Gemeinsam altern in der Senioren-WG – Schimpanse Epulu schon 55 Jahre alt
(zoo – 1.7.23) Am Freitag, den 23.6.23 wurde der männliche Schimpanse unserer fünfköpfigen Seniorengruppe stolze 55 Jahre alt. Dies ist ein Zeichen dafür, dass er sich sehr wohl fühlt und gut in die Gruppe integriert hat. Die Heidelberger Schimpansengruppe hat das höchste Durchschnittsalter aller Zoos in Deutschland.
Schimpanse erreicht hohes Alter
Für einen Schimpansen ist der 55. Geburtstag nicht selbstverständlich, denn in der Wildnis erreichen sie ein Alter von maximal 40 Jahren, in seltenen Fällen auch 50 Jahren. Meist werden die weiblichen Schimpansen älter als ihre männlichen Artgenossen.
Auch dank der guten und aufmerksamen Pflege seiner Tierpfleger und den sozialen Interaktionen mit seinen vier weiblichen Mitbewohnerinnen Conny, Susi, Heidi und Lulu, ist das Schimpansenmännchen Epulu in seinem hohen Alter noch fit und gesund. Er hat sich seit seiner Ankunft im Oktober 2019 gut in die Gemeinschaft eingefügt. „Wir sind sehr glücklich darüber, dass sich Epulu mittlerweile so gut mit den Schimpansendamen versteht“, sagt Sandra Reichler Kuratorin für Säugetiere.
Das war am Anfang noch nicht abzusehen, denn Epulu lebte mit nur einem anderen Weibchen zusammen, bevor er vom Grünen Zoo Wuppertal nach Heidelberg gekommen ist. Daher war es für ihn eine große Herausforderung sich in sein neues Zuhause einzufinden. Der Umzug nach Heidelberg und die Aufregung, sich an eine neue Gruppe zu gewöhnen, hat sich für Epulu gelohnt: mittlerweile zeigt er zahlreiche soziale Verhaltensweisen, die früher bei ihm nicht oder kaum beobachtet werden konnten, so zum Beispiel Spielverhalten mit anderen Schimpansen, Versöhnungen, gegenseitige Fellpflege, sowie das Teilen von Nahrungsmitteln.
Mittlerweile hat er sich in Heidelberg zu einem sehr entspannten Schimpansen entwickelt, da er vielfältige und abwechslungsreiche soziale Interaktionen erleben darf. Besonders interessant ist dabei, dass Epulu und das Schimpansen Weibchen Conny mittlerweile wirklich gute Freunde geworden sind, denn gerade diese beiden hatte zu Anfang große Probleme sich einander zu gewöhnen. Conny, die sich immer schon eher am Rande der Gruppe aufhielt, zeigt seitdem sie mit Epulu angebandelt hat, immer öfter soziales Verhalten und sucht die Nähe der anderen Schimpansen. In Conny hat Epulu eine sehr engagierte Verbündete gefunden, die ihm Sicherheit bietet und dadurch oft zwischen ihm und den anderen Weibchen vermittelt.
Gemeinsam altern
Inzwischen sind die fünf Schimpansen mit über 50 Jahren bereits sehr alt: „Unser Ziel war es, dass sie trotz ihrer bewegten Biographie, ihren Lebensabend in einer harmonischen Senioren-WG in Heidelberg verbringen können,“ berichtet Zoodirektor Dr. Klaus Wünnemann. Denn während Epulu eher behütet aufgewachsen ist, haben die vier Damen eine recht turbulente Lebensgeschichte hinter sich: sie sind über Umwege hier nach Heidelberg gekommen und stammen teilweise aus Beschlagnahmungen.
„All das sieht man heute immer noch an ihrem Verhalten und der Kommunikation untereinander, aber auch mit uns Pflegern“, berichtet Dominik Winkel, Tierpfleger im Affenrevier. „Die Heidelberger Rentner WG ist also besonders, nicht nur wegen ihres hohen Alters, sondern auch weil sie auf Grund ihrer Historie alle etwas anders „ticken“ als besser sozialisierte Schimpansengruppen.“
Obwohl Schimpansen, die am weitesten verbreitete Menschenaffen sind, nehmen ihr Lebensraum und ihre Bestände zusehends ab, weshalb sie auf der Roten Liste bedrohter Tierarten als „stark gefährdet“ geführt werden. In ihrem Verbreitungsgebiet kommen die Tiere in vier Unterarten in West-, Zentral- und Ostafrika vor. Wie auch andere Primatenarten werden sie in einigen Regionen Afrikas gejagt, da ihr Fleisch auf lokalen Märkten als sogenanntes Bushmeat verkauft wird.
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