Kreisforstamt: Die Esche – vom einstigen Hoffnungsträger zum Problemfall

(rnk – 25.3.21) Die Esche ist nach Buche und Eiche die häufigste Laubbaumart in Baden-Württemberg. Ihr Anteil lag bei der letzten Bundeswaldinventur im Jahr 2012 bei rund 5 Prozent. Sie kommt in zahlreichen Waldgesellschaften vor und spielt dort als Mischbaumart eine wertvolle Rolle. In der Forstwirtschaft wird sie den Edellaub- oder Buntlaubhölzern zugeordnet und reiht sich dabei neben Ahornen, Ulmen, Kirschen, Nüssen, Linden, Mehlbeeren und vielen anderen ein.

Im Rhein-Neckar-Kreis ist sie – mit Ausnahme auf trockenen Sandböden – nahezu überall zu finden. Wälder mit besonders hohem Eschenanteil gibt es beispielsweise entlang der Bahnlinie im Bereich von Malsch bis Frauenweiler, im Süden Sinsheims in Reihen und Hilsbach sowie an der Bergstraße, besonders bei Weinheim und Hemsbach.

Sehr weit fortgeschrittene Stammfußnekrose; Rinde aufgebrochen, Holz stark zersetzt. © NW-FVA, Abteilung Waldschutz/Sandra Peters

Als Baum hat sie hohe Ansprüche an die Nährstoffversorgung, ihr Bedarf nach Wasser ist hingegen sehr unterschiedlich. Da gibt es auf der einen Seite die so-genannte „Kalkesche“, die auf flachgründigen, trockenen Kalkböden der Schwäbischen Alb zu finden ist. Auf der anderen Seite steht die „Wasseresche“, die bevorzugt auf frischen und feuchten Böden, z.B. im Bereich von Gewässern oder Schluchten, vorkommt. Und gerade wegen dieser unterschiedlichen Anforderungen an den Standort galt die Esche als Hoffnungsträgerin im Klimawandel, informiert das Kreisforstamt des Rhein-Neckar-Kreises.

Das „Falsche Weiße Stengelbecherchen“ beendete diese Hoffnung aber im vergangenen Jahrzehnt. Der aus Ostasien eingeschleppte Schlauchpilz wurde erstmals 2002 in Deutschland beschrieben und kommt seit 2009 flächig vor. In Mitteleuropa gibt es wohl keine Eschenwälder mehr, in der nicht zumindest einzelne Individuen vom Pilz befallen sind, so die Experten. Infiziert werden die Blätter der Esche. Die Verbreitung des Erregers erfolgt über Pilzsporen, die vom Wind rasch über große Distanzen hinweg verbreitet werden können.

Hymenoscyphus fraxineus, der Pilz, der das Eschentriebsterben verursacht; stark vergrößert. © FVA

Der Pilzbefall lässt sich am Einzelbaum recht gut erkennen. Seine Baumkrone ist meist „verlichtet“. Das bedeutet: Einzelne Triebe und Äste sind abgestorben, kahl und damit unbelaubt – hierher rührt auch der Namen des Krankheitsbildes „Eschentriebsterben“. Die Esche versucht mit Ersatztrieben und Wasserreisern den Verlust der abgestorbenen Triebe zu kompensieren – erkennbar an der markanten „Verbuschung“ in der Krone.

Ein weiteres Symptom sind sogenannte „Rindennekrosen“. Das sind Stellen, an denen das Gewebe abstirbt und die Nährstoffzufuhr unterbrochen wird. Ganz problematisch ist der Befall am Fuß des Baumes. Dort kommt es oft zu einer weiteren Pilzinfektion durch den Hallimasch. Die Pilze bauen bestimmte Bestandteile des Holzes ab. Der Baum verliert dadurch an Stabilität, was dazu führen kann, dass ihm seine Wurzel irgendwann keinen Halt mehr bieten und er einfach umfällt. Dieses Phänomen tritt verstärkt seit 2019 auf. Auch Bäume, die in der Krone noch nahezu gesund aussehen, weisen häufig schwere Schäden am Stammfuß auf.

Wenn die Bäume geschwächt sind, kommt häufig noch der Befall durch Insekten wie den „Bunten Eschenbastkäfer“ hinzu. Das Alter der Eschen spielt übrigens keine entscheidende Rolle für den Befall – während die jungen Bestände schon bereits zu Beginn der Krankheitsausbreitung massiv betroffen waren, sind mittlerweile auch die Altbestände stark geschädigt.

Auf feuchtfrischen Böden ist der Verlust der Esche besonders deutlich, da sie dort gerne die dominierende Baumart war. Durch das Absterben der Esche ergeben sich deshalb an einigen Stellen Freiflächen. Kreisforstamtsleiter Manfred Robens erklärt, wie die Forstverwaltung damit umgeht: „Teils stehen junge Ahorne oder Buchen bereits in den Startlöchern, dann pflegen und fördern wie diese sogenannte Naturverjüngung.“ Gepflanzt wird auf großen Freiflächen, wo unkrautartige Begleitvegetation (z.B. Brombeere) die Etablierung einer neuen Waldgeneration über Jahre hinweg verhindern kann. Dort werden – je nach Standort – Baumarten gepflanzt, die mit dem zukünftigen Klima zurechtkommen, wie zum Beispiel Trauben- und Stieleiche, Spitzahorn oder Nussbaum.

Wie geht es weiter mit der Esche? „Sie wird zwar künftig keine gewichtige Rolle mehr in unseren Wäldern spielen, aber Beobachtungen von Fachleuten machen Grund zur Hoffnung. Demnach gibt es manche Eschen, die nur sehr wenige bis gar keine Krankheitssymptome aufweisen. Daher wurden zahlreiche Forschungsprojekte ins Leben gerufen, die die hoffentlich resistenten Individuen genauer untersuchen sollen“, beschreibt das Kreisforstamt.

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