Gut besuchte und informative botanische Führung mit Dr. Ulrike Schofer
(mu – 3.6.13) Es hatte sich wohl herumgesprochen wie interessant die letzte Führung war, denn zu unserer Freude fanden sich wieder zahlreiche Personen ein, um mit Frau Dr. Schofer die Pflanzenwelt in Leimen kennen zu lernen. Bei ihrer Erkundung für die Führung hatte Frau Dr. Schofer 81 interessante Pflanzen entdeckt. Bei unserem 2,5stündigen Rundgang zwischen Haltestelle Friedhof und dem Röhrgrund in Richtung Nussloch lernten wir davon etwa 40 kennen.
Mit der Lupe betrachteten wir die schöne Blüte der Zypressenwolfsmilch. Jede Einzelblüte ist eine „ Nektar führende Scheibenblume“. Der Nektar befindet sich in kleinen, goldgelben Drüsen. Er strömt den Duft von Honig aus und lockt so die Insekten, vor allem Bienen an.
Mit dem Messer an der richtigen Stelle bewies uns Frau Dr. Schofer: Der Wiesensalbei hat in der Blüte einen „Schlagbaummechanismus“, damit der Hummel der Blütenstaub auf den Haaren abgestreift wird. Bei der Fortpflanzung hilft der Nelkenwurz, dass sie ein „Kletthafter“ ist. Ihre Samenkapseln verhaken sich im Fell von Tieren und an den Hosen der Menschen.
Wir hatten Glück und konnte noch eine Kornrade finden. Die ganze Pflanze ist sehr giftig und war deshalb von den Bauern als „Ackerunkraut“ gefürchtet. Deshalb ist sie inzwischen mit Pestiziden fast ausgerottet. Frau Dr.Schofer berichtete mit Bedauern, dass sie mindestens 30% der Pflanzen ihrer Kindheit in Leimen nicht mehr finden kann.
Eine vielseitige Heilpflanze kannte nur unsere Führerin: Die Betonie ( hat nichts mit dem Werk in Leimen zu tun!). Sie heißt auch Heil-Ziest und soll gegen Verschleimung helfen. Wir bekamen eine Menge Informationen über die Verwertung der Pflanzen, medizinisch ( echt und eingebildet) und kulinarisch:
Mariendistel wirkt leberstützend und -stärkend und gallenflussfördernd.
Weide: Die Rinde kann getrocknet und als Tee aufgegossen werden. Sie enthält unter anderem Salicin, das im Körper zu Salicylsäure wird und Grundlage des Medikaments Aspirin ist.
Johanniskraut: Es wurde in der Volksmedizin als Tinktur verwendet ( – Blüten 2 Monate in Öl –). Eine der Teilnehmerinnen erzählte: „Wir haben das als „Bebbele’s Öl“ genommen.“
Pfingstrosen: Vor Jahrzehnten wurden die Samen als Kette aufgereiht zahnenden Kindern zum Kauen gegeben. Vom Südbadischen „Gichter“ = Krämpfe stammend, sprach man auch von Gichterrosen.
Brennnesseln werden gezüchtet für Tee zur Durchspülung. Wir können sie aber auch gut verwenden für die Stärkung unserer Pflanzen mit einem Sud ( 24 Stunden in Kaltwasser). Wir erfuhren, dass sie für Raupen von rund 50 Schmetterlingsarten wichtige Futterpflanze sind. Zudem berichteten die Älteren, dass sie sie im Krieg wie Spinat zubereitet hätten.
Gundermann: Eine der Teilnehmerinnen gibt ihn getrocknet in ihr Gewürzsalz. Wer an den Blättern roch, konnte das verstehen.
Mispel: Die Früchte sind nach Frosteinwirkung nutzbar z.B. für Gelee, Marmelade, Schnaps.
Waldmeister: Für die Bowle sollte er vor der Blüte gepflückt und vor Gebrauch zuhause etwas welken gelassen werden. Waldmeister enthält Kumarin und ist daher für Kinder nicht und Erwachsene nur begrenzt geeignet. Kumarin ist Grundstoff des Blutverdünners Macumar.
Apfelrose : Das Fruchtfleisch der Hagebutten ist sehr vitaminreich und schmeckt gut. Aus dem Samen sollte man kein Juckpulver ( mehr) machen! Es könnte Allergien auslösen!
Begeistert von dem Strauß voll Wissenswertem trennten sich die Teilnehmer/-innen. Es waren wieder lehrreiche und unterhaltsame Stunden in angenehmer Gesellschaft und schöner Natur und das bei erfreulich gutem Wetter. Herzlichen Dank an Frau Dr. Schofer für ihr ehrenamtliches Engagement!
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