Leserbrief „Die Linke“ zum Gurs-Gedenkstein
Aufstellungsort des Gedenksteines an die deportierten und ermordeten Leimener Juden vom Gemeinderat leider nicht einstimmig beschlossen
Bereits am 15. Juni 2010 fand im Rosesaal in Leimen eine Informationsveranstaltung zur Erinnerung an die jüdischen Mitbürger, die am 22. Oktober 1940 aus Leimen nach Gurs in Südfrankreich deportiert wurden, statt. Auf Betreiben des badischen NSDAP-Gauleiters Robert Wagner und des pfälzischen NSDAP-Gauleiters Joseph Bürckel (Westmark) wurden aus Baden 5600, aus der Pfalz und dem Saarland 900 deutsche Juden deportiert. Bei der Aktion damals haben viele Einwohner bewusst weggeschaut. Einige haben sich sogar an dem Eigentum der Deportierten bereichert. Die beiden Gauleiter brüsteten sich, dass der „Gau Baden“ als erster in Deutschland „judenfrei“ war. Drei Schülerinnen der Geschwister-Scholl-Schule in St. Ilgen, Katharina Belman, Sabina Kinderknecht und Anastasia Gammermeister hatten in mühevoller Klein- und Fleißarbeit die Spuren, der aus Leimen deportierten Juden zurückverfolgt und eingehend ihr Leben und ihr schreckliches Ende dokumentiert. Dafür erhielten sie von allen Seiten viel Lob und Anerkennung. Für die Linke ist das vorbildliche Engagement der drei Schülerinnen geradezu beispielhaft gegen das Vergessen der verbrecherischen Nazidiktatur. Insgesamt lebten in Leimen mit letztem Wohnsitz zum Zeitpunkt der Deportation vier jüdische Mitbürger im Haus von Hugo Mayer in der damaligen Rohrbacher-Str. 2 (heute Rohrbacher Straße 12; ehemals Geschäftshaus Riehm; jetzt Sanitätshaus Schneider). Es waren:
Hugo Mayer, geb. 15.04.1864, gest. Anfang 1942 in Noe
Karolina Mayer, geborene Bierig, geb. 02.12.1879, gest. Ende 1942 in Auschwitz
Karoline Bierig, geb. 04.08.1878, gest. 1942 in Auschwitz
Selma Bierig, geb.14.11.1908, gest. 1942 in Auschwitz
Alle Ergebnisse der Recherchen der drei Schülerinnen mündeten im ökumenischen Jugendprojekt ,,Mahnmal“ der Abteilung Jugendpastoral der Erzdiözese Freiburg und des Evangelischen Amtes für Kinder- und Jugendarbeit der evangelischen Landeskirche Baden in Karlsruhe. Ziel war es, zwei identische Gedenksteine zu gestalten. Ein Stein sollte in Leimen, der andere Stein sollte als Teil des Mahnmals für die Opfer der Deportation auf dem Gelände der Tagungsstätte der Evangelischen Jugend in Neckarzimmern aufgestellt werden. Dort wurde er bereits am 17. Oktober 2011 aufgestellt.
In Leimen hingegen stand die Aufstellung des Gedenksteines noch aus. Das lag daran, dass vom Gemeinderat, wegen der Bauarbeiten in der Rathausstraße, noch keinen Beschluss gefasst wurde. Da sich die Bauarbeiten noch mehrere Jahre hinziehen, die Aufstellung des Steines zeitlich geboten ist, die engagierten Schülerinnen des Mahnmalprojekts älter werden, hat man deshalb beschlossen, den Gedenkstein vorerst im Foyer des Alten Rathauses aufzustellen. Dies wird in einer Gedenkstunde am 09. November 2013 geschehen. Nach Abschluss der Bauarbeiten wird der Stein gegenüber dem neu erbauten Verwaltungsgebäude, wo sich bis zum Jahr 1905 eine Synagoge befand, endgültig aufgestellt. DIE LINKE bedauert, dass der Beschluss aufgrund einer Gegenstimme aus der FDP-Fraktion nicht einstimmig gefasst wurde, wertet ihn dennoch als starkes Signal gegen Intoleranz, Ausgrenzung Rassenwahn und Fremdenhass. Sie hält den Standort, an dem früher jüdische Kultur gelebt wurde und jetzt das politische Zentrum Leimens ist, als Erinnerung und Mahnung für am besten geeignet.
Joachim Buchholz – www.dielinke-leimen.de
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