Leserbrief: Wie sich Leimens Ökostrom von 4,15 Cent auf 22,6 Cent verteuert
Leimen kauft günstig Ökostrom und hat trotzdem kaum Einsparungen! Wie sich der Strom von aus 4,15 Cent/kWh auf 22,6 Cent verteuert.
Jährlich benötigt die Große Kreisstadt Leimen bei 170 Abnahmestellen ca. 2,85 Mio. Kilowattstunden (kWh) Strom. Um ihren Strom günstig einkaufen zu können, beteiligte sie sich zusammen mit anderen Gemeinden an einer großen Ausschreibung, dessen Volumen 276 Mio. kWh/Jahr betrug und in 22 Lose unterteilt war. Bei einem solch großen Strombedarf erhält man natürlich einen sehr günstigen Preis. Er ist nicht nur sehr günstig, sondern mit 4,15 Cent/kWh praktisch unschlagbar. Damit liegt er sogar 1,3 ct/kWh unter dem bisherigen Lieferpreis – und das bei 100 % Ökostrom, den die Süwag ab dem Jahr 2014 liefert.
4,15 Ct/kWh, das klingt eigentlich gut – wären da nicht die gesetzlich festgesetzten Stromnebenkosten, die sowohl der normale Verbraucher als auch die Öffentliche Hand bezahlen muss. Denn der Strompreis setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen, und zwar aus:
1 Steuern, Umlagen und Abgaben
2 Netznutzungsentgelte
3 Energie- bzw. Herstellungskosten
4 Vertriebskosten
Der Öffentlichen Hand geht es diesbezüglich nicht besser als jedem privaten Endverbraucher, denn sie ist weder von Steuern noch von Abgaben befreit. Das sind:
a) EEG-Umlage nach dem Erneuerbare-energien-Gesetz, sie beträgt derzeit 5,277 Ct/kWh und wird zum 1. Januar auf 6,24 Ct/ kWh steigen.
b) KWK-Umlage nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz, sie beträgt derzeit 0,126 Ct/kWh
c) Umlage nach der Stromnetzentgeltverordnung gem. § 19 Abs. 2 StromNEV. Hierbei handelt es sich um eine Umlage für Netzentgeltrabatte der Industrie. Sie beträgt derzeit 0,392 Ct/kWh
d) Offshore-Umlage, sie beträgt derzeit 0,250 Ct/kWh und kommt den Betreibern von Offshore Windparks zu Gute
e) Stromsteuer, sie beträgt 2,05 Ct/kWh
f) Netznutzungskosten, sie dürften für Leimen im Mittel ca.5,oo Ct/kWh betragen. Diese Netznutzungsentgelte werden von den Netzeigentümern für den Transport des Stroms über das Verteilernetz bis zu den Endverbrauchsstellen erhoben.
Damit verteuert sich der mit 4,15 Cent/kWh eingekaufte Strom auf jetzt 18,268 Cent/kWh. Die Krönung des Ganzen sind dann noch 19 % Umsatz- bzw. Mehrwertsteuer, so dass die Kilowattstunde Strom die Stadt am Ende insgesamt ca. 22,6 Cent/kWh kostet. Ob es dabei aber bleibt ist ungewiss – denn die EEG Umlage wird weiter steigen, je mehr Ökostrom erzeugt wird.
Das ist schizophren und muss auf jeden Fall geändert werden.
Joachim Buchholz – www.dielinke-leimen.de
Ihre lokale Internetzeitung für Leimen, Nußloch, Sandhausen
Kurz-URL: https://leimenblog.de/?p=40669
Vielen Dank für diesen informativen Leserbrief.
In der Tat sind die Stromkosten gestiegen. Wie überall kommen hier Abgaben und Steuern zum Tragen die nicht nötig wären. Diese belasten unseren privaten Haushalt mehr als nötig.
Die Herstellung von Ökostrom staatlich zu fördern ist ein großer Fehler. Ökostrom auf dem Markt anzubieten macht nur dann Sinn, wenn die Nachfrage danach besteht. Ohne künstlich geaschaffene Anreize, würden nur wenige Menschen diesen Ökostrom vermissen. Logischerweise will kein Mensch mehr für den Strom bezahlen als er muss. Was aus der Steckdose kommt ist Strom. Öko hin oder her. Da wir alle nach diesem Prinzip vorgehen, werden wir nun alle über die Umlagen, Abgaben und Steuern dazu gezwungen mehr für Strom zu bezahlen als er wirklich an Wert hat.
Wieder eine staatliche Intervention die am Ende nicht zum Besten für uns Bürger ist.
Hier zeigt sich erneut, dass weniger staatliche Eingriffe ein mehr an Freiheit für den Bürger bedeuten würde.
Ingo Schmidt, Leimen