Die „Goldenen Bulle“: Diebstahl in 1774 und seine Vertuschung
(rnk – 5.10.22) Historisch Interessierte dürfen sich wieder über ein spannendes Vortragsprogramm freuen, das das Kreisarchiv des Rhein-Neckar-Kreises gemeinsam mit der VHS Ladenburg-Ilvesheim und dem Heimatbund Ladenburg zusammengestellt hat.
Gestartet wird am Donnerstag, 13. Oktober, um 19:00 Uhr im Domhof Ladenburg, Hauptstraße 9, mit einem Vortrag von Dr. Jörg Kreutz. Der Leiter des Kreisarchivs begibt sich auf die Spur des Goldsiegels des kurpfälzischen Exemplars der „Goldenen Bulle“ von 1356, das neben anderen Siegeln und Petschaften im Frühjahr 1774 aus dem Mannheimer Schlossarchiv gestohlen wurde.
Diesen über mehr als 100 Jahre verschwiegenen und nie aufgeklärten Diebstahl machte erst zu Beginn der 1890er Jahre der Münchner Archivar Max Joseph Neudegger publik, der als Erster überhaupt die geheimen kurpfälzischen Ermittlungsakten auswertete. Neudegger war aber zugleich (ohne konkreten Nachweis) fest davon überzeugt, dass die Goldbulle bald nach dem Diebstahl wieder ins Archiv zurückgelangt und diese – gegen Ende des 18. Jahrhunderts mit dem Libell von Mannheim nach München verbrachte – auch die Originalbulle von 1356 sei. Unwidersprochen hat dieses Narrativ der unversehrten Überlieferung der Goldbulle, die im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München verwahrt wird, bis heute Bestand.
Die neuerliche Durchsicht der von den obersten Mannheimer Behörden unter Verschluss gehaltenen Ermittlungsakten und alle in diesem Kontext von Kurfürst Carl Theodor angeordneten Maßnahmen zur Aufklärung des geheim gehaltenen Diebstahls belegen jedoch, dass es sich bei dieser Goldbulle eindeutig um eine Fälschung bzw. Nachbildung durch den kurpfälzischen Münzmeister Anton Schaeffer auf Weisung von höchster Stelle handelt.
Dieser ebenso überraschende wie eindeutige Sachverhalt wird entscheidend durch den umfassenden Bildvergleich mit anderen Goldbullen aus der Kanzlei Kaiser Karls IV. gestützt, wie im Vortrag anhand zahlreicher Foto- und Quellenbelege dargelegt wird.
Der Eintritt zur Vortragsveranstaltung ist frei. Es wird jedoch um eine verbindliche Anmeldung bis spätestens 6. Oktober gebeten unter Telefon: 06221 522-7740 oder per E-Mail beim Kreisarchiv.
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