Beschluss mit fatalen Folgen für die Kindertagespflege
(crf – 10.1.25) Am 17.12.2024 hat der Kreistag des Rhein-Neckar-Kreises einen für die private Kindertagespflege folgenschweren Beschluss gefasst. Eine Person, die Kinder (bislang überwiegend unter 3 Jahren) bei sich zu Hause, aber auch in angemieteten Räumlichkeiten betreut, erhält Fördermittel aus öffentlicher Hand. Für diese Fördermittel müssen die Eltern einen Antrag beim Jugendamt des Rhein-Neckar-Kreises stellen und sich mit einem Beitrag gestaffelt nach Kindern unter 18 Jahren im Haushalt beteiligen. Seit ca. zehn Jahren ist dieser Beitrag für die Sorgeberechtigten nicht angepasst bzw. erhöht worden. Doch jetzt kommt quasi über Nacht zum 01. Januar 2025 eine Erhöhung der Elternbeiträge von 57-62% pro Monat auf die Familien zu.
In einer „Nacht und Nebel Aktion“ werden nun die Familien durch ein einfaches Informationsschreiben vor die Tatsache gestellt, dass sie teilweise eine monatliche Mehrbelastung von bis zu 203 € zu tragen haben. Und das ist nicht der einzige Kostenpunkt, der für Familien in den letzten Monaten gestiegen ist bzw. zukünftig steigen wird. Wie wir alle wissen, steigen kontinuierlich die Kosten für den Lebensunterhalt. Wie soll eine Familie diese Mehrkosten von heute auf morgen ohne jegliche Vorwarnung stemmen? Lohnt es sich für ein Elternteil, angestellt in einem Teilzeitverhältnis, noch arbeiten zu gehen? Oder Alleinerziehende, die ohnehin nicht wissen, wo sie noch sparen können, sollen jetzt bis zu 203 € mehr für die Betreuung ihres Kindes aufbringen?
Uns stellt sich hier die Frage, wie wird diese Erhöhung nach fast 10 Jahren Stillstand gerechtfertigt? Und das in einer Zeit, in der nicht nur für die Familien, sondern auch für die Tagespflege die Kosten enorm gestiegen sind. Teilweise mussten auch diese in den letzten Monaten/Jahren Zusatzbeiträge einführen bzw. diese erhöhen. Durch den nur einseitig gedachten Beschluss stellt der Kreistag die private Kindertagespflege vor das Aus.
Unterm Strich ist die Betreuung in einer Krippe für die Familien zukünftig günstiger. Die Tagespflege wird somit unattraktiv und ist nicht mehr konkurrenzfähig. Was passiert nun mit all den selbstständig Tätigen, deren Familien sich die Betreuungskosten nicht mehr leisten können und das Betreuungsverhältnis kündigen? Was tun beispielsweise im Schichtdienst arbeitende Eltern, wenn die private Kindertagespflege aus Kostengründen wegfällt?
Nehmen wir Eltern, die in der Pflege arbeiten und Dienste in der Nacht oder am Wochenende leisten müssen und aufgrund der Schließzeiten der öffentlichen Kitas und Krippen auf die private Kindertagespflege angewiesen sind. Sie könnten ihren Job nicht mehr ausüben und der Wirtschaft würden weitere Fachkräfte fehlen. Ein Skandal!
Überraschend ist im Übrigen auch: Seit Monaten, ja fast schon Jahren, hören wir seitens des Jugendamtes in der Kindertagespflege bei fast jedem Antrag, dass wir doch geduldig sein müssten, da aus personellen Engpässen die Bearbeitung dieser etwas mehr Zeit in Anspruch nehme und wir doch bitte von Nachfragen absehen sollten. Teilweise warten wir mehr als 12 Wochen auf einen Bescheid über die Fördermittel der Betreuungsverhältnisse. Und jetzt kann binnen zwei Wochen und das auch noch über die Weihnachtsfeiertage solch ein Beschluss umgesetzt werden? Wie geht das, wenn doch schon der normale Alltagsjob eine Überlastung darstellt?
Die Eltern und auch wir können diesen Beschluss so nicht hinnehmen. Wie wir sicherlich wissen, geht es aktuell auch dem Rhein-Neckar-Kreis finanziell gesehen nicht mehr so gut wie in vergangenen Jahren. Dennoch können wir und auch die Familien nicht die Schuld tragen, dass der Rhein-Neckar-Kreis es verschlafen hat, seine Beiträge kontinuierlich und sanft zu erhöhen, sodass für die Familien immer noch ein Wahlrecht zur Verfügung steht: Gebe ich mein Kind zu einer Kindertagespflege in häuslicher und familiärer Atmosphäre oder in eine Krippe?
Diese Entscheidung darf nicht aus Kostengründen getroffen werden müssen. Das ist eine Lebenseinstellung und ein Berufsstand, der gesichert bleiben muss.
Wir warten alle sehnlichst darauf, dass die Politik endlich Entscheidungen für unsere Zukunft und für unsere Kinder trifft. Denn die Kinder von heute sind unsere Fachkräfte von morgen! Die Betreuung und Förderung unserer Kinder darf nicht abhängig von den wirtschaftlichen Verhältnissen der Familien sein.
Gezeichnet, die Tagespflege des Rhein-Neckar-Kreises und deren Familien (Christina Funkert)
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