zur Hilf und schlug mit starker Hand zu. Mit starkem Arm und kräftiger Hand. Vielfach bis häufig und ohne Erfolg. So langsam griff Freude und Schadenfreude im Publikum um sich und Fragezeichen schwebten über den Verantwortlichen. Nun nahm der neue Kerwebürgermeister die Dinge und den Hammer selbst in die starke Hand. Mit ähnlich guten Ergebnissen wie Bürgermeisterin Felden. Bier spritzte, aber floss nicht. Der nächste Kerweborscht kam an die Reihe und hämmerte wie ein mittelalterlicher Schmied auf das Objekt der Begierde ein. Allein, Fass und Hahn hielten stand und weigerten sich, sich gebührend zu vereinen.
So langsam verabschiedeten sich viele Festbesucher und Kerweborschte von der stillen Hoffnung auf ein Freibier …. Doch dann nahe unverhoffte Hilfe aus dem Publikum. Stadtrat Wolfgang Stern erhob sich von seinem Platz, ging zum Ort der Peinlichkeit und inspizierte erst einmal den Hahn. Denn manchmal ist anschauen und Gebrauchsanweisung lesen (siehe Ikea) hilfreich. Und so bemerkte er, dass der Hahn unüblicher Bauart war und eine Art Gewinde aufwies. Dies, schlussfolgerte er, lasse auf den Hahn’schen Wunsch nach Drehung schließen. Und also drehte er den Hahn in den Spund bis es nicht weiterging und hämmerte dann erst auf ihn ein. Zwar nicht perfekt, aber immerhin. Hahn und Fass schienen zwangsvermählt.
Der Angellocher Zauberlehrling:
Walle! walle
Manche Strecke,
Daß, zum Zwecke,
Bierlein fließe
Und mit reichem, vollem Schwalle
Zu dem Glase sich ergieße.
Zwar wollte der Hahn noch immer nicht bauarttypisch funktionieren, bei Drehen des Hahnes passierte immer noch nichts. Aber bei Druck auf den Hahn Richtung Fass kam immerhin Bier. Genaugenommen Schaum. Viel Schaum. Sehr viel Schaum. Das Bier hatte sich durch die Prügelei auf das Fass in Rage geschäumt und spritzte kräftig. Teilweise sogar in die Gläser, teilweise auf die Umstehenden und ungezielt auch einfach in die Gegend. Was dazu führte, dass Bürgermeisterin Claudia Felden und Kerwebürgermeister Arnold hernach leicht bedröppelt mit schaumvollen Gläsern auf einen guten Kerweverlauf anstoßen konnten.
Das Publikum hingegen war ob des lustigen Schauspieles äußerst fröhlich, applaudierte dem Retter Wolfgang Stern kräftig und erhielt sodann das versprochene Freibier (das sich nach den ersten ausgeschenkten Gläsern auch wieder beruhigt hatte).
Dieser denkwürdiger Fassbieranstich wird in die Annalen der Rubrik eingehen. Möglicherweise können wir heute noch aufklären, was der tiefere Grund für diesen perfekten „Fail“ war.
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