„Gedenke, vergiss nicht!“ – Nußlocher Gurs-Mahnmal eingeweiht

Am Abend des 22.10.20, genau 80 Jahre nach der Deportation badischer Jüdinnen und Juden in das Internierungslager Gurs, wurde in Nußloch das neue Mahnmal zum Gedenken an dieses Geschehen eingeweiht. Viele Nußlocher waren der Einladung gefolgt und standen mit einer Kerze rund um den noch verhüllten Gedenkstein. Dieser Gedenkstein ist Teil eines Jugendprojektes, bei dem Jugendliche aus allen badischen Orten, aus denen jüdische Menschen nach Gurs deportiert wurden, sich mit der jüdischen Geschichte ihres Ortes auseinandersetzen und zwei Zwillingssteine gestalten. Einer der Steine verbleibt im Ort, der andere wird in das zentrale Mahnmal in Neckarzimmern integriert. Die Einweihung des Steines in Neckarzimmern fand bereits am 18.10.20 statt.

Die Flötistin Ute Schleich und Ruth Kern eröffneten und umrahmten die Feier im Nußlocher Park stimmungsvoll mit ihrem Flötenspiel. Ronja Rupp, eine der Jugendlichen, die den Stein mit gestaltet haben, las eindrücklich ein Gedicht von Lola Landau, einer deutsch-israelischen Schriftstellerin. Dann war es endlich soweit: Aaliyah Munk, eine weitere Jugendliche, die an der Gestaltung des Steines beteiligt war, enthüllte das Mahnmal.

Zum Vorschein kam eine naturbelassene Stele, die in ihrer Schroffheit und Kälte widerspiegeln soll, wie damals mit den Menschen umgegangen wurde. Jonna Großmann, die dritte Jugendliche aus dem Team, erklärte weiter, welche Gedanken die Jugendlichen bei der Gestaltung geleitet hatten. Quer durch den Stein und den Namenszug „Nußloch“ verläuft ein Riss, denn das Naziregime und die Deportation spaltete die Nußlocher Gemeinschaft und riss die Menschen jüdischen Glaubens aus ihrer Heimat heraus.

Im Riss deuten Gitterstäbe die bedrohliche Enge des Internierungslagers an. Der Schriftzug „Gurs“ und die Jahreszahl „1940“ erinnern an das Geschehen und lehnen sich zusammen mit dem Schriftzug „Nußloch“ an das alte Mahnmal an, das der Verwitterung zum Opfer gefallen war. Oben auf dem Stein, der aus Muschelkalk aus dem Nußlocher Steinbruch stammt, liegt ein aufgeschlagenes Buch aus hellem Jurakalkstein. Es symbolisiert das Buch des Lebens, in das die Namen der Deportierten – der Eheleute Karoline und Julius Bernheim, sowie die der Schwestern Elsa und Guta Maier – eingraviert sind. Daneben der Davidstern und in deutscher und hebräischer Schrift die Worte: „Gedenke, vergiss nicht!“. Jonna betonte am Ende ihrer Rede: „Wir jungen Menschen und alle Menschen der kommenden Generation müssen daran erinnert werden, dass sich diese Ereignisse von damals niemals wiederholen dürfen“.

Herr Bürgermeister Förster dankte in seiner Ansprache allen Mitwirkenden, die zum Gelingen des Projektes beigetragen hatten: der Firma Heidelberger Zement, die die beiden Steinblöcke stiftete, dem Steinmetz Herrn Wolf, der nicht nur die Jugendlichen in seiner Werkstatt geduldig unterstützt und angeleitet hat, sondern auch die Gravur der Steine spendete. Dank ging besonders an die Jugendlichen, die sich der Aufgabe gestellt und sich engagiert haben, sowie allen ehrenamtlichen Unterstützer*innen. Dank auch den Damen und Herren des Gemeinderates, die die Kostenübernahme in Höhe von 5000 Euro beschlossen und Dank an Bauamtsleiter Herrn Leyk und das Team des Bauhofs samt Gärtnern, die dem Mahnmal einen würdigen Platz geschaffen haben. Abschließend sprach Herr Förster den Wunsch aus, dass es gelingen möge, dass diese Neugestaltung und Neuausrichtung unseres Mahnmals für Gurs im Jahr 2020 ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu gegenseitiger Achtung, zu Respekt und Geschwisterlichkeit zwischen jüdischen und christlichen Menschen wird.

Grußworte überbrachte aus der evangelischen Landeskirche Frau Kreplin. Frau Pfarrerin Mager warf in ihrer Ansprache einen kritischen Blick auf die Rolle der Kirchen während des Naziregimes und verwies auf die Bemühungen Deutschlands, Antisemitismus aktiv zu begegnen. So wurde in der Synodalerklärung aus dem Jahr 1984 entsprechend betont, „wie wichtig es ist, dem wieder in der Gesellschaft erstarkenden Antisemitismus zu wehren, in dem wir eine aktive Nachbarschaft zu jüdischen Gemeinschaften pflegen und in Kindergarten, Schule und Konfirmandenunterricht die Themen Antisemitismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit aufgreifen und Menschen dafür sensibilisieren“.

Eindrücklich sang Herr Soudy ein jüdisches Totenandachtsgebet, in das er die Namen der Nußlocher Deportierten einfügte. Mit dem Segen, von Herrn Pfarrer Lourdu gespendet, endete die Feier. Alle Beteiligten stellten, bevor sie gingen, ihre Kerze vor dem Mahnmal ab. Es hat einen würdigen Platz in der Mitte Nußlochs gefunden und lädt zum Verweilen ein: „Gedenke, vergiss nicht!“

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