Der grüne Elefant im Leimener Gastro-Raum – Die öffentliche „Kantine“ von HD-Materials

(fwu – 29.9.25) Warum kaum jemand weiß, dass es hier eine der besten öffentlichen Kantinen der Region gibt!

Direkt an der Rohrbacher Straße, am Ortseingang von Leimen, liegt der Hauptsitz von Heidelberg Materials. Früher sagte man HeidelbergCement, heute nennt sich das Unternehmen moderner – geblieben ist der Eindruck: Hier beginnt die Industriezone. Wer mit dem Auto vorbeifährt, sieht Zäune, Baustellen, Werksgebäude. Wer zu Fuß unterwegs ist, läuft an Absperrgittern und Containern vorbei. Und wer gar nicht weiß, was sich hier verbirgt, der wird es auch nicht erfahren – zumindest nicht von selbst.

Denn was kaum jemand weiß: Vorne in diesem Gelände gibt es eine Kantine. Und nicht irgendeine, sondern eine öffentliche. Offen für alle, nicht nur für Werksangehörige.

Man könnte sagen, es sei unsichtbar – doch ganz stimmt das nicht. Es gibt tatsächlich ein Schild, das auf die „Öffentliche Kantine“ hinweist. Und auch ein Eingang ist da, irgendwo zwischen Bauzäunen, Containern und provisorischen Wegen. Nur wirkt das Ganze nicht wie eine Einladung, sondern eher wie ein Hinweis für Eingeweihte. Wer nicht weiß, dass man hier einfach reinspazieren darf, der läuft mit großer Wahrscheinlichkeit vorbei – oder denkt: „Hier bin ich sicher falsch.“

Dabei lohnt sich der Weg. Die Kantine befindet sich im umgebauten Hallenbad des alten Zementwerks. Ein Jugendstilbau mit hohen Decken, Galerien, großen Fenstern – früher schwammen hier Werkskinder, heute stehen Esstische und Blumenvasen im Raum. Die alten Strukturen sind erhalten geblieben, an den Wänden hängen Fotos, die das frühere Schwimmbecken zeigen. Wer eintritt, spürt sofort: Dieser Ort hat Geschichte. Und Würde.

So kommen Sie hin:

Die Kantine befindet sich auf dem Werksgelände von Heidelberg Materials in Leimen. Der Zugang liegt gegenüber dem Neubau des Technology Centers, links neben der alten Hauptverwaltung.

Direkt vor der Tür hält die Straßenbahn: Haltestelle Leimen, Zementwerk.

Parkplätze sind ausreichend vorhanden, die Firmenparkplätze dürfen von Gästen mitgenutzt werden.

Frühstück: Montag bis Freitag, 07:30 – 10:00 Uhr

Mittagessen: Montag bis Freitag, 11:30 – 13:00 Uhr

Der aktuelle Speiseplan ist hier einsehbar: Rubrik Gastronomie.

Auch kulinarisch muss sich die Kantine nicht verstecken. Im Gegenteil: Hier wird gekocht, nicht aufgewärmt. Betrieben wird die Gastronomie von Genuss & Harmonie, einem Unternehmen, das sich dem Frischkochen verschrieben hat – und das nicht nur behauptet, sondern praktiziert. Auf ihrer Website schreiben sie, sie seien ein Team aus „kreativen Kulinarikprofis“ mit Leidenschaft und Verlässlichkeit. Solche Sätze liest man oft. Hier spürt man: Sie meinen es ernst.

Die Leitung des Küchenteams: Sinisa Bacic, Simona Pal, Martina Debatin und Küchenchef und Kantinenleiter Benedikt Krieger

Die Küche ist bodenständig und vielfältig zugleich. Wer den Speiseplan studiert, erkennt schnell: Das hier ist kein Einheitsbrei. Es gibt jeden Tag zwei vollwertige Hauptgerichte, oft eines klassisch mit Fleisch oder Fisch, das andere international inspiriert. Dazu ein vegetarisches Gericht, das seinen Namen auch verdient. Ergänzt wird das Ganze durch eine Tagessuppe mit Toppings zur freien Wahl und ein kleines Dessertangebot – von Quark über Kuchen bis zu Mousse oder Pudding, was eben gerade frisch gemacht wird.

Wer seinem Teller noch etwas mehr geben will, kann sich an einem kleinen Tisch mit Gewürzen, Kräutern, Dressings und Ölen selbst bedienen. Keine große Geste – aber eine, die zeigt: Hier denkt jemand mit.

Und das alles zu Preisen, die so gut wie ausgestorben wirken. Eine heiße Suppe mit Brot für 1,50 €, ein Hauptgericht für 6,50 €, ein Dessert für knapp über einen Euro. Wer mag, bekommt für 7,90 € ein komplettes Mittagsmenü mit Vorspeise und Hauptgericht. Da muss man draußen lange suchen – und wird in der Regel fündig.

Das Frühstücksangebot kann sich ebenfalls sehen lassen: Von Montag bis Freitag ab 7:30 Uhr gibt es frische Brötchen, kleine warme Gerichte, Müsli, Kaffee – was man eben braucht, um in den Tag zu starten. Mittags wird von 11:30 bis 13:00 Uhr aufgetischt. Wer spät kommt, muss mit Resten rechnen. Die Nachfrage ist hoch – im Werk hat sich das längst herumgesprochen.

Was es nicht gibt: Alkohol. Kein Bier, kein Wein, kein Feierabend-Riesling zum Schnitzel. Die Kantine ist alkoholfrei. Wer etwas trinken will, muss sich mit Wasser, Saft, Softdrinks oder Kaffee begnügen. Es erinnert daran, dass man hier zwar gut isst, aber eben doch auf Werksgelände sitzt. Eine gemütliche Gastronomie mit Bedienung und Abendbetrieb ist das nicht. Muss es aber auch nicht sein.

Und trotzdem bleibt die Frage: Warum kennt das niemand? Warum wird dieses Angebot nicht stärker wahrgenommen? Die Antwort liegt auf der Hand: Die äußeren Umstände wirken nicht einladend. Das Gelände schreckt ab, der Zugang ist unübersichtlich, das Schild zwar vorhanden, aber leicht zu übersehen. Viele glauben, es sei rein intern. Und wer es nicht weiß, wird es kaum herausfinden.

In der Psychologie spricht man manchmal vom rosa Elefanten im Zimmer – das Bild für etwas, das im Raum steht, aber nicht gesehen oder ignoriert wird. Hier in Leimen ist es allerdings in diesem Fall eher ein grüner Elefant: Den grün ist die Farbe des Unternehmens, Farbe der Schilder, Farbe des Logos. Er steht am Ortseingang, mitten in der Stadt – und bleibt doch unsichtbar.

Dabei hätte er Aufmerksamkeit verdient. Denn diese Kantine ist mehr als nur eine Essensausgabe. Sie ist Teil der Industriegeschichte Leimens, ein Ort mit Charakter, und ein wirklich außergewöhnlich gutes gastronomisches Angebot, das sich – nüchtern gesagt – wirklich sehen lassen kann.

Übrigens: Wer wissen will, was aktuell auf dem Speiseplan steht, findet die wöchentliche Übersicht jetzt auch hier bei uns auf der Seite „Gastronomie“ – für alle, die nicht nur zufällig vorbeikommen, sondern gezielt gut essen wollen.