40. Geburtstag Katholisches Dekanat Wiesloch: Geschichtssplitter aus der Entstehungszeit
Von Thomas Macherauch.
2016 feiert das Dekanat Wiesloch seinen 40. Geburtstag. Seit 1976 ist vieles passiert: vier Jahrzehnte lebendiger Geschichte. Das ist Grund zum Feiern! Am 18. September wird ein Jubiläumsgottesdienst im Rahmen der traditionellen Herbstwallfahrt auf den Letzenberg stattfinden. Kirchengemeinden aus dem ganzen Dekanat werden ihn mitgestalten. Zudem blickt das Dekanat im Laufe des Jahres immer wieder in die vergangenen Jahrzehnte zurück und lässt Personen zu Wort kommen, die es geprägt und Weichen für seine Entwicklung gestellt haben. Und die ist wahrlich bewegt und bewegend:
1827 wird das Erzbistum Freiburg gegründet und mit ihm Dekanate, größere Einheiten, in denen Pfarrgemeinden zusammengeschlossen sind. Bis dahin gehören die Pfarreien des heutigen Dekanats Wiesloch zu den Bistümern Speyer und Worms und innerhalb dieser Bistümer zu den Dekanaten Heidelberg, St. Leon und Waibstadt. Als 1929 das Dekanat St. Leon aufgehoben wird, entsteht erstmals das Dekanat Wiesloch mit den Pfarreien Baiertal, Balzfeld, Dielheim, Mühlhausen und Rotenberg (Dekanat Waibstadt), Nußloch, Walldorf, Wiesloch (Dekanat Heidelberg) und Eichtersheim, Malsch, Malschenberg, Rauenberg, Rettigheim, Rot und St. Leon (ehemals Dekanat St. Leon).
Rund 30 Jahre später, 1960, schlägt die Geburtsstunde des Dekanats Schwetzingen. Aus dem Dekanat Heidelberg umfasst es Edingen, Neckarhausen, Oftersheim, Plankstadt und Schwetzingen. Hinzu kommen Hockenheim, Ketsch, Neulußheim und Reilingen aus dem Dekanat Philippsburg und Brühl aus dem Dekanat Mannheim.
1976, nur 26 Jahre später, verschmelzen die beiden Dekanate Schwetzingen und Wiesloch. Gründe dafür gibt es mehrere: zum einen wird damals die Kirchenstruktur an die neuen Verhältnisse in Baden-Württemberg angepasst; durch die große Verwaltungs- und Kreisreform hatten sich diese verändert. Zum anderen bildete sich in der Kirche ein neues Bewusstsein für die pastorale Bedeutung der mittleren Ebene, also für Dekanate und Regionen als Schnittstelle zwischen der Erzdiözese Freiburg und den Gemeinden vor Ort.
Mit der Reform 1976 erhält das Dekanat Wiesloch seinen heutigen Umfang, mit Pfarreien aus drei früheren Dekanaten: Brühl, Hockenheim, Ketsch, Neulußheim, Oftersheim, Plankstadt, Reilingen und Schwetzingen (Dekanat Schwetzingen); Baiertal mit Schatthausen, Balzfeld, Dielheim, Malsch, Malschenberg, Mühlhausen, Nußloch, Rauenberg, Rettigheim, Rot, Rotenberg, St. Leon, Walldorf und Wiesloch (Dekanat Wiesloch); Gauangelloch, Leimen, Sandhausen und St. Ilgen (Dekanat Heidelberg).
Über den Namen des neuen Dekanats wird anfangs lange diskutiert: Soll es Wiesloch heißen und / oder Schwetzingen oder doch besser Kurpfalz? Wiesloch setzt sich durch. Zum ersten Dekan des neuen Großdekanats wird der Pfarrer von Hl. Kreuz, Wiesloch, gewählt: Heinz Axtmann. Er soll einen Aufbruch wagen und das neue Dekanat zusammenführen. Und das tut er auch. 1977 bricht Axtmann zusammen mit vielen Christen nach Freiburg auf, um an der Diözesanwallfahrt zum 150-jährigen Bestehen der Erzdiözese teilzunehmen und das Dekanatsbewusstsein zu stärken. Ein erstes Großereignis, dem viele weitere folgen werden.
Jedes der vier Dekanatsjahrzehnte steht gewissermaßen unter einem bestimmten Vorzeichen: Ist das Dekanat Wiesloch in den ersten Jahren im Entstehen und mit den neuen Strukturen beschäftigt, wächst es im Folgejahrzehnt zusammen und bemüht sich um ein Dekanatsbewusstsein. Kurz nach der Jahrtausendwende soll es zerschlagen werden, kann sich bei der Dekanatsreform 2007 aber endgültig behaupten und gerade dadurch näher zusammenrücken. In den letzten Jahren verändert sich das Dekanat stetig: aus den 29 Pfarreien von 1976 zum Beispiel mit 103.000 Katholiken sind neun Seelsorgeeinheiten, am 1. Januar 2015 dann sieben Kirchengemeinden mit insgesamt rund 85.000 Katholiken geworden: Brühl-Ketsch, Hockenheim, Leimen-Nußloch-Sandhausen, Letzenberg, Schwetzingen, Walldorf-St. Leon-Rot, Wiesloch-Dielheim. Damit verbunden verändern sich die Aufgaben der Dekane, Dekanats- und Jugendreferenten stetig, ebenso die der pastoralen Mitarbeiter in den Gemeinden. Auch im Bereich Ehrenamt hat sich im Laufe der Zeit vieles getan: 1976 war ein Laiengremium in der Mitverantwortung für die Kirche noch etwas völlig Neues. Heute ist der Dekanatsrat als aktives, kompetentes und geschätztes Beratungsgremium eine Selbstverständlichkeit; genau wie die Pfarrgemeinderäte in den Seelsorgeeinheiten vor Ort!
Was übrigens die ursprüngliche Zusammensetzung des Dekanats Wiesloch aus mehreren Dekanaten betrifft, so ist das Dekanat heute gut aufgestellt: der Dekanatssitz ist in Schwetzingen, das Jugendbüro in Wiesloch. Dekan ist Jürgen Grabetz, Leiter der Seelsorgeeinheit Hockenheim, aus dem früheren Dekanat Philippsburg also. Und das Dekanatslogo zeigt das Tympanon des romanischen Portals der St. Ägidius-Kirche von St. Ilgen aus dem früheren Dekanat Heidelberg: In der Mitte thront Christus als Allherrscher (Pantokrator), daneben sind zwei männliche Gestalten zu sehen, von der eine von Christus einen Hirtenstab übergeben bekommt.
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