„KERWE- und KUSS!“ Schlossherr Wolfgangs Kerwerede

(fwu – 18.9.22) Am gestrigen Samstag wurde um 15 Uhr die Leimener Weinkerwe auf dem Rathausplatz offiziell von Oberbürgermeister Hans Reinwald und Schlossherr Wolfgang (Müllter) eröffnet. Anschließend hielt der Schlossherr seine Kerwerede, die wir hier im Wortlaut wiedergeben dürfen.


Liebe  Bürgersleut, liebe Edelsleut aus dem Rat der Stadt,

lieber Ober-Ratsherr dieser liebenswerten Stadt, liebe Gäste aus nah und fern! Am Anfang möchte ich mich trauen – frei nach Martin Luther – Euch, dem Volk, aufs Maul zu schauen. 

Was bin ich doch froh, den Schlossherr hier mimen zu dürfen, aber als Winnetou bei Ralph Panzer in Dilje die Bühne nicht stürmen zu dürfen.

Was habˋ ich gelesen Karl May von vorne bis hinne, denn noch nicht gabˋs „die Römer, die spinne“. Indianerles im Leimener Steinbruch, im Bruch, war unsere Welt und die Apatschen und Komantschen dazu unsere Heldenwelt. 

Und ohne Instagram, Facebook und WhatsApp noch dazu, aber wir durften noch singen, was sich keiner mehr traut:

„Hier ein Stückchen, da ein Stückchen … hier ein Stückchen, da ein Stückchen –

und die ganze Welt im Chor: lang´ lebe der Sarotti Mohr!“.

Ja was sind wir verrückt und unserer Geschichte entrückt.

Denn die Mohren Apotheken sollen nicht mehr so heißen, obwohl sie der uralten islamisch-maurischen Heilkunst ihre Referenz tun erweisen.

So halt´ ich nun diesen Schlüssel in der Hand und sinniere – 50 Jahre Leimener Weinkerwe – man glaubt es nicht! Und gerade deshalb soll es nicht heißen: Kuss – und Tschüss, sondern „KERWE- und KUSS!“

Seid lieb zueinander, vertragt Euch trotz Corona und Krieg. Genießt Euch und unsere wunderbare Weinkerwe!

Ja, zwei lange Jahre sind vergangen, dass wir das letzte Mal hier standen, Corona und Krieg halten bis heute die Welt in Atem. Und wir dachten, unser Paradies wird nie enden und unser Wohlstand in Freiheit, den kann uns keiner nehmen. Doch es kam ganz anders und wir mussten lernen zu leben in dieser neuen Welt mit Sorgen und Ängsten, die wir so nicht kannten. Noch immer bedroht ein Virus auch unsere Leimener Welt.

Wer hätte gedacht, dass wir nach Brennholz gieren, um im Winter nicht zu frieren. Wir sind gewohnt mit einem Geldbeutel durch Europa zu reisen, wir haben Freunde in Tigy und Mafra, in Ungarn und Tschechien, ja sogar in Weißrussland. Wir dürfen sagen, was wir denken und lassen uns vom dem von uns gewählten Rat der Stadt demokratisch und in Freiheit lenken.

Auch wenn dies mal dauert, denn Demokratie braucht Zeit und Geduld, so ist uns das lieber als diktatorische Geisel und Schuld. Denn was mag in diesem Mann im Kreml wohl vorgehen, das Leben von zu liebenden Kindern in Kauf zu nehmen, nur um einem ganzen Volk seinen Willen aufzuzwingen.

Aber eins kann uns keiner nehmen – und das ist unsere Lust auf Leben. Und deshalb gilt: „KERWE- und KUSS!“

Und – im Vergleich zur globalen Welt – sind unsere Probleme in Leimen winzig und klein,  so wollen sie dennoch betrachtet sein. Das Wichtigste liegt vor uns, es ist dieser Platz, der seit Jahrzehnten uns beschäftigt hat. Bei aller Geduld und allen Bedenken, jetzt wirdˋs Zeit an eine finale Gestaltung und Umsetzung zu denken. Treffpunkt Leimen, Leimens neue Mitte, ich möchtˋs noch erleben, denn es soll sich doch lohnen, in Leimen zu leben.

Eine weitere „neue Mitte“ wird mit der Volksbank entstehen. Gewaltig und wuchtig, für viele zu hoch und zu groß, doch sehen wir es positiv und machen was draus, vielleicht gibtˋs noch Ideen im Gedankenturm und die „beleuchten“ gegenüber unseren alten Franzosenturm.

Aber auch am Rande unserer Mauern bewegt sich die Stadt. Für viele zu wenig, aber viel mehr als nur nix. Auch wenn es noch dauert und viel Zeit noch verschlingt, ein gemeinsames Gewerbegebiet mit Heidelberg so richtig gut in unseren Ohren klingt. Denn die Hoffnung ist da und es sollte sich doch lohnen, mal wieder mehr Gewerbesteuer in unsere Mauern zu holen.

Die Verbindung nach Dilje und der neue Kreisel, sie strapazieren seit Monaten unsere Nerven, aber auch hier gibtˋs Bewegung und gewerbliches Gestalten mit der Ansiedlung eines großen Autohauses und mit der Strahlkraft und Finanzkraft für unsere Stadt.

Und eins liegt mir zum Schluss gar mächtig am Herzen und kann man nicht oft genug sagen: Lasst uns alle in dieser Stadt respektieren und vertragen. Die Kurpfalz war offen für Menschen, woher sie auch kamen und dies soll auch so bleiben – wir wollen niemand vertreiben. Gerade für die Jugend, wie ist es so wichtig, spielt Fußball und Handball, schwimmt und spielt Tennis, warum nicht zur Feuerwehr, macht Musik und singt. Denn unsere Vereine helfen ganz Leimen zu einen und dann istˋs für die Jugend auch ein Muss: „KERWE- und KUSS!“

Sicher man kann in dieser Stadt so manches kritisieren, besser ist aber, sich einbringen und engagieren. – Und hier geschehen sogar Wunder. Denn wo in ganz Deutschland zunehmend viele Kirchen schließen, da siehtˋs bei uns ganz anders aus, denn unsere aramäische Gemeinde baut ein neues Gotteshaus. Da kann man nur in Hochachtung gratulieren.

Ja, Integration ist keine Einbahnstraße, da gehören zwei Seiten dazu. Die Kultur, das Brauchtum und die Religion des anderen gilt es zu pflegen und zu achten. Die demokratischen Gesetze und Regeln unseres Landes sind aber genauso ernsthaft zu betrachten.

Und wo kommt man sich näher und lernt man sich kennen, um alte und neue Heimat zu lieben und zu erkennen? Da möchte ich unsere KERWE nennen. Denn eins kann uns keiner nehmen und das ist die pure Lust am Leben.

Und deshalb soll es für die nächsten drei Tage heißen: „Das WIR gewinnt mit „KERWE- und KUSS!“.

Und so erkläre ich als Schlossherr unsere diesjährige Jubiläums Weinkerwe für eröffnet!

 

 

 

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