Musikverein Sandhausen ging auf Weltreise und spielte auch auf Chinesisch!

Heike Arnold

(von Jutta Staudt – 8.1.19) Pünktlich begab sich das diesjährige Neujahrskonzert, in der ausverkauften Festhalle, auf das Rollfeld und an die Startposition. Angelika Burkhardt, die 1. Vorsitzende des Vereins begrüßte die zahlreichen Gäste sehr herzlich und wünschte allen ein Gutes Neues Jahr, sowie viel Spaß beim Neujahrskonzert! 

Heike Arnold, die wieder mit sehr viel Charme und äußerst unterhaltsam durch den Nachmittag führte, fungierte dieses Mal als Chefstewardess. 

Wieder einmal hatte das Jugendorchester des Musikvereins die Ehre das Konzert musikalisch zu eröffnen. Dirigent Jonathen Tyler Schmieding betrat die Bühne und gleich ging es sehr flott los. Das erste Musikstück hielt, was es versprach: Velocity aus dem Englischen übersetzt bedeutet es: Geschwindigkeit oder auch Schnelligkeit. Das passte ja schließlich auch zum Fliegen. Das recht große Jugendorchester legte sich mächtig ins Zeug und meisterten das schnelle und klangvolle Stück sehr gut, eine gelungene Konzerteröffnung.

Weiter ging es mit Herbstluft „Air d´automne“. Die melancholisch angehauchte Komposition forderte die Jugend richtig heraus. Bei dem recht langen Stück kam es auf korrektes Spielen jedes einzelnen Instruments an. Alles hat richtig gut geklappt, Hut ab und weiter so!

Bei dem zeitgenössigen Musikstück „See you again“, mit seiner eingängigen Melodie, konnte das Jugendorchester, rhythmisches Feingefühl beweisen. Einmal mehr hat das Jugendorchester seine große musikalische Bandbreite gekonnt umgesetzt. Das Jugendorchester wurde mit sehr viel anerkennendem Applaus bedacht! Wir sind stolz auf Euch, das Proben hat sich wirklich gelohnt!

Dem Musikverein liegt die musikalische Ausbildung besonders am Herzen. Schon mit der musikalischen Früherziehung, ab 4 Jahren geht es los. Flötenunterricht und Instrumentenunterricht schließen sich an. Ziel ist das Mitspielen in den Orchestern. Aber auch Quereinsteiger sind willkommen. Wie man sehen und hören kann, macht das Mitspielen im Orchester so richtig Spaß! 


Jetzt ging das große Orchester an den Start! Wie versprochen sollte es ja schließlich eine musikalische Flugreise um die Welt geben. Und tatsächlich erfüllte auch gleich das Startgeräusch eines großen Flugzeugs die Festhalle. Stanislav Klimov, der Konzertpilot und auch der Dirigent des großen Orchesters, betrat die Bühne, passend in Pilotenuniform und natürlich mit einer Pilotenbrille und schon ging die Reise fulminant los: Mit dem Konzertmarsch „Auf Abenteuerreise“

Ein richtiger Gute- Laune- Marsch, der mit schmissiger Musik Lust auf das Reisen und Abenteuer machte. Der perfekte schwungvolle Auftakt zur musikalischen Flugreise des Musikvereins, ins Jahr 2019, oder auch für die nächste Abenteuerreise! Das große Orchester bestach nicht nur durch seine Größe, sondern auch durch einen satten voluminösen Sound. Das Publikum ging begeistert mit.

Bereits bei den ersten Noten war klar, wo die Reise hinging: Ins Vereinigte Königreich von Großbritannien. Die unverwechselbare Filmmelodie aus den bekannten Miss Marple Filmen kennt wirklich jeder. Die berühmten Schwarz-Weiß- Filme, mit der schrulligen Privatdetektivin, wurden in den 60er Jahren gedreht und stammen aus der Feder von Agatha Christie. Auch heute haben die alten Filme nichts von ihrer Spannung verloren. „Miss Marple Theme“ hieß das Stück, das vom Musikverein äußerst exakt interpretiert wurde, da war wirklich jedes Instrument aufs Höchste gefordert, bei der schnellen Tonfolge. Perfekte Umsetzung. Der Applaus war entsprechend groß.

Da…. ein Pizzabäcker verteilt Pizza im Saal…hatte da etwa jemand großen Hunger und hat sich etwa Pizza in die Festhalle liefern lassen? Nein, nein. Es war die geniale Ankündigung für das nächste Musikstück! Unschwer war zu erraten wohin die Reise ging: Nach Bella Italia. Auf zur Orangen-, und Zitronenblüte. Angesichts der kalten Temperaturen in Sandhausen wurde einem gleich mal so richtig warm ums Herz! „Italian Holiday“, ein farbenfrohes Medley aus den bekanntesten italienischen Liedern und Arien.

Vesti la giubba, Funiculi, Funicula, Come back to Sorrento, La Donna e mobile, Wedding Tarantella und auch O Sole Mio durfte natürlich nicht fehlen. Diese Musik zauberte wirklich jedem die Sonne ins Gemüt. Das Publikum ging begeistert mit und klatschte eifrig im Takt. Musikalisch war das Stück eine echte Herausforderung, ständig wechselnde Tempi und neue Einsätze. Benissimo- sehr gut!

Ein Tusch, ein Gong und schon waren wir in Asien gelandet. Am „Yangtze-River“ genau gesagt. Das Stück beschreibt den Lauf des Flusses durch die unterschiedlichsten Landschaften, von der Quelle im Hochland von Tibet, bis zur Mündung in das Ostchinesische Meer. Wobei das Thema zwar immer wiederkehrt, sich aber dem Lauf und der Breite des Yangtze stetig anpasst. Das sehr interessante und unglaublich abwechslungsreiche Musikstück wird durch die Pentatonik, sowie Trommel und Schellen geprägt, die die chinesische Musik so eindrucksvoll und unverwechselbar klingen lassen.

Passend zum Reich der Mitte, hatten die Saxophonistinnen und Saxophonisten, einen gelben asiatischen Kegelhut aufgesetzt. Offensichtlich hat diese spaßige Maßnahme die Leistung noch enorm beflügelt. Bei dieser Musik flogen die Finger in atemberaubender Geschwindigkeit über die Tasten. Alle Musikerinnen und Musiker waren einmal mehr enorm gefordert. Mit einem Gong ging dieses Hörerlebnis auch wieder zu Ende. Der Applaus war gigantisch, fast konnte man ihn noch in China hören.

Ja, ja, unser Musikverein kann auch Chinesisch! Weiter ging die Reise in den Orient. Den Namen Duke Ellington verbindet man nicht automatisch mit Sanddünen und trockenen Steppen. Tatsächlich wurde das orientalisch und geheimnisvoll angehauchte Musikstück „Caravan“ bereits 1936 uraufgeführt. Gemeinsam mit Juan Tizol geschrieben, handelt es sich um einen der größten Hits von Duke Ellington. Caravan ist geprägt von vielen Wechseln und Bewegung in der Musik. Doch was war denn das, da versemmelte, ein gestandener und erfahrener Musiker wirklich jede Note mit seiner Posaune beim Solo, es war zum Grausen…!

Der Dirigent konnte das Elend auch nicht lange ertragen und unterbrach den Vortrag jäh. Rasch wurden einige Maßnahmen ergriffen, die Sache zu Guten zu wenden. Das Notenblatt wurde erst einmal richtig herumgedreht und der Musiker mit einer überdimensionalen gelben Brille ausgestattet, dazu kam noch der gute Rat des Dirigenten. Wie durch ein Wunder klappte dann das Solo auch einwandfrei, wobei der Posaunist, Wolfgang Sonnleitner, zwar die Luft ins Instrument blies, Stanislav Klimov, jedoch den Zug bediente. Eine tolle Gemeinschaftsleistung und ein schöner Gag. Im Anschluss daran klappte die Interpretation völlig reibungslos, die Zuhörer ließen sich auf das exotische Hörerlebnis gerne ein und spendeten eifrig Beifall.

Jetzt war erstmal Pause angesagt. Zeit, mit vielen Freunden und Bekannten das Neue Jahr, mit z. Bsp. einem Glas Sekt zu begrüßen. Rasch wurde das Angebot angenommen und es bildeten sich viele interessante Gesprächsrunden. Was sind wir froh, das die Flugzeit nach Australien beim Musikverein nur eine kurze Pause und nicht wie im wahren Leben einen ganzen Tag dauert. Außerdem ist die Beinfreiheit in der Festhalle auch deutlich besser!

Das Entertainmentprogramm an Bord bot das Stück „Ross Roy“, welches vom bekannten Komponisten Jacob de Haan geschrieben wurde. Ein College, eine Schule also, im australischen Brisbane hatte das Musikstück in Auftrag gegeben. Haan komponierte ein bombastisches Konzertwerk, welches die Schulzeit mit allen Höhen und Tiefen, aber auch an den Spaß am Lernen und das Lachen in der australischen Schule erinnern soll. Das sehr anspruchsvolle Musikstück erinnert, mit seinen vielen, sehr unterschiedlichen Facetten und den wechselnden Lautstärken, auch an zeitgenössige Filmmusiken. Wieder einmal gelang es, den Funken auf das Publikum überspringen zu lassen, auch die Australienreise, die mit 10 Minuten sehr lange ausfiel, war ein voller Erfolg in der Sandhäuser Festhalle!


Auch dieses Mal war nach den ersten Takten klar, wohin uns die nächste Reiseetappe hinführen würde….nach Afrika. Die Gruppe Toto hatte mit „Africa“ ihren Welthit im Jahre 1982 und es wurde in den folgen Jahren, völlig zu Recht, zum Evergreen. Trommeln, Bongos usw. die Perkussion Abteilung war enorm gefordert und meisterte die afrikanischen Rhythmen hervorragend, mit einem Lächeln im Gesicht.
Richtig Gute-Laune-Musik, da wippten alle Zuhörer begeistert mit! 

Was war denn das, die russische Nationalhymne in Sandhausen beim Neujahrskonzert? Tatsächlich handelte es sich bei „Glasnost“ um ein geniales Musikstück. Glasnost, bedeutet Offenheit und Perestroika steht für Umgestaltung. Beide Begriffe passen perfekt zur Musik, die für Russland ausgewählt worden war. Wurden da doch alte, sehr getragene russische Volksweisen gründlich entstaubt und neu, auch mal rockig, arrangiert und interpretiert. Der Ausflug nach Russland war musikalisch sehr gut gelungen, auch ohne dicke Winterkleidung.

Danach ging es zum Aufwärmen wieder in den Süden. „Happy Spain“ so hieß das Musikstück, das alle restlos begeisterte. 4 Trompetensolisten des Vereins, Fabian, Simon und Thomas Kettenring, sowie Thomas Necker, überzeugten und begeisterten durch eine phänomenale gemeinschaftliche musikalische Leistung. Ausgestattet mit der passenden spanischen Kopfbedeckung und einer roten Bauchbinde, standen die vier Virtuosen ganz vorne auf der Bühne und spielten unglaublich exakt und klar. Selbstverständlich begleitet vom nicht minder begeisternd spielenden Hauptorchester. Standing Ovations waren die Folge. Super und Bravo-Rufe!

Mit „Hello Dolly“ fing sie an, die Reise in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, in die USA. „Meckie Messer“, „bei mir bist Du schön“ und “ In der Straße wohnst Du“ folgten. Alle waren im Medley „Golden Swing Time“ vereint. Der Musikverein spielte sich gekonnt in die Herzen der vielen Liebhaber des goldenen Zeitalters des Swing. Wiederum wurde mit gewippt und teils auch mitgesungen. Die Begeisterung war groß!

Was passiert, wenn man ohne Dich heut Nacht nicht einschlafen kann, vor lauter Skandal im Sperrbezirk? Oder wenn man den Sternenhimmel in 1000 und 1 Nacht sehen kann und Amadeus dazu rockt? Dann sind wir wieder in der Heimat, genauer gesagt bei der neuen deutschen Welle, bei den „80er Kult“-Hits angekommen. Aktuell wie damals sind auch die Texte noch im Gedächtnis und die Telefonnummer 32168 in aller Munde.

Das Orchester spielte das Medley hinreißend, das Publikum wurde mit einbezogen und zum Mitsummen, Mitsingen und Mitklatschen animiert. Man ließ sich nicht zweimal bitten und machte begeistert mit. Mit Disko Beleuchtung und zusätzlichen Leuchtstäben auf der Bühne wurde die Show begleitet. Die Stimmung war auf dem Höhepunkt! Und die Begeisterung so groß, dass das Stück in Teilen wiederholt wurde. Es war wieder der Zeitpunkt gekommen, Danke zu sagen. 

Ja, viele haben schon nach ihm gefragt, er war wieder da, unser treuer Freund und Musiker, Eric Hill, ist wieder extra aus Amerika, Georgia, zum Konzert eingeflogen und hat mitgespielt. Bereits zum 19. Mal. Angelika Burkhardt überreichte, im Namen des Vereins, eine Urkunde, die einmalig in der Vereinsgeschichte ist und Eric Hill als den treuesten Musiker des Musikvereins ausweist.

Auch beide Dirigenten und Heike Arnold wurden mit einem Präsent bedacht. Selbstverständlich wurde vehement eine Zugabe gefordert und auch gerne gewährt! Zusammen mit dem Jugendorchester wurde „Bei uns daheim“, ein eingängiger Marsch, gespielt, von Jonathan Schmieding dirigiert. Und bei uns daheim waren wir nach der musikalischen Reise auch angekommen. Die Bühne war bis auf den letzten Platz besetzt und auch das Zusammenspiel der beiden Orchester klappte wunderbar. 

Was fehlte beim Nachhausekommen von einer Weltreise und vor allem beim Neujahrskonzert in Sandhausen noch? Na klar, die badische Hymne, das Badnerlied. Also: Aufgestanden, voller Inbrunst gespielt und aus voller Kehle mitgesungen. Auf unsere Konzertbesucher ist halt immer Verlass, alle machten mit! Wieder einmal war ein tolles, kurzweiliges und unterhaltsames Konzerterlebnis zu Ende gegangen. Die Begeisterung war riesengroß und allen Musikerinnen und Musikern, auch den Dirigenten, hat es viel Spaß gemacht. Die enorme musikalische Bandbreite des Musikvereins und auch die musikalische Qualität, konnte überzeugen. Auch die geschickte Dosierung von kleinen Gags, trug sehr zur Unterhaltung bei.

Vielen Dank an alle Musikerinnen und Musiker für den enormen Einsatz. All die vielen Solisten können gar nicht einzeln benannt werden, bei so einer gemeinschaftlichen Meisterleistung. Danke auch an unsere vielen fleißigen Helferlein vor-, und hinter den Kulissen. Herzlichen Dank, dass wir immer wieder auf Euch zählen dürfen! Eine besonders großes Dankeschön geht an unsere zahlreichen Konzertgäste. Vielen Dank, dass Sie mit uns auf Reise gegangen sind und uns mit sehr viel Applaus belohnt haben!

Allzu lange brauchen Sie nicht auf ein Konzert unseres Musikvereins zu warten…unser nächstes „Konzert in der Kirche“, geht am 14. April 2019 um 16 Uhr, in der kath. Kirche in Sandhausen an den Start! Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!

Informationen und viele weitere Bilder zu dieser Veranstaltung sehen Sie auf unserer Homepage: www.musikverein-sandhausen.de

 

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