Eine große Trauergemeinde nahm Abschied von „Seppl“ Zeitler
(von Wolfgang Müller – 27.12.19) Schon lange nicht mehr hatte sich eine solch große Trauergemeinde auf dem Leimener Friedhof versammelt. Mehrere hundert Menschen – darunter sehr viele ehemalige Sportler – waren gekommen, um einen Tag vor Heiligabend Abschied zu nehmen von einer verdienten Leimener Persönlichkeit, Abschied von Josef „Seppl“ Zeitler.
Der über Jahrzehnte engagierte „Multifunktionär“ war anerkannt und beliebt in den unterschiedlichsten Welten, sei es im Sport, in der Kommunalpolitik oder im sozialen Bereich. Und dies brachte der ehemalige St. Ilgener Pfarrer Wolfgang Keller, zugleich auch Freund des Verstorbenen und seiner Ehefrau Gertrud, bei der Trauerfeier, die der Männer Gesang Verein (MGV) würdig umrahmte, eindrucksvoll und bewegend zum Ausdruck.
Josef Zeitler liebte es, sich zu engagieren und sich einzubringen zum Wohle der Menschen und seinem zur Heimat gewordenen Leimen. Dies unterstrich auch Oberbürgermeister Hans D. Reinwald in seiner Rede, die er mit den Worten enden ließ: „Josef Zeitler hat sich um Leimen verdient gemacht!“. Das war die maximale Wertschätzung und Anerkennung für einen Menschen, dem das Ehrenamt ein Leben lang Lust und Freude bereitet hatte.
Für den Leimener Gemeinderat nahm Nathalie Müller Abschied vom Verstorbenen. Ihr war es wichtig die große Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen, aber auch schmunzelnd an die so ausgeprägte und wohltuende Lebensfreude von Zeitler zu erinnern. Und auch der Leichtathletikkreis Rhein-Neckar nahm in großer Dankbarkeit ebenfalls Abschied von seinem Ehrenvorsitzenden.
Für seinen Verein, für seine KuSG, waren es final der 1. Vorsitzende Bernd Müller und der langjährige Wegbegleiter und Kamerad Wolfgang Müller, die das Lebenswerk des KuSG-Ehrenvorsitzenden noch einmal aufzeigten und würdigten. Bernd Müller verwies symbolisch auf die Traditionsfahne von einem der Ursprungsvereine der KuSG, dem Deutschen Turnverein von 1887, die über dem Sarg hing und die „Seppl“ vor kurzer Zeit erst hatte so liebevoll restaurieren lassen. Und der KuSG Vorsitzende verwies auf das erste gedruckte Exemplar „75 Jahre KuSG“, das so maßgeblich und federführend von Zeitler konzipiert und verfasst wurde.
Hier dann noch im Wortlaut die emotionale Trauer- und Dankesrede des ehemaligen Handballers, Weggefährten und Leimener Altstadtrats Wolfgang Müller: ABSCHIED von Seppl Zeitler
Liebe Gertrud, liebe Birgit, lieber Marcus, mein lieber Seppl,
ja ganz zum Schluss möchten Bernd und ich gemeinsam für die große KuSG, für Deine KuSG, für Deinen Verein in Wertschätzung, Zuneigung – vor allem aber – in einer unendlichen Dankbarkeit, Kameradschaft und tiefer Freundschaft von Dir irdisch Abschied nehmen.
Und ich stehe hier als KuSG-ler, langjähriges Vorstandsmitglied, Handballer, KWS-ler, aber auch als langjähriger kommunaler Mitstreiter – Du beim CDU/Bürgerblock und ich bei den Freien Wählern – vor allem aber als Freund und oftmals Vertrauter.
Deine Leistungen, Deine Verdienste, die sind so ausführlich und großartig von unseren Vorrednern gewürdigt worden, aber ich möchte noch auf den Seppl im Menschen, im Josef Zeitler, in Dir eingehen.
Du warst Mister KuSG, Multifunktionär, ein positiver Vereinsmeier – der Beruf war Dein Hobby, Dein Hobby war Deine Berufung, Deine Leidenschaft.
1945 am Anfang der KuSG standen die Gründungsväter und die meisten kanntest Du wie Fritz Zugck, Erwin Appel, Sighard Dinkel oder auch mein Vater Willy Müller. Und Deine Vorgänger im Amt waren vor allem Peter Disegna, Ernst Frank und Günter Schneider. Und dann kamst Du mit Empathie und Sympathie und Dir gelang später dann auch, was keinem Deiner unmittelbaren Vorgänger beschieden war, nämlich in den Gemeinderat gewählt zu werden. Und als Du kamst, da sangen wir Handballer noch die „alte Welt“: GRÜN und WEISS wie lieb ich Dich, Grün und Weiß ist auch ein Gruß für mich, Grün und Weiß ist unsere Farbenpracht, darum haben wir das Grün und Weiß uns ausgedacht.
Und ganz schnell wurdest Du zum Gesicht der KuSG, auch wenn man immer noch bundesweit dieses Namenskürzel KuSG sehr oft nicht richtig aussprechen konnte. Und wir Handballer bewegten uns mehr zwischen Richen, Eschelbronn und Malschenberg – im Gegensatz zu unseren schon europaweit reisenden Basketballern. Sie nannten uns KUSG in einem Wort oder K-U-S-G und dann noch falsch geschrieben.
Doch das störte Dich nicht, Du hast aus der Kultur- und Sportgemeinde einen modernen Groß- und Mehrspartenverein gemacht und Du hast, was vor Deiner Zeit nur bedingt der Fall war, Harmonie und Einvernehmen zwischen den einzelnen Abteilungen hergestellt. Und Du hast zudem auch dieses Einvernehmen und GEMEINSAME mit allen anderen Leimener Vereinen angestrebt und letztlich auch erreicht. Eben „Ein Mensch für Menschen zu sein“. Und in diese Deine Zeit fielen viele großartige sportliche Erfolge aller Abteilungen, allen voran die nationalen Titel unserer KuSG Basketballer.
Ein Mensch für Menschen sein – wie musste man sich dies vorstellen? Beispielhaft stehen hier ein paar Kurpfälzer Sätze wie:
Frog e mol de Seppl! oder: Hosch Du schun de Seppl gfrogt?
oder: Ruf e mol de Seppl o oder einfach nur: Soags em Seppl!
So klang es über Jahrzehnte in die eine (menschliche) Richtung. Die andere klang so: Du Seppl am Telefon und an andere oder an mich gerichtet, sagtest Du: Mir misse was mache! Egal, ob es sich um ein Vereinsproblem handelte oder um Probleme in den Kindergärten oder Schulen. Meistens hast Du dann noch hinzugefügt: ich geh ufs Rothaus, was konkret hieß: ich rede mit OB Herbert Ehrbar. Und das war nun eine Gratwanderung, denn Kommunalpolitik funktionierte oft so: gibst Du mir – gebe ich Dir! Ich weiß Marcus und Hans – heute ist das ganz anders. Jedenfalls Chapeau Seppl. Du hast meistens Dein Anliegen für die Menschen erreicht, ohne Dich aber verbiegen zu lassen oder etwas zuzustimmen, von dem Du nicht überzeugt warst.
Ja und am Ende meiner dankbaren Gefühle stehen zwei Momente und Erinnerungen, für die es nie einen Abschied geben wird, weil sie im ewigen JETZT verbleiben werden. Wir Handball Oldies waren vor vielen Jahren beim gemeinsamen Rafting auf dem Lech. Du saßt mit Deinem maßgeschneiderten Neopren Anzug auf der Kante unseres Schlauchbootes, als Du plötzlich wie ein Torpedo über Bord gingst, aber Deine Kameraden haben Dich natürlich gerettet.
Und das zweite ganz andere Bild: Du und ich vor gut 20 Jahren mit unserer humanitären Hilfe in Weißrussland. Wir beide standen in Mogiljew am Ufer des Dnepr, neben uns Peter Duffy, Journalist der New York Times. Du ein Glas Ruländer in der Hand – wir waren zugegeben getränketechnisch autark – und Peter, der Amerikaner, und ich mit einer Flasche „Berg-Bräu“ in der Hand. Peter recherchierte hier ganz weit im Osten für sein Buch über die Ermordung zehntausender weißrussischer Juden in deutschen Konzentrationslagern und wir halfen die Folgeschäden von Tschernobyl in weißrussischen Krankenhäusern zu lindern. Und wie so oft kam auch in dieser Situation Dein Dein Satz: Du Wolfgang, wir müssen hier was machen!
Und ganz zum Schluss lieber Seppl: Deine Zeit als Vorsitzender der KuSG betrug knapp 20 Jahre, aber geprägt hast Du diesen größten Leimener Verein über mehr als vier Jahrzehnten und mit Deinem Vermächtnis wirst Du diesen Verein, Deine KuSG, weiter prägen.
Ruhe in Frieden!
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