Postkarten und Bilder: Sandhausen im Ersten Weltkrieg – von Joachim Claus
(Joachim Claus) Zum 100jährigen Erinnerung zum Beginn des 1. Weltkrieges ist man interessiert, wie war unsere Heimat verbunden mit diesem dramatischen Ereignis, das die Welt zum ersten Mal im 20. Jahrhundert fundamental verändern sollte.
Es wurde erzählt, man ging mit „Freude“ in den Krieg, denn zu Weihnachten 1914 wollten alle wieder zu Hause sein. Etwas anderes war der Fall und das Deutsche Reich war nicht mehr das, was es vorher war. Die Menschen auch nicht.
Mir wurden 2 Bilder mit Sandhäuser Soldaten zur Verfügung gestellt. Was die Männer denken, ist nicht zu sehen, aber froh scheint keiner zu sein.
Es sind das Einzelbild mit Ernst Schneider, Vater von Alfred Schneider aus der Schnepfengasse und der linke Soldat auf dem 3er Bild Christof Breiter, Löwenwirt in Sandhausen.
Die Soldaten wurden in Heidelberg zu einem Bataillon zusammengestellt und von dort an die Westfront geschickt.
Auf Karten, die von der Front kamen, ist nicht von den Gräueln dieser Zeit zu hören, sondern nur, dass man hofft, bald nach Hause zu kommen und Weltlichem:
Dank für das Paket mit Gurken, waren total zerdrückt, Eier kommen meist zerbrochen an. Obst ist gewöhnlich faul, also Dauerwarm. Gebt die Gurken dem Lazarett. Wenn in dem Paket von Mutter Esswaren sind, so setze einige Tage aus. Wenn ich wieder Wäsche schicke, so kannst Du mehr Esswaren beilegen. Pfundpaket sind unter gewöhnlichen Verhältnissen wohl am billigsten. Sonst geht es gut, wie stehts bei Dir. Gruss.
Wenn man die verschiedenen Karten liest, geht es um Verpflegung, Heimreise oder Rückkehr.
Zu Hause in Sandhausen musste die Gemeinde Unterstützung für die verwundeten Krieger leisten. Die neue Schule, die 1908 eingeweiht wurde, wurde 1914 zum Vereinslazarett umgewandelt, das von Deutschen Roten Kreuz von Heidelberg aus betreut wurde. Die Schüler wurden in die Gaststätten wie „Im Lamm“, „Rose“ oder „Adler“ untergebracht.
Bilder der Insassen mit Arzt und Pflegekräften sind in dieser Zeit entstanden und an die Familien gesandt worden. Ein Bild ging nach Köln (Onkel Hans) bzw. ein zweites nach Oberstadt bei Darmstadt. Man schreibt dass es einem gut geht. Neben Verwundungen wurden viele Soldaten mit Nervenleiden behandelt, kein Wunder bei dem Zermürbungskrieg an der Front.
Im Oktober 1916 beschwerte sich dann die Lehrerschaft über die miserablen Zustände in den Behelfsunterrichtsräume, wie schlechte Heizung, wodurch der Lehrer krank wurde bzw. Lärm durch die Benutzung der Gaststätten bzw. gemeinsame Benutzung der Sanitäranlagen durch Gäste und Schüler. Am 15. Dezember 1916 wurde das Vereinslazarett wieder voll dem Schuldienst zur Verfügung gestellt.
In der Gemeinde ist eine Dekreturenbuch vorhanden, in dem alle Ausgaben und Einnahmen für das Vereinslazarett aufgeführt wurden. Die Sandhäuser Geschäftswelt hat hier viele Waren geliefert. Nach dieser Zeit sind die Belege selten.
Redaktion: Joachim Claus ist der Vorsitzende des Briefmarken- und Münzentauschring Sandhausen e.V. Vereins
Ihre lokale Internetzeitung für Leimen, Nußloch, SandhausenKurz-URL: https://leimenblog.de/?p=48670