Leimen im Ersten Weltkrieg – Schon im August 1914 betrauerte man die ersten Toten
Es ist Mittwoch, der 21. August 1914, ein heißer Sommertag in Bieberkirch in Lothringen. Für Friedrich Laier, 1889 in Leimen geboren, ist es der letzte Tag seines Lebens. Der 25 Jahre alte Reservist gehört der 6. Kompanie des 8. Badischen Infanterie-Regiments Nr. 169 an. Am 8. Mai hatte er noch im tiefsten Frieden seinen Geburtstag gefeiert, nun fällt er in der Schlacht zwischen Metz und den Vogesen als erster Leimener nach dem Einmarsch der deutschen Armeen in Frankreich.
Friedrich Laier ist der erste, aber nicht der letzte der Männer aus Leimen, St. Ilgen und Gauangelloch, die in dieser „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ ihr Leben lassen müssen. In den örtlichen Familien beklagt man bis zum Ende des Krieges die 139 Tote. Das letzte Opfer aus Leimen, das in diesem schrecklichen Krieg starb, war Johannes Knauer, ebenfalls nur 25 Jahre alt geworden, er erlag am 9. November 1918 in einem Landauer Lazarett seiner vor Verdun erlittenen schweren Verwundung.
Von einer Kriegsbegeisterung, die man in vielen Städten damals vorfand, war in Leimen nach heutigen Kenntnissen wenig zu spüren. Ein damaliges Gemeinderatsprotokoll aus dem Leimener Stadtarchiv vermerkt lapidar:
„Freitag den 31. Juli 1914 nachmittags 4 Uhr wurde der Kriegszustand erklärt. Samstag 1. August 1914 nachmittags 6 Uhr 20 Minuten wurde die Mobilmachung angeordnet.“
Dürre Worte, die nicht ahnen lassen, wie viel Leid die folgenden Jahre über die Menschen bringen sollten.
Weihnachten 1914 – zu diesem Zeitpunkt hatten viele geglaubt, wieder zu Hause zu sein – packte man auch im Leimener Spiegelsaal Päckchen für die 480 Leimener Soldaten im Krieg (s. Foto). Zu diesem Zeitpunkt waren bereits allein in Leimen 17 gefallene Soldaten zu betrauern. Den sorgenvollen Gesichtern kann man deutlich ansehen, dass man befürchtet, nicht das letzte Mal zu diesem Anlass zusammenzukommen.
Die immer weiter steigende Anzahl von Verletzten konnte an der Front oder in der Frontnähe nicht ausreichend ärztlich versorgt werden, so dass auch in der Heimat die Krankenhäuser bald überfüllt waren und man gezwungen wurde, Lazarette überall da einzurichten, wo sich Platz bot. So wurde auch die Festhalle des Leimener Zementwerks bereits ab August 1914 zu einem Reserve-Lazarett umfunktioniert, das bis mindesten 1917 bestand, wie diese Postkarte beweist (s. Foto).
Als im November 1918 endlich die Waffen schwiegen, hinterließ der Krieg Millionen Tote, Verwundete und lebenslang Traumatisierte. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg zog man in Europa die Lehren aus diesen Erfahrungen und legte mit der Gründung der Europäischen Gemeinschaft, der heutigen Europäischen Union, den Grundstein für ein friedliches Zusammenleben. Wenn Friedrich Laier das hätte erleben können…
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