Mein erstes Mal oder: Eine Reporterin unter Beschuss
(cr) Seit mittlerweile 11 Jahren wohne ich nun in Sandhausen und hatte bis zum letzten Samstag noch kein einziges Spiel des SV Sandhausen gesehen, weder im Fernsehen noch live im Stadion. Nicht dass ich völlig ahnungslos gewesen wäre, schließlich sind die ‚Hardtwaldhelden‘ das Markenzeichen Sandhausens – gleich neben der Düne unserer schönen Wohlfühlgemeinde.
Jedenfalls stand ich da nun an besagtem Samstag mitten auf dem Feld, mit Kamera ausgestattet, in schicker grauer Weste (ich war die Nummer 18, falls ihr mich gesehen habt) und war sehr gespannt. Geplant war nämlich eine Reportage über die extra angereiste Fangemeinde der Oberhausener Mannschaft.
Fritz Uthe und ich positionierten uns daher auch direkt vor deren Fanblock. Zuvor hatten wir mit dem Fanbeauftragten der Oberhausener und Vorstandsmitglied Thorsten Binder (Stadion, Fans, Mitglieder und Tradition) unsere Idee abgesprochen, um möglichen Ärgernissen aus dem Weg zu gehen. Schon vor Spielbeginn feierten die Oberhausen- Fans, als hätten sie bereits gewonnen (, was, wie wir wissen, auch später nicht der Fall war).
Da wurde getrommelt und gesungen und ohne Ermüdungserscheinungen eine große rot-weiß gestreifte Fahne geschwungen. Die Mannschaft aus Oberhausen war noch mitten im Aufwärmprogramm und am Tore schießen, als plötzlich ein Ball aus heiterem Himmel mitten auf Fritz zusteuerte und seine Kamera traf. Nichts passiert, alles heil. Dies jedoch war ein Vorzeichen!
Kurze Zeit später wurde ich selbst beinahe von einem Becher, sicher aber von der darin ehemals beinhalteten Flüssigkeit getroffen. Gefolgt wurde dieser tätliche Angriff von einem erzürnten Fan der Oberhausener Fangemeinde, der uns klarmachte, dass er und auch alle (?) anderen Fans keinerlei Filmaufnahmen von sich wünschten. Obwohl wir ihm nur gute Absichten unsererseits versicherten, empfahl er uns, unseren Standort ans andere Ende des Spielfelds zu verlegen.
Wir ließen uns davon wenig beeindrucken, hielten aber einigen Sicherheitsabstand zum Fanblock. Das Spiel war währenddessen schon in vollem Gange, als das Schicksal wieder zuschlug: Der Ball ging ins Aus und rollte direkt vor meine Füße. Elegant schoss ich ihn zurück, doch blieb ich nicht lange verschont. Denn keine zehn Minuten später flog der Ball wieder in meine Richtung, jedoch in hohem Bogen. Die Zeit schien still zu stehen und noch überlegte ich, aus dem Weg zu gehen, als sich mein Bein automatisch dem Ball entgegen streckte und ihn nicht nur traf, sondern ihn auch direkt dem mir entgegenlaufenden Sandhäuser zuspielte. Puh, das war noch einmal gut gegangen! (Die Alternative, die mir in Gedanken vorschwebte, war um einiges peinlicher und schmerzhafter.)
Dann Halbzeit. Fritz und ich besuchten die Kommentatoren, Radiomoderatoren und Berichterstatter auf der Pressetribüne. Hier erst bemerkten wir die lautstarke Unterstützung der eher zurückhaltenden Sandhäuser Fans durch die Aalener Fangemeinde. Deren Gesänge waren äußerst kreativ (u.a. Pippi Langstrumpf) und unterhaltsam und überstimmten dann gegen Ende der Spielzeit den kleinlaut gewordenen Chor der RWO- Fans (Video <hier>).
Nachdem unsere Sandhäuser Jungs, das Spiel dann vorhersehbarer Weise gewonnen hatten, leerte sich das Stadion zusehends. Wir begleiteten noch die Interviews, schossen das ein oder andere (großartige) Foto und verabschiedeten uns dann.
Die Bilanz meiner ersten Reportage als Sandhausen-lokal.de Redakteurin: 1 Becher und 3 Bälle und der Eindruck maßgeblich am Spiel beteiligt gewesen zu sein – dafür danke ich sowohl den Spielern des SV Sandhausen, wie auch denen des SC Rot-Weiß Oberhausen und natürlich allen Fans, für deren ‚fanhaftes‘ Benehmen.
Und mein Fazit: Das Reporter-Leben ist kein Ponyhof, Spaß gemacht hat es trotzdem. Daher werde ich in Zukunft wohl auch häufiger dem Sandhäuser Lokal-Patriotismus frönen und euch hier meine Eindrücke hinterlassen. Auf eure Kommentare freue ich mich!
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