Christi Himmelfahrt lädt immer dazu ein, vom Himmel zu träumen
Der Tag Christi Himmelfahrt lädt immer dazu ein, vom Himmel zu träumen. Die Kirchengemeinde St. Ilgen startet schon an diesem Tag wieder mit einem Gottesdienst in der Dreifaltigkeits-Kirche.
In Leimen in der Mauritiuskirche wird es an Pfingsten am 31. Mai den ersten „analogen“ Gottesdienst geben. Auch wenn Sie in den nächsten Wochen nicht in an einem Gottesdienst in einer unserer Kirchen teilnehmen werden (können), so laden wir Sie ein, dass wir uns im Geiste Jesu die Hände reichen und uns gemeinsam von Gott in diese neue Zeit führen lassen, die so ganz verschieden ist von den Erfahrungen, die wir früher (mit und im Gottesdienst) gemacht haben.
Anbei eine kleine Vorleseheschichte von meinem Kollegen Michael Becker (Aus Werkstatt für Liturgie und Predigt 3/2020)
Ihre Natalie Wiesner, Pfarrerin Leimen
So wird‘s im Himmel sein – eine Vorlesegeschichte zu dem Lied „So nimm denn meine Hände“
Am schönsten waren die Abschiede, sagt sie. Da nahmen wir uns alle an der Hand, Große und Kleine, und sangen ein Lied. Dann war der Gottesdienst zu Ende. Und wir fuhren nach Hause. Mit dem Pferdewagen, etwa zwanzig Kilometer durch Masuren in Polen. Wir waren Deutsche und durften im Dorf bleiben, nach dem Krieg. Niemand tat uns etwas, sagt sie.
Die Polen waren freundlich zu uns. Nur eine Kirche gab es nicht. Die war weit weg. Jeden Sonntag fuhren wir in die Stadt zur großen Kirche, zum großen Gottesdienst. Von überall kamen sie mit dem Fahrrad, dem Pferdewagen oder zu Fuß. Der Gottesdienst dauerte lange, war oft langweilig. Am schönsten waren die Abschiede, ganz zum Schluss, nach dem Segen. Dann nahmen wir uns alle bei der Hand, Große und Kleine, Arme und Reiche, Gesunde und Kranke. Und sangen ein Lied, das Lied: „So nimm denn meine Hände und führe mich.“ Kein schöner Lied gibt es für mich, sagt sie. Ich sehe mich heute noch in der Kirche, die vielen Menschen Hand in Hand. Und immer sehe ich auch alle noch, die fehlten, weil sie gestorben waren oder krank oder verwirrt.
Ein bisschen war es wie im Himmel, sagt sie. Alle stehen und singen: „… und führe mich / bis an mein selig Ende / und ewiglich.“ Geweint hat niemand, wir waren nur traurig, dass wir uns jetzt eine lange Woche nicht sehen werden und immer viel Arbeit haben auf dem Hof, in den Scheunen, mit dem Vieh und auf dem Feld. Da war jeder für sich, wir konnten uns nicht helfen. Am Sonntag aber, sagt sie, da konnten wir uns helfen.
Wir standen nebeneinander, nahmen uns an den Händen, drückten sie fest und waren glücklich. Weil wir sangen: Ich mag allein nicht gehen, „nicht einen Schritt: wo du wirst gehn und stehen, da nimm mich mit.“ Dann waren wir allein. Oder doch nicht. Der Klang war bei uns. Die ganze Woche. Die Hände der anderen auch. Wir fühlten sie in der Seele. Das klingt vielleicht komisch, sagt sie. Aber es war so. Die anderen waren immer dabei. Auch wenn sie weg waren. Ihr Geruch und ihr Klang und ihre rissigen Hände waren da.
Bei uns und in uns durch den Gesang. Kein schöner Lied gibt es für mich als:
„Lass ruhn zu deinen Füßen / dein armes Kind. So wird‘s im Himmel sein.“
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