Leimener Senioren Reise nach Holland: Tulpen, Grachten, Matjes, Käse …
Ungekürzter Reisebericht der Mitreisenden Elsbeth und Wolfgang Martens – Vollständige Bilderstrecke zum „Durchblättern“ am Ende des Berichts:
In aller Frühe machten wir uns auf den Weg nach Holland. Der Himmel sah bedrohlich wolkenverhangen aus, aber es regnete nicht. Um es gleich vorweg zu sagen, das sollte es auch auf der ganzen Reise nicht, wir brauchten keinen Regenschirm. Die eintönige Landschaft an den Autobahnen in Deutschland wurde unterbrochen von den vielen in voller Blüte stehenden leuchtenden Rapsfeldern, die sich erfreulich vom frischen Grün der Landschaft abhoben. Nach einigen kurzen Pausen machten wir im holländischen Nimwegen eine ausgiebige Mittagsrast.
Beim Eintreffen gegen 16.30 Uhr in unserem Hotel „Postillion“ direkt am Veluwemeer bei Putten erwartete uns unsere örtliche Reiseführerin Erica Hessing. Wenn wir von unserem ruhig gelegenen Hotel mit den großen Zimmern, dem guten Essen sowie dem Service angenehm überrascht waren, so sollte uns Erica, wie wir sie gleich nannten, in den kommenden Tagen noch viel angenehmer überraschen. Mit ihrer unterhaltsamen, humorvollen Art vermittelte sie uns viel Hintergrundwissen und ließ bei längeren Busfahrten keine Langweile aufkommen. Nach dem Abendessen wurden alle Frauen von Frau Hinrichs mit einer Topfblume zum Muttertag überrascht – eine sehr nette Geste.
Am nächsten Tag stand der Keukenhof als erstes auf unserem Programm. Er gilt als der schönste Frühlingspark der Welt, in dem jedes Jahr 7 Millionen Blumenzwie beln gepflanzt werden. Beherrscht wird der Garten natürlich von den Tulpen in allen Farbschattierungen. Außer den Blumenbeeten auf gut 32 Hektar bietet der Park vier Pavillons, die die großartigsten Blumen zeigen wie Krokusse, Narzissen, Hyazinthen und Lilien. Einer von den Pavillons war voller schöner Orchideen, ein weiterer mit dem Thema „England“ dekoriert.
Jedes Jahr wird der Keukenhof neu gestaltet und zieht jährlich etwa 800.000 Besucher an. Und da das warme Wetter dieses Jahr auf sich warten ließ, standen alle Blumen noch in schönster und farbenprächtigster Blüte. Alles war so beeindruckend und paradiesisch schön, dass wir uns nur schwer entscheiden konnten, auf welchem der 15 Km langen Wege wir an den wunderschön angelegten Beeten vorbei gehen sollten.
Nachdem wir uns nach 3 Stunden schweren Herzens vom Keukenhof trennten, fuhren wir nach Noordwijk, dem drittgrößten Seebad der Niederlande, das einen 13 km langen Sandstrand besitzt und wegen seiner großen Blumenzwiebel- und Tulpenfelder als der Blumenbadeort Europas bekannt ist. Auf dem Weg dorthin tauchten links und rechts der Landstraßen immer wieder weite, farbenprächtige Tulpenfelder auf. Kaum dem Bus entstiegen, enterten fast alle erst einmal den nächsten Fischstand um Matjes zu essen. Nach einem ausgiebigen Bummel über die Promenade mit vielen Restaurants sowie durch das alte Zentrum mit zahlreichen Kneipen, Boutiquen und Kaufhäusern ging es wieder Richtung Hotel.
Am 3. Tag stand eine Fahrt durch die Provinz auf dem Programm.
Die Fahrt bei trübem Wetter durch die Provinz, den ursprünglichsten Gegenden Hollands, überbrückte unsere tolle Reiseleiterin mit viel Infos über Holland in netten Anekdoten, Geschichten und Gedichten verpackt. Ein alter, schöner Ort war „Staphorst“, durch den Hans-Peter uns im Schritttempo fuhr. Das Dorf besteht aus charakteristischen, zum Teil grün gestrichenen Bauernhöfen mit Reet gedeckten Dächern, meist aus den Jahren 1800 bis 1920. Die Höfe stehen auf schmalen, kilometerlangen Parzellen und daher beiderseits der Straße dicht aneinander.
Die meisten Bewohner dieser Gemeinschaft gehören orthodox calvinistischen Kirchen an. Die Gemeinde ist reich an Milchviehbauernhöfen. Staphorst ist bekannt als gestrenge Hochburg der reformierten Kirche der Niederlande bzw. der orthodox calvinistischen Kirche. Ein extrem religiöser Ort, das sollte man beim Besuch unbedingt beachten. Sonntags ruht das öffentliche Leben komplett – außer man geht in die Kirche. Die Frauen tragen oft noch die traditionellen Trachten. Es ist in Staphorst zum Beispiel ausdrücklich unerwünscht, die Menschen des Ortes zu fotografieren Das Fluchen ist in dem Ort seit dem Jahr 2005 offiziell verboten. Ungeachtet dessen gelten die Einwohner als außerordentlich gastfreundlich – zumindest wenn man ihre Sitten achtet.
An einigen Haustüren war über dem Türgriff ein goldenes Herz angebracht, mit der Bedeutung, dass dort ein über 17 Jahre altes, unverheiratetes Mädchen wohnt. Am frühen Mittag erreichten wir das wunderschön gelegene Dorf Giethoorn, eine Ortschaft von 2500 Einwohnern und ein touristischer Anziehungspunkt als autofreies Wasserdorf. Hier machten wir eine 1,5 stündige Bootsfahrt durch die engen, verwinkelten Grachten. Giethoorn wird wegen der vielen Grachten im Ort auch „das Venedig des Nordens“ genannt. Dieses acht Kilometer lange um einen verschlungenen Kanal angelegte Dorf liegt idyllisch inmitten eines Naturschutzgebietes. Die Häuser stehen jeweils auf Anhöhen und haben oft noch die typischen Reetdächer mit geschwungener Kamelform. Unzählige Querkanäle durchziehen das Dorf. Über die Kanäle gebaut sind die charakteristischen Holzbrücken dieses „Wasserdorfes“. Am Bootsanleger machten wir in einem netten Restaurant unsere Mittagsrast bei Kaffee und Kuchen, fuhren dann weiter zu einer Orchideen schau und abschließend wieder quer durch die Provinz Overijssel, vorbei an weitläufigen farbenprächtige Tulpenfeldern, zurück zum Hotel.
Der 4. Tag wartete wieder mit einem vollen Programm auf Zunächst fuhren wir durch das Flevoland auf Lelystad zu. Land und Stadt befinden sich auf einem Polder, das heißt, dem ehemaligen Zuidersee abgewonnenem Land. Das Gebiet fiel erst 1957 trocken. Heute liegen Land und Stadt knapp fünf Meter unter dem Meeresspiegel. Von Lelystad aus fuhren wir über einen Mitteldeich von 33 Km Länge, der das IJsselmeer vom Markermeer trennt, nach Enkhuizen, bei dessen Überfahrt wir in beeindruckender Weise sahen, was die Holländer dem Meer abgerungen haben.
Auf der Weiterfahrt, kurz vor Volendam, besuchten wir eine Gouda-Käserei und eine Holzschuhwerkstatt, wo wir in die Herstellung der bekannten Klompen eingewiesen wurden. 200 Paar Klompen produziert eine Maschine am Tag, wobei das Material überwiegend aus noch feuchtem Pappelholz besteht. Danach erreichten wir Volendam, ein kleines Fischerdorf am Markermeer, wo wir uns erst mal wieder über die leckeren Matjesbrötchen hermachten. So gestärkt bummelten wir an der Hafenpromenade entlang. Unser nächstes Ziel hieß Zaanse Schans, ein kleines Museumsdorf bestehend aus alten Häusern und Mühlen.
Abschließend für den heutigen Tag stand noch Amsterdam auf unserem Programm. Bei einer ausgiebigen Grachtenrundfahrt wurde uns bewusst, dass die Geschichte von Amsterdam eng mit dem Wasser verbunden ist. Die Stadt steht auf rund fünf Millionen Holzpfählen, die wegen des feuchten, sandigen Untergrundes notwendig sind. Heute werden wegen der längeren Haltbarkeit Betonpfähle verwendet. Die 165 Grachten der Stadt bilden ein engmaschiges Netz von Kanälen mit Brücken und wurden über Jahrhunderte hinweg als Transportwege angelegt.
Grachtenfahrten gehören zu den beliebtesten Attraktionen Amsterdams und sind ein unvergessliches Erlebnis. So entdeckten wir diese einzigartige Stadt vom Wasser aus, sahen die historischen Kaufmannshäuser mit ihren reich verzierten Fassaden ebenso wie endlos lange Reihen von Hausbooten, die mehr oder weniger gepflegt am Ufer vertäut lagen. Dabei wurden wir mit interessanten Informationen über die Stadt und ihre Geschichte in verschiedenen Sprachen unterrichtet. Am späten Nachmittag ging die Fahrt wieder zurück ins Übernachtungshotel.
Auch der 5. Tag sollte lang werden. Stand doch als erstes Rotterdam, die zweitgrößte Stadt Hollands und Europas größter Hafen, mit einer großen Hafenrundfahrt auf unserem Programm. Unterhalb der als Wahrzeichen geltenden markanten Erasmusbrücke, eine 1996 erstellte Schrägseilbrücke über die Maas, lag unser futuristisch wirkendes Hafenrundfahrtschiff. Bei Kaffee und Kuchen an Bord wurden uns der alte Hafen und der neue, riesige Containerhafen erklärt. Anschließend hatte unsere tolle Reiseleiterin eine in R-dam lebende Bekannte gebeten, uns bei einer Stadtrundfahrt und Begehung, Alt-Rotterdam zu erklären, was sie mit viel Herzblut und Dichtkunst tat. Nach Fertigstellung der Erasmusbrücke und damit Verbindung zur eigentlichen Innenstadt entstanden in dem ehemaligen verfallenen Hafengebiet Museen, öffentliche Bauten, Wohnhochhäuser wie der Montevideo Tower, Bürohochhäuser und Hotels. Alle in ausgefallener Architektur.
Besonders originell war eine große Wohnanlage mit Kubushäusern. Das sind auf einer Spitze stehende würfelförmige Einzelhäuser. Eines dieser Häuser sahen wir von innen an, aber wohnen wollte keiner von uns dort. Mittags fuhren wir nach Delft, wo wir zuerst eine Porzellanmanufaktur besichtigten und dann eine ausgiebige Mittagsrast machten, Kibbeling oder andere holländische Spezialitäten aßen. Delft gehört zu den ältesten niederländischen Städten und ist geschichtlich durch Wilhelm von Oranien bekannt, der 1584 dort ermordet wurde. Er ist in der Gruft der großen „Neuen Kirche“ bestattet, in der seither die Mitglieder der königlichen Familie beigesetzt werden. Delft führt daher den Beinamen Prinzenstadt.
Wir bummelten ausgiebig über den großen, von alten Kaufmannhäusern umgebenen Marktplatz zwischen neuer Kirche und altem Rathaus sowie an den Grachten entlang, die von Patrizierhäusern umgeben sind. Unsere nächste Station am Nachmittag war die Regierungshauptstadt Den Haag, die zugleich Hauptstadt der Provinz Südholland und Hauptsitz von 150 nationalen und internationalen Einrichtungen ist. Wir fuhren mangels Sehenswürdigkeiten sowie rigorosem Parkverbot langsam durch die Hochhausschluchten von Büro- und Hotelpalästen, direkt an der Mauer des Internationalen Strafgerichtshofes vorbei, der das wichtigste Rechtsprechende Organ der Vereinten Nationen ist – die hier verurteilten Verbrecher verbüßen ihre Strafe im angegliederten Gefängnis, das spöttisch „Den Haag Hilton“ genannt wird. Desweiteren machten wir am Internationalen Gerichtshof (auch Friedenspalast genannt), eines der wenigen sehenswerten Gebäude von 1913, einen Fotostopp. Von dort aus ging es direkt weiter nach Scheveningen, ein Stadtteil Den Haags, sechs Kilometer vom Zentrum entfernt. Von einem kleinen Fischerdorf hat es sich zum größten Seebad der Niederlande entwickelt. Hauptattraktionen sind eine 381 m lange Seebrücke mit Aussichtsturm und das alte 1894 erbaute Kurhaus am Strand. Zurück am Hotel verabschiedete sich unsere tolle Reiseleiterin „ERICA“ von uns.
Schon stand der 6.Tag und damit die Heimreise bevor. Der Abschied vom Lande der „Tulpen, Grachten, Matjes und Windmühlen“ fiel uns allen schwer.
Von Blumenfeldern links und rechts der Autobahn wurden wir noch eine Weile begleitet, um dann schließlich unsere letzte Mittagsrast im holländischen Roermond einzulegen. Nach weiteren Pausen an der Autobahn nahmen wir im Wormser Hagenbräu an der Rheinpromenade ein letztes gemeinsames Abendessen ein. Wir waren eine tolerante, disziplinierte und sehr unterhaltsame Gruppe, mit der das Reisen Spaß machte. Das sah man auch daran, dass einige Mitreisende uns zwischendurch mit Waffeln, Eierlikör, Schokolade und Selbstgebrautem verwöhnten.
Bedanken möchten wir uns bei Hans-Peter, unserem coolen Busfahrer, der uns sicher über die Autobahnen und in den engen Stadtstraßen fuhr. Ganz besonders bedanken möchten wir uns bei unseren bewährten Reiseleitern Hannelore und Hinrich Hinrichs. Wir hatten viel Informationsmaterial, alles war gut organisiert und ihre ruhige und souveräne Art übertrug sich auf die ganze Gruppe. Sie ermöglichten uns wieder einmal eine schöne und gelungene Reise .
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