Leserbrief: Ohne Wettbewerb nur Einheitsbildung
Das Thema Gemeinschaftsschule in St. Ilgen wurde in den letzten Wochen heiß diskutiert. Dabei kam fast ausschließlich zur Geltung, dass mit dem Ausbleiben einer Gemeinschaftsschule in St. Ilgen dieser Schulstandort ganz wegfallen könnte. Es wird also wieder Panik im Volk geschürt. Ist das wirklich nötig?
Wäre es nicht weit klüger darüber nachzudenken, welche Alternativen auf dem Bildungssektor angeboten werden könnten?
Statt in einer weiteren staatlich organisierten Schulform ein Heilmittel zu sehen, wäre der Wettbewerb von Bildungsanbietern gefragt.
Schon heute ist die außerschulische Hausaufgabenbetreuung privat organisiert. Selbst die Kirche bietet die Betreuung der Hausaufgaben an. Nehmen wir nur diesen Punkt, stellen wir fest, dass unser gegenwärtig staatlich organisiertes Bildungssystem nicht zweckvoll ist. Hinzu kommt, dass das Lehrpersonal zu große Klassen zu unterrichten hat. Lehrer gehen an die Leistungsgrenzen und sind häufig überfordert. Für jeden einleuchtend, dass kleinere Verbände leichter zu steuern sind. Viel zu oft muss noch Freizeit und unbezahlte Heimarbeit aufgebracht werden, um die enormen Anforderungen an den Lehrberuf zu meistern. Auf der Strecke bleibt einerseits das Lehrpersonal, andererseits die Bildung unserer Kinder. Zu große Klassen setzen nicht nur dem Lehrer, sondern auch den Schülern zu. Das Leistungsspektrum ist zu breit, als dass es in einem heterogen Klassenverband sinnvoll unterrichtet werden kann. Stets sind Kompromisse seitens des Lehrers nötig, um das rechte Maß zwischen Fortschritt im Stoff und Mitnahme aller Schüler zu finden. Der Staat kann mit seinen Bildungsvorgaben kaum die Individualität der Kinder über einen Kamm scheren. Dennoch wird es jedes Jahr aufs Neue probiert.
Dass dann die Hausaufgaben betreut werden müssen, legt den Schluss nah, dass der Lernstoff bei vielen Kindern nicht selbständig zu Haus nachvollzogen werden kann. Wäre unser Schulsystem also richtig organisiert, wären Lehrer nicht so oft überfordert und Schüler könnten ihre Hausaufgaben allein daheim anfertigen.
Diesem Ideal kommen Bildungseinrichtungen entgegen, die im Wettbewerb bestehen müssen, Entscheidungsfreiheit genießen und sich entsprechend als Dienstleister verstehen. Denn nur im Wettbewerb haben Schulen den Anreiz und die Mittel,bestmögliche Bedingungen für Lehrer und Schüler zu bieten, damit sie qualifizierte und motivierte Lehrkräfte gewinnen können und ihre Bildungsangebote angenommen werden.
Das staatliche Bildungsmonopol kennt so gut wie keinen Wettbewerb und die Entwicklung hin zu besserer Bildung geht nur im Schneckentempo voran.
Wir sollten darüber nachdenken, ob wir die Bildung im Land nicht effektiver verbessern können, wenn wir mehr Wettbewerb im Hinblick auf Schultypen, Trägerschaft und pädagogische Konzepte ermöglichen, statt nur monoton nach weiterer Vereinheitlichung zu rufen.
Ohne Frage haben auch staatliche Gemeinschaftsschulen ihren Platz am Bildungsmarkt. Wenn das Konzept gut ist, werden sie den Wettbewerb nicht fürchten müssen.
Ingo Schmidt, Leimen, PARTEI DER VERNUNFT
Ihre lokale Internetzeitung für Leimen, Nußloch, Sandhausen
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