Festgottesdienst zum 250-jährigen Jubiläum der Sandhäuser St. Bartholomäus-Kirche
(MAr – 31.8.16) „Lass Dich in keinem Dorf nieder, in dem keine Kirche steht“. Mit diesem Leitsatz aus seiner indischen Heimat eröffnete Pfarrer Arul Lourdu das feierliche Pontifikalamt zum Patrozinium, zu dem sich neben der Gemeinde Sandhausen und Diakon Peter Härich auch der emeritierte Weihbischof Rainer Klug eingefunden hatte. Genauso hätten wohl auch die Sandhäuser gedacht, als sie 1766 endlich über ihr eigenes Gotteshaus verfügten, dessen prägender Kirchturm ihnen heute noch Heimat und Identität vermittle, wie Weihbischof Klug später in der Predigt anmerkte.
Auf der Fahrt von Freiburg nach Sandhausen habe sich Weihbischof Klug durch den Kopf gehen lassen, was dieses Zeugnis christlichen Glaubens schon alles erlebt habe: Die Französische Revolution, das Napoleonische Zeitalter, die Deutsche Freiheitsbewegung und Reichsgründung, zwei Weltkriege und den Naziterror, aber auch die Bonner Republik und schließlich die Wiedervereinigung. Auch der Namensgeber der Kirche, der Apostel Bartholomäus, der in Persien, Indien und Ägypten zu Gottes- und Nächstenliebe aufgerufen und Gewaltlosigkeit gepredigt habe, könne auch heute noch Botschaften vermitteln: Er habe in Armenien den Märtyrertod erlitten, weil er dort auf Andersdenkende gestoßen sei, denen dieser freiheitliche und friedvolle Ansatz zutiefst suspekt gewesen sei und die ihm nur mit Gewaltbereitschaft begegnen hätten können. Die Ermordung des französischen Priesters Jacques Hamel in der Normandie und die schwer bewaffneten Polizisten vor der Rosenkranz-Basilika in Lourdes seien leider auch in der heutigen Zeit traurige Realität.
St. Bartholomäus stehe aber auch für eine überaus positive Entwicklung: Der anfängliche Skeptiker („Aus Nazareth? Kann von dort etwas Gutes kommen?“) habe sich von Philippus zur lebendigen und ergebnisoffenen Erfahrung inspirieren lassen („Komm und sieh!“), eine Bereitschaft, die in Zeiten von Engstirnigkeit, Eindimensionalität des Denkens und mangelnder Weltoffenheit verloren zu gehen drohe. Bartholomäus‘ Beispiel möge der Gemeinde hier als Vorbild dienen.
Nach dem Gottesdienst, der übrigens von Ministranten aus allen fünf Gemeinden der Seelsorgeeinheit begleitet wurde, waren alle Mitfeiernden bei strahlendem Sonnenschein zu einem kleinen Imbiss im Pfarrgarten eingeladen, der Gelegenheiten zur Begegnung bot, gerade auch mit Herrn Weihbischof Klug, der freudig ins Getümmel eintauchte. Rudi Sailer liess es sich nicht nehmen, der Kirche mit einer überdimensionalen Geburtstagstorte – leider nur aus Bauschaum – zu gratulieren und auch gleich noch ein kleines Feuerwerk abzubrennen.
Im Rahmen des Stehempfangs wurde auch das Aquarellbild der Kirche St. Bartholomäus, das von der Sandhäuser Künstlerin Helga Lang gestiftet wurde, zugunsten der Erhaltung von St. Bartholomäus versteigert. Frau Brüggemann, die bereits ein anderes Aquarell von Helga Lang ihr Eigen nennt, erhielt den Zuschlag und freute sich über den Zuwachs für ihre Sammlung. An dieser Stelle sei sowohl der Spenderin als auch Helga Lang für ihr Engagement und ihren Beitrag zum Kirchenjubiläum nochmals ausdrücklich gedankt.
Beim abschließenden Mittagessen im kleinen Kreis würdigten sowohl Weihbischof Rainer Klug als auch Pfarrer Arul Lourdu den unermüdlichen Einsatz aller Helfer und Beteiligten, die für den Höhepunkt im Jubiläumsjahr 2016 einen würdigen Rahmen geschaffen und damit einen wertvollen Beitrag zum Gemeindeleben geleistet hätten, allen voran Helmut Herzog als verantwortlicher Koordinator des Festausschusses, aber auch Gemeindereferent Thomas Walter, der den Gottesdienst geplant und die Versteigerung geleitet habe.
Text/Fotos: Markus Arndt
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