Mit lautem Salut: Jubiläum der Diljemer Sportschützen würdig begangen

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Auch Oberbürgermeister Reinwald (2. v.l.) gehörte zu den Gästen des Abends

(fwu – 25.7.16) Ausgesprochen würde- und stilvoll begingen die Diljemer Sportschützen am Wochenende ihr 50-jähriges Jubiläum, bei dem das Totengedenken auf dem Waldfriedhof am Beginn der Festfolge stand. Am Samstagabend fand zunächst ein sehr gut besuchter Sektempfang in der Aegidiushalle statt, an den sich die offizielle Begrüßung durch die Oberschützenmeisterin Bettina Freiseis anschloß.

Die umfassende und treffende Laudatio auf den Sportschützen-Verein, die Leimens Ehrenbürger Bruno Sauerzapt anschließend hielt, ist unten angefügt. Mit Grußworten der St. Ilgener Ortsvereine und Klassischer Musik mit Geige und Bratsche sowie einer Gesangseinlage von Tenor Achim Klotz endete der erste Tag der Feierlichkeiten.

7656 - SSV Umzug 5Der Sonntag begann mit einem vom Jagdhornbläser-Ensemble Letzenberg musikalisch begleiteten Gottesdienst in der evangelischen Kirche, den Pfarrer Geisler hielt. Von der Kirche ging es anschließend in einem feierlichen Umzu, den insgesamt 14 Fahnenträger anführten,  zum Festplatz vor der Aegidiushalle. Dort erschallen  lautstark die Salutschüsse der „I. Churfürstlich privilegierten Böllerschützencompagnie Churpfalz“.

7656 - SSV Umzug 97656 - SSV Umzug 87656 - SSV Umzug 7Nach dem feierlichen Einmarsch der Fahnenabordnungen und nach den Klängen des Badner Liedes folgten ein gemeinsames Mittagessen und Grußworte der Gäste. Ein kulturelles Programm mit Showeinlagen der TV Germania Tanzgirls, Musik des Klavier-Ensembles der Leimener Musikschule und der St. Ilgener Troubadours, sowie einer Reihe von Ehrungen schloß sich an.

7656 - SSV Feier 1Zusammenfassend können die perfekt vorbereiteten und durchgeführten Jubiläumsfeierlichkeiten des SSV nur als außergewöhnlich gelungen bezeichnet werden und bildeten einen würdigen Abschluß des ersten halben Jahrhunderts des Vereinsbestehens. Den guten Wünschen aller Gäste und Redner für das nächste halbe Jahrhundert schließt sich die Redaktion von Leimen-Lokal an.


Hinweis: Eine Bildergalerie befindet sich am Ende dieses Artikels


Laudatio von Bruno Sauerzapf:

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v.l.: Bruno Sauerzapf, Bernd Börgerding, Rudi Sailer

Ich gratuliere dem Sportschützenverein für sowohl zum Jubiläum als auch zur ausgezeichnet gestalteten Festschrift in der sehr detailliert über den Werdegang des Vereins berichtet wird. Ich werde daher in meiner Rede nur die Ereignisse, die Höhepunkte – oder auf neudeutsch Highlights – gem. der Vereinschronik beleuchten. Aber zuvor ein Blick zurück.

Aus Heimatliebe sind die Schützenbünde vor Jahrhunderten entstanden: Als reine Schutzgemeinschaften die Aufgabe, Haus und Hof in Kriegszeiten, bei Seuchengefahren und Glaubensstreitigkeiten zu schützen, besonders vor Gesindel, brandschatzenden Banden und Räubern zu verteidigen. Die Schützengilden entwickelten sich vor diesem gesellschaftlichen Hintergrund zu „Bruderschaften“. Dazu kamen neben dem wehrhaften Schutz karitative Aufgaben hinzu: Nächstenliebe und Gebet. Aus diesem Geist heraus entstand die bis in die heutige Zeit das Erkennungszeichen „Für Glaube, Sitte und Heimat“.

Die Schützen waren immer Lokalpatrioten, keine Nationalisten! Ihre Bünde und Bruderschaften sind von der religiösen, kulturellen und landsmannschaftlichen Vielfalt unseres Landes geprägt. Die Schützenvereine haben diese Vielfalt treulich bewahrt bis heute. Ihre Traditionen sind selber ein Stück Heimat geworden – selbst für Laien, die nicht einmal Kimme und Korn voneinander unterscheiden können. Auch das heutige Programm der Feierlichkeiten des SSV besinnt sich auf diese Traditionen und begann mit einem Gottesdienst und einem Festumzug.

Wussten Sie schon, die Schützen Vorkämpfer für die demokratische Entwicklung in Deutschland waren?

Die Geschichte des Schützenwesens zieht sich durch die deutsche Geschichte wie ein kräftiger roter Faden. Die Sportschützenvereine in ihrer heutigen Form entstanden im Gefolge der napoleonischen Kriege nach 1815. Dadurch kamen den Schützenvereinen politische Funktionen zu. Im Vormärz von 1815 – 1848, einer Zeit des demokratischen Aufbruchs, wurden die Schützenvereine zu wesentlichen Trägern nationaldemokratischer Opposition gegenüber der einzelstaatlichen Fürstenherrschaft. Sie waren somit eine Demokratiebewegung, die jedoch durch den Erfolg des Bismarck‘schen Restauration, d. h. der Rückkehr der Fürstenherrschaft, scheiterte.

So gesehen, sind die Schützenvereine auch Vorkämpfer für unsere heutige demokratische Struktur.

Die Kultusministerkonferenz verkündete daher im Dezember 2015 zu Recht, dass das Schützenwesen als Kulturform in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der deutschen UNESCO – Kommission aufgenommen wird, das 34 Traditionen umfasst. Darauf dürfen und müssen die Schützen stolz sein.

Meine Damen und Herren, nun zur Chronik der Schützen in St. Ilgen, die stellvertretend für zahlreiche Schützenvereine steht.

Die Schützengilde „HUBERTUS“

Die Geschichte der Sportschützen in St. Ilgen reicht bis zum Jahre 1925 zurück. Aus den damaligen Schriftstücken wurde ein Gesuch vom 29. März 1925 zur Gründung eines Schützenvereins mit Kleinkaliber gefunden. Auch damals wieherte der Amtsschimmel. Erst nach langem Hin und her wurde 1928 mit dem Gauschießen eröffnet.

Über das weitere Geschehen ist nichts bekannt. Ein letztes Dokument aus dieser Zeit stammt vom 18. November 1938. Der Militär- und Kriegerverein St. Ilgen, vermutlich der Nachfolgeverein, verkaufte das Gelände für 150 Reichsmark an die Gemeinde St. Ilgen. Es diente danach als Ausbildungsplatz fürs Militär. Nach dem Krieg erhielt die Gemeinde das Gelände mit Gebäude zurück. Einige Jahre wurde es als Wohnsitz des Feld- und Waldschützen genutzt, dann es abgerissen und an bauwillige Bürger verkauft.

Aus dem Verkauf des Grundstücks für einen auch damals sehr geringen Preis resultiert die moralische Verpflichtung der Gemeinde, ein anderes geeignetes Grundstück zur Verfügung zu stellen. Der Schützenspeicher und das jetzige Bogengelände waren gewisse Ausgleiche.

Das Gründungsjahr 1966 – wie war es damals in St. Ilgen?

St. Ilgen zählte 3.171 Einwohner, heute sind es über 11.000. Herbert Ehrbar, ein wesentlicher Unterstützer des SSV. wurde erstmals zum Bürgermeister gewählt. Das St. Ilgener Flüchtlingsübergangswohnheim wurde aufgelöst und in Wohnungen umgewandelt. Erkennen Sie Parallelen? Einrichtung eines Bauamtes und Berufung von Georg Dangel als Ortsbaumeister, der später eine wichtige Rolle im Sportschützenverein übernahm, war für die Gemeinde und den SSV ein Glücksfall. Anmerkung: Der Benzinpreis lag bei 54 Pfennig, umgerechnet 30 Cent – die gute alte Zeit!

Ich werde nunmehr ein halbes Dutzend als herausragende Ereignisse – neudeutsch Highlights beleuchten:

1. Ereignis: Die Gründung im „Deutschen Kaiser“

1966 war der Schießsport im Aufwind. Am 08. März 1966 fand die Gründungsversammlung des SSV im Gasthaus „Deutscher Kaiser“ statt. Anwesend waren siebzehn Personen. Einstimmig wurde Georg Dangel zum ersten Vereinsvorsitzenden gewählt. Für mich steht der Name Georg Dangel, ein früherer Kollege mir, als Beispiel für engagiertes Engagement für die Sportschützen in St. Ilgen. Der SSV lag ihm am Herzen. Nur durch den großen Einsatz der Mitglieder und Dank einer großzügigen Sachspende in Form von Luftgewehren konnte der Schießbetrieb am 31.5.1966 im Saal des Gasthauses „Zum Adler“ aufgenommen werden.

2. Ereignis: Der Ausbau des Dachgeschosses der alten Zigarrenfabrik zum Schützenspeicher

Gerade war in St. Ilgen der SSV Verein gegründet worden, als Oberschützenmeister Dangel an die Gemeindeverwaltung (vermutlich an den Ortsbaumeister Dangel und Bürgermeister Ehrbar) herantrat, um die Möglichkeit eines Schießstandneubaues zu sondieren. Erster Schützenkönig des SSV St. Ilgen wurde naturgemäß Oberschützenmeister Georg Dangel.

Durch den Erwerb der alten Tabakfabrik in der Ortsmitte durch die Gemeinde St. Ilgen bot sich für den SSV St. Ilgen die Möglichkeit zum Ausbau des sogenannten Tabakspeichers. In Eigenleistung entstand dadurch im Zentrum von St. Ilgen eine Schießanlage, die am 17.12.1968 eingeweiht. unter dem Namen „Schützenspeicher“ bekannt und Mittelpunkt des Vereinslebens und Ausgangspunkt der bisher erzielten sportlichen Erfolge wurde.

3. Ereignis: Olympia und der SSV

Was hat der SSV mit den olympischem Spiele 1972 in München tun. Sie waren für 4 Mitglieder des Vereins von besonderer Bedeutung. Als Mitarbeiter des Deutschen Schützenbundes des waren sie auf der Olympiaschießanlage in München-Hochbrück eingesetzt.

4. Ereignis: Der Brand des Schützenspeichers

Am 1. November 1976 – der SSV bestand 10 Jahre – brach im Clubraum des Schützenspeichers durch Kurzschluss ein Feuer aus. Nur dem raschen Eingreifen der Feuerwehr war es zu verdanken, dass der Brand nicht auf den gesamten Dachstuhl übergriff. Im Aufenthaltsraum allerdings wurde die ganze Einrichtung, sämtliche Ehrenscheiben, Pokale, Urkunden, verschiedene Sportgeräte und sonstige Wertsachen ein Raub der Flammen. Nach 11 Monaten wurde der Schießbetrieb wieder augenommen. Ein weiterer Beleg zur die ehrenamtliche Einsatzbereitschaft der SSV-Mitglieder.

4. Ereignis: Das neue Bogengelände

Das Bogenschießen mit einer Fläche von 3.000 m²  kam im Jahre 2000 hinzu, das auf dem Freigelände neben der B 3 ausgeübt wird. Auch hier wurde durch viel Eigenleistung und starkem ehrenamtlichen Einsatz der Mitglieder sowie vieler Spenden das Bogengelände angelegt.

5. Ereignis: Einzug des elektronischen Zeitalters

Der SSV hat mit dem Dichterfürsten Goethe gemeint: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. „Im Jahre 2001 hielt deshalb das elektronische Zeitalter im Schützenspeicher durch die Umrüstung der Schützenstände mit einer elektronischen Trefferanzeige Einzug – eine Modernisierung, die damals im Umkreis ihresgleichen suchte.

6. Ereignis Sanierung des Schützenspeichers

Was hat Bettina Freiseis mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel zu tun? Angela Merkel wurde 2005 erste Bundeskanzlerin. Bettina Freiseis wurde 2008 erste Oberschützenmeisterin. Ein weiterer Glückfall für die Schützen in St. Ilgen.

2010 musste der Sportschützenspeicher wegen der Sanierung der „Alten Fabrik komplett geräumt werden. Dieses Jahr war erneut für die Schützen sehr arbeitsintensiv. Durch viele Spenden und Einnahmen an konnte die anteiligen Kosten des SSV finanziert werden. Ich kann mich noch als damaliger Vertreter der Stadt gut an die intensiven Gespräche erinnern, die ich mit der Oberschützenmeisterin Freiseis geführt hatte, die mir charmant aber auch resolut Zugeständnisse abrang. Am 1 7.12.2011 wurde der renovierte Sportschützenspeicher eingeweiht. Die Eigenleistung des SSV muss hier besonders hervorgehoben werden. Seit Mai 2010 wurden von 54 Mitgliedern in über 2.500 Stunden Eigenarbeit geleistet: Die Schießanlage wurde von Grund auf renoviert und eingerichtet. Es entstand eine im Sportschützenkreis einzigartige Gesamtanlage.

Der Sportschützenverein St. Ilgen heute

Der SSV steht hier stellvertretend für die meisten Schützenvereine. Der Schießsport steht natürlich im Mittelpunkt. Damit gehen auch gesellschaftliche Ereignisse einher. Bürgersinn wird groß geschrieben. Neben vereinsinternen Veranstaltung veranstaltet der SSV seit 2008 immer im August ein Jugendzeltlager auf dem Bogengelände. Seit 2013 laden die Sportschützen erfolgreich zur Karibischen Nacht ein. Im September nimmt der Verein traditionell am Straßenfest St. Ilgen und am Ferienprogramm der Stadt Leimen teil. Das Königsessen und die Königsfeier sind weitere Höhepunkte.

Besonders müssen die erfolgreiche Jugendarbeit und das ehrenamtliche Engagement hervorgehoben werden. Der SSV kann stolz auf diese Leistung sein.

Sind die Schützen altbacken und spießig? Dazu gibt es nur eine Antwort: Verurteile Vorurteile.

Das Klischee vom Schützenverein als reiner Männerdomäne stimmt längst nicht mehr. Bei manchen gelten die Schützenvereine ja immer noch als etwas altbacken, als spießig, als ebenso leicht angestaubt wie viele Trophäen im Schützenhaus. Wer den SSV und die Schützenvereine kennt, wie modern und wie quicklebendig Schützen sein können und wie glänzend gesundes Traditionsbewusstsein und die Aufgeschlossenheit für vernünftige Neuerungen zusammenpassen, kann nur den Hut ziehen..

Der SSV St. Ilgen ist sowohl gesellschaftlich als auch sportlich auf einem guten und richtigen Erfolgsweg. Die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt.

Deshalb stimmt auch der Satz aus der Homepage des Sportschützenvereins: „Wir sind alles andere als „schlafmützige Vereinsmeier“.

Fazit: Sportschützenverein 1966 ist zwar 50 Jahre alt, jedoch jung geblieben und fit für die Zukunft!!!

Natürlich darf bei einem Jubiläum der Dank nicht fehlen. Immer ist dies Auf und Ab, dieser ständige Wechsel des Geschehens durch all die Jahre mit Namen und Personen verbunden, die in leitender Position oder durch treue Mitgliedschaft und Mitarbeit den SSV getragen haben, heute tragen und künftig noch tragen werden. Mit Idealismus, Engagement haben sie sich dem Dienst an dem Mitbürger, besonders der Jugend verschrieben.

Daher gilt mein besonderer Dank allen Mitgliedern, allen aktiven und passiven Sportlerinnen und Sportlern, allen Helfern, Freunden und Gönnern, allen Trainerinnen und Trainern, allen Vorstandsmitgliedern, stellvertretend der Oberschützenmeisterin Bettina Freiseis, die heute und in der Vergangenheit den Verein getragen und geführt haben und künftig führen werden – getreu dem Wahlspruch: Für Glaube, Sitte und Heimat.

Deshalb für die nächsten 50 Jahre „Glück auf SSV“ St. Ilgen

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