„Mit dem Jäger durch den Wald…“
(nu – 29.8.14) Dies war das Motto des Nußlocher Jagdrevierinhabers Nordost, Manfred Jezierskyi, der zusammen mit weiteren Jagdfreunden im Rahmen des Ferienprogramms der Gemeinde interessierten Kindern einmal „Wald Natur“ aus einer anderen Perspektive erlebnisreich aufzeigte. Zu „früher Stunde“ ging es vom östlichen Nußlocher Ortsteil Maisbach mit rund 20 Kindern in den nahen Wald.
Vor einem Hochsitz am Übergang zu Feldern und Wiesen erklärte der Jäger, dass er seine Arbeit auch als Naturschützer und Heger sieht. Wald und Wild gehört schließlich zusammen. Doch wir Menschen stören durch unser nicht immer segensvolles Wirken das Gleichgewicht in unserer Natur oftmals nachhaltig. Und gerade hier spielt das gezielte Eingreifen des Jägers, zum Beispiel auf die mittlerweile sehr stark angewachsenen Wildschweinbestände, die wie bekannt unsere Felder und Gärten verwüsten, eine wichtige Rolle.
Rehe werden auf unseren Straßen oft angefahren oder auch von freilaufenden Hunden schwer verletzt. Hier muss sich der Jäger um das Tier kümmern, manchmal auch mitten in der Nacht, wenn die Polizei wegen eines tragischen Wildunfalls anruft. Immer wieder klagen auch die Waldbesitzer über zu starken Wildverbiss an jungen Baumbeständen, sodass der Jäger im Hinblick auf das Wild regulierend eingreifen muss.
Der Fuchs, an sich ein wunderschön anzuschauendes Tier, das sich mittlerweile immer mehr in unseren Hausgärten einstellt und dort oft einen reichlich gedeckten Tisch auf Komposthaufen vorfindet, kann dadurch nicht nur mehr Nachwuchs durchbringen, als vielmehr auch gefährliche Krankheiten verbreiten, weshalb ein Jäger auf den Fuchsbestand ein Auge richten muss.
Um der Kinderschar diese Kreisläufe verständlicher zu machen, hatten die Jäger an bestimmten versteckten Waldbereichen sog. Präparate von Wildschein, Reh, Fuchs, Marder usw. aufgestellt. Im Blick auf diese „stummen“ Tiere gab es viele Fragen der wissbegierigen Buben und Mädchen. Z.B.: „Wie weit wandert so eine Rotte Wildschweine um Nahrung zu suchen?“ Der Jäger: „Bis zu 20 Kilometer – manchmal in einer Nacht.“
„Wie viele Mäuse frisst der Fuchs am Tag?“ Auch hier die Antwort: „Hat ein Fuchs in seinem Bau Junge zu versorgen, können es an „Mäusejahren“ oftmals bis zu 20 Stück sein. Die Aufgabe des Jägers besteht somit in der heutigen Zeit nicht nur darin, dass er sein „Wildbret“ nach dem Jagdgang heimbringt, als vielmehr auch, dass er Heger und Pfleger ist, der bei Missständen und Frevel auch mal den Finger hebt, wenn unserem geliebten Wald Ungemach droht.
Nach 3 Stunden Wandern und „Waldunterricht“ gab es von den Jägerfrauen unter Christl Jezierskyi verschiedene Stärkungen für die Kinder. Danach folgte ein besonderes Lehrstück. Kreisnaturschutzwart Heiner Schmidt zeigte verschiedene, wunderschön erhaltene Vogelnester und erklärte, von welchen Vögeln diese stammen und welche Baukunst hier angewendet wurde, um diese kunstvollen Gebilde auch in das richtige Versteck einzubauen. Diese Nester wurden bei herbstlichen Pflegearbeiten in den Naturschutzgebieten gefunden und sorgfältig mit Haarspray haltbar gemacht.
Das besondere Highlight war jedoch ein leibhaftiger Siebenschläfer, der aus einem nahen Vogelkasten in einen davor gehaltenen Käfig gesprungen war und sich danach, wieder in Freiheit, „fotogerecht“ auf einer Bohnenstange präsentierte um dann in höhere Baumgefilde zu fliehen. Der erlebnisreiche Vormittag endete gegen 13.00 Uhr. Auf dem Heimweg hatten die Kinder ihren Eltern sicherlich Vieles, von Wald und Flur zu erzählen. Alle verabschiedeten sich mit einem kräftigen Händeschütteln als herzlichem Dankeschön.
(hs) Fotos: Schmidt
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