Gemeinderat stellt Schulstandort Sandhausen für die Zukunft auf

(mb – 7.5.24) Theodor-Heuss-Grundschule wird um den Standort Kirchstraße erweitert – die Pestalozzischule zieht in die Systemmodule am Friedrich-Ebert-Schulzentrum um.

Die Theodor-Heuss-Grundschule stößt aktuell als eine der größten Grundschulen Baden-Württembergs mit 512 Kindern an ihre räumlichen Grenzen und braucht dringend mehr Platz.

Mehr als zwei Jahre schon beschäftigen sich Gemeinderat und Verwaltung mit dem Ganztags-Förderungsgesetz (GaFöG) – „es stellt die Gemeinden unseres Landes sowie auch unsere Gemeinde Sandhausen vor gewaltige Herausforderungen – doch mit dieser Lösung haben wir eine gute Lösung für unseren gesamten Schulstandort finden können“, sagte Bürgermeister Hakan Günes bei der jüngsten Gemeinderatssitzung im großen Sitzungssaal des Rathauses. Nach dem GaFöG hat jedes Kind von der ersten bis zur vierten Klasse in der Grundschule einen Anspruch auf ganztägige Förderung in einer Tageseinrichtung, was stufenweise ab dem Schuljahr 2026/2027 beginnend in Klassenstufe 1 eingeführt werden soll. 

Um den Schulstandort weiterzuentwickeln und für die Zukunft unter dem genannten Gesichtspunkt aufzustellen, standen gleich vier Beschlüsse bei diesem Thema an. Einstimmig bei drei Enthaltungen entschied der Gemeinderat, dass die Pestalozzischule aus dem Schulstandort Kirchstraße in die Systemmodule am Friedrich-Ebert-Schulzentrum umzieht. Ebenso mehrheitlich bei drei Enthaltungen votierten die Bürgervertreter dafür, dass die Theodor-Heuss-Grundschule um den Standort Kirchstraße, wo die Pestalozzischule aktuell untergebracht ist, erweitert wird. Einstimmig beschloss der Rat, dass der Altbau der Theodor-Heuss-Grundschule saniert wird und die Planungsleistung an das Architekturbüro Werkgemeinschaft Landau vergeben wird. Wiederum einstimmig entschied das Gremium, den Schulhof des Friedrich-Ebert-Schulzentrums in einem ersten Abschnitt zu sanieren. 

Bei den Redebeiträgen über die Fraktionen hinweg wurde deutlich, dass sich die Ratsmitglieder die Entscheidung für den Umzug der Pestalozzischule in die Systemmodule, sodass die Theodor-Heuss-Grundschule dringend benötigten Platzbedarf in der Kirchstraße finden kann, alles andere als leicht gemacht hatten. 

Michael Herzog (CDU) betonte, dass das Thema Schülerbetreuung eine Herzensangelegenheit für seine Fraktion darstelle. Mit den gefassten Beschlüssen – „eine für alle annehmbare Lösung“ – erreiche man einen großen Meilenstein und halte doch an allen vier Schulformen in Sandhausen fest. Michael Herzog war sich sicher, dass die Pestalozzischule die Chance, die dem Umzug innewohnt, zu nutzen weiß und das Potenzial am neuen Standort in eine gedeihliche Entwicklung ummünzt. 

Thorsten Krämer (SPD) kündigte für seine Fraktion an, dass sie nicht einheitlich abstimmen werde, vor allem der Umzug der Pestalozzischule sei kontrovers diskutiert worden und er bat zu überdenken und zu prüfen, ob der neue Standort nicht auch als Übergangslösung verstanden werden könne. Dass die Grundschule und der Schulhof des FEG saniert werden müssten und ein neues Gesicht bräuchten, sei völlig klar. 

Für die FDP meldete sich Heidi Seeger zu Wort und berichtete, dass es auch in ihrer Fraktion weit mehr Gesprächsbedarf über den anstehen Umzug der Pestalozzischule gegeben habe als zu den anderen Punkten. „Wir verstehen die Sorgen der Eltern und der Schulleitung, die am jetzigen Standort bleiben möchten“, sagte sie. Gleichwohl habe das Schulamt darauf hingewiesen, dass die Theodor-Heuss-Grundschule rund die Hälfte der heute genutzten Räume in Zukunft zusätzlich benötigen würde. Man stimme der Vorlage in allen Punkten zu. 

Ralf Lauterbach (GAL) signalisierte Zustimmung und hob hervor, dass seine Fraktion „die Möglichkeiten, dass sich der neue Schulstandort der Pestalozzischule am Campus ausdehnt und Synergien mit der benachbarten Friedrich-Ebert-Werkrealschule entstehen können“ sehe. Die Relationen zur Umsetzung des Rechtsanspruchs für über 500 Kinder der THS gegenüber elf Kindern im Grundschulbereich der Pestalozzischule lasse die Zwangspunkte der räumlichen Entwicklungsnotwendigkeiten nochmal deutlich werden, sagte Lauterbach. 

Emilia Kühn von Metris Studio für Architektur, Stadt und Landschaft skizzierte den langen intensiven Weg bis zur Entscheidung im Rat. Schon frühzeitig im Juli 2021 hatte sich die Gemeinde mit der Weiterentwicklung des Schulstandorts Sandhausen auseinandergesetzt. Eine Klausurtagung habe es im Herbst 2022 und im November 2023 gegeben. Unter anderem sei herausgearbeitet worden, dass nach dem Status Quo die Räumlichkeiten an der Theodor-Heuss-Grundschule sehr beengt seien, der Altbau einer Sanierung bedürfe und auch die Tageseinrichtungen zur Schülerbetreuung aktuell in mehreren Gebäuden untergebracht seien. Da der Platzbedarf einer möglichen Ganztagesschule wesentlich höher sei und auch die Tageseinrichtungen für die Schulkinder an den Randzeiten geeignete Räume benötigten, habe es gegolten, ein zukunftsfähiges Raumkonzept zu erstellen.

Die Herausforderungen der Pestalozzischule sähen anders aus: Die Schule verzeichne rückläufige Schülerzahlen— in den letzten 20 Jahren seien diese von 118 auf 58 Schülerinnen und Schüler etwa halbiert worden. Die Kinder und Jugendlichen hätten besondere Bedürfnisse an die Flexibilität des Raumangebots und würden aufgrund der geringen Klassengrößen teilweise gemeinsam unterrichtet.

Am Friedrich-Ebert-Schulzentrum würden derzeit die neu errichteten Systemmodule freigehalten, zusätzlich seien Werkräume und die Mensa nicht in vollem Umfang ausgelastet, sodass es Potenzial für höhere Auslastungen gebe, führte Kühn aus. 

Nicht zuletzt Ergebnisse einer Kleingruppen-Arbeit sei es gewesen, der Pestalozzischule die Systemmodule auf dem Schulzentrum zur Verfügung zu stellen, sodass man die Grundschule im Ortskern auf die Häuser in der Kirchstraße erweitern kann. Dadurch werde am Friedrich-Ebert-Schulzentrum eine verstärkte Bündelung der Jugendlichen an einem Ort geschaffen, sowie ein neuer attraktiv gestalteter Außenbereich zur Nutzung aller Jugendlichen. Ein „eigener“ Außenbereich für die Kinder der Pestalozzischule sorge für die nötige Distanz und Rückzugsmöglichkeit. Darüber hinaus könne die verringerte räumliche Trennung der Schulformen für erhöhtes gegenseitiges soziales Bewusstsein, Rücksichtnahme und soziale Teilhabe sorgen.

Grundschule ist ein Kulturdenkmal

Ortsbaumeister Benjamin Wiegand hatte dagegen die Sanierung der Theodor-Heuss-Grundschule, die ein Kulturdenkmal ist, umrissen. Die Sanierung sei in enger Zusammenarbeit mit den Denkmalschutzbehörden durchzuführen. In einem 1. Bauabschnitt solle die Gebäudehülle denkmalgerecht und energetisch saniert werden. Die Kosten für diesen 1. Bauabschnitt seien vom Ortsbauamt ermittelt worden und betrügen rund 3 Millionen Euro.

Ortsbaumeister Wiegand unterrichtete, dass durch die zurückliegenden umfangreichen Modernisierungs- und Sanierungsarbeiten am Friedrich-Ebert-Schulzentrum, die Errichtung der Systemmodule und des Blockheizkraftwerkes die Freiflächen stark in Mitleidenschaft gezogen worden seien. Das vorhandene Außengelände und die Freiraummöblierung seien nicht mehr zeitgemäß und überdies in die Jahre gekommen. Die ursprünglichen baulichen Anlagen seien teilweise rückgebaut und aufgrund des Alters der Außenanlagen müsse nun in notwendigem Maße in Instandhaltungsmaßnahmen investiert werden.

Der Gemeinderat fasste den Beschluss einstimmig, wonach die Gebäude des Anwesens Schulstraße 7, das Ende des Jahres 2023 von der Gemeinde erworben wurde, als Teil einer größeren innerörtlichen Umstrukturierung abgebrochen werden sollen und dem Sanierungsgebiet Ortskern IV, wie bereits das Anwesen Hauptstr. 91, zugeführt werden soll.

Darüber hinaus beschloss der Gemeinderat gegen die Stimmen der GAL die Satzung über ein besonderes Vorkaufsrecht gemäß BauGB betitelt mit „Erweiterungsfläche Gewerbegebiet im Gewann Au“. Es gibt in Sandhausen nämlich nahezu keine unbebauten Gewerbeflächen mehr. Das benannte Planungsgebiet teilt sich derweil in eine Vielzahl schmaler und langer Grundstücke auf. Nur ein Teil davon (rund ein Viertel der Fläche) befinden sich im Eigentum der Gemeinde. Daher sollte sich die Gemeinde durch Grunderwerbe noch vor der Umlegung und dem Erlass eines Bebauungsplanes die Option verbessern, selbst Grundstücke zum Verkauf anbieten zu können. Sie könnte so die Entwicklung des möglichen Gewerbegebietes erheblich besser steuern. Darauf wies Bauamtsleiter Benjamin Wiegand hin. Ob ein solches Gewerbegebiet entstehen solle, obliege der Entscheidung des Gemeinderates und sei nicht Teil der anstehenden Abstimmung. Solch eine Satzung würde es der Gemeinde jedenfalls möglich machen, auf Grundstücke zuzugreifen, die in der vorgesehenen Erweiterungsfläche des Gewerbegebiets zum Verkauf angeboten werden.

Der Gemeinderat stimmte der Bestellung von Hauptamtsleiterin Nina Gellert zur Standesbeamtin für den Standesamtsbezirk Sandhausen mit Wirkung zum 1. Mai 2024 einstimmig zu. 

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