Frühkonzert im Wald: Vogelstimmen-Wanderung begeistert Naturfreunde

Aufmerksame Zuhörer im Frühlingswald: Prof. Michael Wink (ganz links) erklärt beim Spaziergang mit Christiane Staab (2. v.l.) die Stimmenvielfalt der Vogelwelt.
(geg – 4.5.25) Der letzte Sonntagmorgen im April hätte kaum schöner beginnen können: goldene Sonnenstrahlen fielen durch das frische Frühlingsgrün, die Vögel gaben ihr Bestes auf den Zweigen – und im Schatten alter Eichen und Buchen sammelten sich rund zwanzig neugierige Naturfreunde, bereit, in die klangvolle Welt der gefiederten Waldbewohner einzutauchen. Eingeladen hatte Christiane Staab, CDU-Landtagsabgeordnete im Wahlkreis Wiesloch. Und sie hatte einen ganz besonderen Gast dabei: Prof. Dr. Michael Wink, einer der renommiertesten Ornithologen Deutschlands.
„Man sieht fast nichts, aber man hört alles“ – der Wald wird zur Klangkulisse

Prof. Dr. Michael Wink – mit geschärftem Blick und feinem Gehör – erläutert die Tricks und Talente der heimischen Vögel.
Was für andere ein wenig Gezwitscher im Hintergrund ist, ist für Michael Wink ein Konzert mit erkennbarem Dirigat. „Man sieht fast nichts, aber man hört alles“, erklärte er gleich zu Beginn der Wanderung. Und wie Recht er hatte: Schon nach wenigen Metern standen die Teilnehmenden mit gespitzten Ohren und staunenden Blicken im Unterholz, während Wink sie wie ein erfahrener Moderator durch das Frühkonzert der Natur führte.
Der Professor, dessen Buch „Ornithologie für Einsteiger und Fortgeschrittene“ gerade in zweiter Auflage erschienen ist, ließ keinen Zweifel daran: Wer Vögel verstehen will, muss hinhören können – und zwar früh im Leben. „Ich habe damit als Kind angefangen. Später wird das schwierig“, verriet er augenzwinkernd.
Buchfink, Zilpzalp, Rauchschwalbe – gefiederte Geschichten am Wegesrand
Die Liste der entdeckten Arten las sich wie ein Best-of der heimischen Vogelwelt: Buchfinken mit ihrem markanten Ruf, der laut Wink klingt wie „Bin, bin, bin ich nicht ein schöner Gardeoffizier?“, Rauchschwalben, die tausende Kilometer nach Afrika fliegen – und dabei jedes Jahr zielsicher zurückkehren – sowie der kleine Zilpzalp, der seinen eigenen Namen ruft, als wolle er auf sich aufmerksam machen.
Doch es blieb nicht bei Namen und Rufen. Mit viel Leidenschaft und ansteckender Begeisterung erzählte Wink von den Lebensgewohnheiten, Tricks und Talenten seiner gefiederten Schützlinge. Besonders der Kuckuck hatte es ihm – und den Zuhörenden – angetan.
Kuckuck – der Trickbetrüger der Lüfte
„Er kommt im April zurück aus Afrika – und bleibt nur drei Monate“, begann Wink seine lebendige Erzählung über das wohl bekannteste Kuckucks-Kind Europas. Was dann folgte, war fast schon ein Natur-Krimi: Das Kuckucksweibchen legt sein Ei in fremde Nester. Doch das klappt nur, wenn es dem Gelege des Wirtsvogels zum Verwechseln ähnlich sieht. Sonst – raus damit!
Die Natur hat für diese Täuschung ein ausgeklügeltes System entwickelt: Es gibt genetisch fixierte Linien von Kuckucksweibchen, die sich auf bestimmte Wirtsvögel wie Grasmücken oder den Zilpzalp „spezialisiert“ haben. Das Kuckucksküken wiederum kennt keine Gnade: Kaum geschlüpft, entsorgt es Konkurrenz – sprich: alle anderen Eier oder Küken – und wächst als Einzelkind heran, gefüttert von ahnungslosen Ersatzeltern, oft kleiner als der kleine Racker selbst.
Doch auch der Kuckuck hat es nicht leicht. Wenn die Bestände der Wirtsvögel zurückgehen, wird’s auch für ihn eng. „Das ist wie beim Wohnen: Wenn’s keine Untermieter mehr gibt, nützt auch der Trick nichts mehr“, meinte Wink mit einem Lächeln.
Humorvoll, lehrreich und mit Herz für den Naturschutz
Es waren diese Momente, in denen man merkte: Prof. Wink ist nicht nur ein wandelndes Vogellexikon, sondern ein Erzähler, der Wissen mit Leidenschaft, Anekdoten und Augenzwinkern vermittelt. Zwischendurch gab es kleine Pflanzenkunde-Einlagen – von Misteln über Maiglöckchen bis Bärlauch – und klare Hinweise zum Verhalten im Wald. Hunde gehören in der Brutzeit an die Leine, mahnte Wink mit Nachdruck, denn viele Vögel brüten am Boden – und ein freilaufender Vierbeiner kann da schnell zur Gefahr werden.
Ein Frühstück als Ausklang und Appell an unser Naturbewusstsein
Nach gut zwei Stunden war der Spaziergang zu Ende – aber die Gespräche gingen weiter. Bei einem kleinen sonntäglichen Frühstück unter freiem Himmel bedankte sich Christiane Staab herzlich bei Prof. Wink und bei den Teilnehmenden. Ihr Fazit: „Es ist einfach wichtig, solche Momente zu erleben. Wer die Natur kennt, schützt sie auch.“ Ein Satz, der hängen blieb – wie das „Zilp-Zalp“ eines unsichtbaren Sängers im Blätterdach.
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