Mit Anita Kühner auf der Suche nach den Schwarzkitteln im Stadtwald
(wr – 19.2.13) Um 10.30 Uhr ging es am Parkplatz des Naturfreundehauses „Am Gossenbrunnen“ los. Die Wetterlage war ideal für diese Tour, denn im Schnee waren unzählige Spuren verschiedener Wildtiere zu sehen, darunter von Rehen, Füchsen und von unserem auserwählten Objekt: dem Wildschwein. Nur wenige Schritte in Richtung Verlobungseiche und schon konnte man ihre Anzeichen nicht mehr übersehen.
Frau Kühner berichtete uns als erfahrene Jägerin eine Menge über diese Lebenskünstler. Sie bevorzugen wegen des Nahrungsangebots Laubwälder. Dort leben sie in sog. Dickungen aus Kleingehölz, die sie kesselförmig bauen. In ihnen bringt das weibliche Tier, die Bache, in der Winterzeit nach 3 Monaten, 3 Wochen, 3 Tagen ihre Jungen, die Frischlinge zur Welt. Meist sind es bei großen Bachen 8-10 Junge.
Die Kleinen gehen nach kurzer Zeit schon mit der Mutter auf Nahrungssuche. Sie sind mit ihrem hell- und dunkelbraunen Streifenmuster etwas auffällig. Diese Färbung verlieren sie nach 3-4 Monaten. Die etwa einjährigen Tiere nennt man Überläufer, bei ihnen sind männliche und weibliche Tiere oft schwer zu unterscheiden.
Die männlichen Tiere, die Keiler, haben einen massigeren Körperbau, eine ausgeprägte Nackenpartie. Die Wildschweine sind Allesfresser und haben in ihrem langgezogenen Maul, dem Wurf 44 Zähne. Die Keiler haben ausgeprägte Eckzähne oben und unten, sog. Haderer, die außen sichtbar sind, und gerne als Jagdtrophäen genommen werden.
Das weibliche Schwarzwild hat auch Eckzähne, die Haken, sie sind kleiner und da innenliegend für uns unauffälliger. Ausgewachsen kann ein Keiler im Winterfell bis zu 150 kg wiegen, im Sommerfell weniger. Wildscheine riechen und hören sehr gut, aber können schlecht sehen.. Sie sind Paarhufer und bewegen sich im sog. Kreuzgang. Wenn sie fliehen, verfallen sie in Galopp. Wir konnten sehr tiefe Spuren geflüchteter Wildschweine erkennen. Die Wildschweine sind wegen der vielen Menschen im Wald inzwischen eher nachtaktiv.
Bei einer leckeren Wildbratwurst in der Pause informierte Frau Kühner uns über etwas besonders Beeindruckendes , das sog. Rauschchaos. Die Leitbache hat eine Steuerungsfunktion in der Fortpflanzungsphase im Herbst. Wenn sie überraschend stirbt, kommt es in der Wildschweingruppe, der Rotte, zu Fortpflanzungskonflikten. Es entsteht das Chaos, das dazu führt, dass sich die Tiere, auch Jungtiere über das ganze Jahr wahllos vermehren und es so zu noch mehr Wildschweinen in unseren Wäldern kommt.
Um zu verhindern, dass die Tiere zu viel Flurschaden anrichten, gibt es inzwischen Äcker, auf denen Jäger und Landwirt „ für sie“ z.B. Mais anbauen. Leider hilft diese Ablenkung nicht immer, und der Jäger muss dann gegenüber dem Landwirt für den Schaden aufkommen. Auch wir konnten am Feldrand sehen, wo sie gewühlt hatten.
In unserem Stadtwald wurden bei den geschossenen Wildschweinen bei der vorgeschriebenen strengen Gesundheitsuntersuchung in letzter Zeit keine Spuren von Tschernobyl mehr gefunden. Wer sich für Wildbret ( neudeutsch: Wildfleisch) interessiert, kann sich wenden an die unteren Forstbehörden www.forstbw.de oder an den Jagdpächter vor Ort. Auf dem Rückweg erfreute uns noch der Anblick von drei Rehen und zum Abschluss auf eigenen Wunsch noch der Kaffee im Naturfreundehaus.
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